Amnion 2: Verbotenes Wissen
ist nicht hier. Er sitzt auf der KombiMontan-Station im Gefängnis. Man hat ihn nicht verhaftet, weil er das mit der Wühlknappschaft verbrochen hat, sondern infolge einer anderen, einer konstruierten Anklage verurteilt. Er ist der einzige Mensch im gesamten Human-Kosmos, den Nick mehr als die Polizei haßt. Hätte Nick vor deiner Geburt gewußt, daß Angus Thermopyle« – wieder sprach sie seinen Namen aus – »dein Vater ist, er hätte die Abtreibung mit blanken Händen vorgenommen.«
Plötzlich glitt die Tür beiseite, und Nick betrat die Kabine.
Dunkles Blut staute sich unter seinen Narben, unterstrich die Wut in seinem Blick. Sein Feixen glich einem Zähnefletschen. Er ballte beide Hände zu Fäusten.
»Morn?« fragte Davies besorgt. »Was war das?«
Daß seine Stimme aus der Interkom ertönte, überraschte Nick nicht.
»Du lebst wirklich gerne gefährlich, was?« schnob er Morn an. »Hast du dir überhaupt noch nie überlegt, daß du’s dir eigentlich gar nicht leisten kannst, ’s mit mir zu verderben? Ich hätt’s echt nicht nötig, mich mit dir herumzuärgern.« Ruckartig wandte er sich dem Interkom-Apparat zu. »Und genausowenig mit dir, du blöder Bankert.« Sein Zorn flammte auf wie ein Schweißlaser. »Ich könnte euch beide erschießen, und weder hier an Bord noch im VMKP-HQ würde irgend jemand deswegen auch nur müde den Arsch runzeln.«
»Versuch’s doch«, erwiderte Davies in augenblicklich entbrannter Streitbarkeit, einer offenkundig von seinem Vater geerbten Eigenschaft; um sich zu beherrschen, fehlte es ihm an Erfahrung. »Laß sich nur einen deiner Illegalen in meine Nähe trauen.«
Mit einem Faustschlag schaltete Nick die Interkom um.
»Liete«, schnauzte er, »sofort bei Davies den Interkom-Apparat außer Betrieb setzen! Er darf von nun an nichts mehr hören, hast du verstanden? Ich will nicht, daß er noch irgendwas hört.«
»Verstanden«, gab Liete gelassen durch.
Nick deaktivierte den Apparat und drehte sich wieder Morn zu.
Er hatte vor, sie zu schlagen: Sie wußte es. Sie sah es an der typischen Verspannung seiner Schultern, seiner insgesamt verkrampften Körperhaltung. Er kannte kein anderes Ventil. Er beabsichtigte zu warten und sie anzustarren, bis ihre Furcht sie lähmte. Dann würde er sie dermaßen prügeln, daß er ihr die Knochen im Leibe brach.
Vielleicht zerschlug er ihr Rippen; oder das Kinn. Wenn sie Glück hatte, zerschmetterte er ihr den Schädel.
Bring es hinter uns, hätte sie fast zu ihm gesagt. Ich bin es satt, dauernd darauf zu warten, daß du die Beherrschung verlierst.
Die Interkom verhinderte es.
»Nick.« Lietes gewohnter Stoizismus war einer gewissen Erregung gewichen. »Du wirst auf der Brücke gewünscht.«
Diese Mitteilung weckte Nicks Aufmerksamkeit. Er ging zu dem Apparat, drückte mit einem Daumen eine Taste. »Was ist los?«
»Wir haben Begleitung«, meldete die Zweite Offizierin. »Ein Amnion-Kriegsschiff. Es ist eben an der Grenze unserer Scanning-Reichweite in die Tard zurückgefallen. Es befindet sich auf einer Position zwischen uns und Thanatos Minor.«
Grob schaltete Nick den Interkom-Apparat ab und eilte zur Tür.
Ehe er dazu Gelegenheit hatte, Morn wieder einzusperren, folgte sie ihm zur Kabine hinaus.
18
Sobald er Morn bemerkte, wirbelte Nick herum. »Gottverdammt noch mal, das ist doch…«
»Nick«, unterbrach ihn Morn atemlos vor Heftigkeit, »du brauchst mich.« Der Korridor war leer; wahrscheinlich konnte niemand belauschen, was sie sagte. »Kann sein, du überlebst die Verwicklungen mit den Amnion«, argumentierte sie, so schnell sie Worte fand. »Aber du kannst nicht mit einer Crew leben, die den Glauben an dich verloren hat. Du mußt mich bei dir haben. Um die Vorstellung zu stärken, daß wir zusammenarbeiten. Solange du vorspiegeln kannst, wir stünden auf derselben Seite, wird man dich auch weiter für Nick Succorso halten, der nie den kürzeren zieht.«
»Mit anderen Worten«, schnauzte er zurück, »du willst, daß ich dir Vertrauen schenke. Du hast wieder einmal direkte Befehle mißachtet, und trotzdem verlangst du von mir, alles zu riskieren, was mir geblieben ist, und mich darauf zu verlassen, daß du mich unterstützt.«
»Das war privat«, erwiderte Morn. Es hatte sie in Schrecken und Erbitterung versetzt, daß ihre Bemühungen, Davies zu helfen, von Nick gestört worden waren; in ihrer Wut interessierten sie keine Konsequenzen mehr. »Jetzt geht’s um öffentliches Auftreten. Daß das ’n
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