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Amnion 2: Verbotenes Wissen

Amnion 2: Verbotenes Wissen

Titel: Amnion 2: Verbotenes Wissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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längs mehr als eines Vektors erfolgte. Unwillkürlich fragte sie sich, ob Vector ihr die Wahrheit sagte – und wenn ja, warum.
    »Für ein Raumschiff ohne funktionierenden Ponton-Antrieb haben wir uns ’n langen Flug vorgenommen, hab ich den Eindruck«, bemerkte sie. »Wohin fliegen wir denn?«
    »Dorthin wo wir Reparaturen ausführen lassen können«, antwortete der Techniker lakonisch. »Wir müssen zu ’ner Raumwerft, wo man uns den Ponton-Antrieb in Ordnung bringen kann.«
    Verblüfft sah Morn ihn an. Außer der KombiMontan-Station selbst kannte sie im für die Käptens Liebchen ausschließlich mit dem Pulsator-Antrieb erreichbaren Human-Kosmos nirgends eine Raumwerft. Die Höchstgeschwindigkeit des Raumschiffs mochte sich 150.000 Kilometern je Sekunde annähern; doch selbst diese Geschwindigkeit blieb lächerlich gering, verglich man sie mit den Lichtjahren zwischen den Sternen.
    »Welcher Raumwerft?« fragte Morn, indem sie jede Vorsicht außer acht ließ. »Wo soll sie sein?«
    Vektors Augen blickten so klar wie blauer Himmel. »Du weißt, daß ich dir das nicht verraten darf.«
    »Nein, weiß ich nicht«, erwiderte Morn. »So wie ich’s sehe, dürftest du dich wahrscheinlich gar nicht mit mir unterhalten. Solange du Dinge tust, die mir unverständlich sind, kannst du nicht erwarten, daß mir klar ist, was du darfst und was nicht.«
    Was sie ihm vorhielt, änderte nichts an seinem Lächeln. »Wie gesagt, wir werden lange durchs All kreuzen. Das heißt, wir werden uns alle so oft sehen und vermutlich auf die Nerven fallen, daß wir uns voraussichtlich irgendwann am liebsten gegenseitig massakrieren möchten. Also ist es für alle Beteiligten leichter, wenn wir uns die Mühe machen, zueinander freundlich zu sein.«
    Morn erwiderte sein Lächeln nicht. Vector Shaheed war, rief sie sich in Erinnerung, ein Mann. Genau wie Nick Succorso und Angus Thermopyle. Wenn er darauf Wert legte, ›freundlich‹ zu sein, wollte er von ihr etwas.
    Nick war sie zuzugestehen bereit, was er wollte. Im Interesse ihres eigenen Überlebens. Dafür hatte sie das Zonenimplantat-Kontrollgerät.
    Aber sonst niemandem. Keinem. Niemals.
    »Und das alles wird uns auf Weisung der VMKP zugemutet«, sagte Morn mit vorsätzlicher Kälte. »Um Ärger für Hashi Lebwohl zu verhüten, weil er der Strahlenden Schönheit Stationsvorräte untergeschoben hat. Pflichttreue ist ja ganz schon und gut, aber das geht doch wohl zu weit.«
    Im ersten Moment wirkte Vector perplex. Dann spiegelte seine Miene Verstehen. »Ach, deine Theorie lautet ja, Nick sei ’n DA-Agent. Jetzt versteh ich. Hör mal zu…«
    Er beugte sich vor, wohl um seinen nächsten Worten besondere Betonung zu verleihen, und nun verschwand das Lächeln aus seinem runden Gesicht. »An deiner Stelle tät ich mich nicht so auf diese Annahme stützen. Ich würde sie auch nicht noch einmal wiederholen. Es ist zu gefährlich. Daß du sie überhaupt erwähnt hast, war schon ’n Spiel mit dem Feuer.«
    Verdrossen schaute Morn ihn an. »Warum? Ich bin selbst Polizistin.« Sie hatte keinen Grund, um Vector zu trauen; und ebensowenig einen, ihm Vertrauen vorzutäuschen. »Weshalb sollte Nick sonst beschlossen haben, mich bei sich zu behalten, wenn nicht auf VMKP-Anweisung?«
    Unvermittelt stand Vector auf; er trat zu der Kaffeemaschine und füllte seinen Becher ein zweites Mal. Seine Bewegungen wirkten hölzern; als wären seine Gelenke eingerostet.
    »Nick hat dich aus persönlichen Gründen bei sich behalten«, sagte er, ohne Morn anzusehen. »Vielleicht wird er sie dir darlegen, falls ihm irgendwann mal danach zumute ist. Und was uns andere betrifft… Hier an Bord dieses Schiffs gibt’s niemanden, der die VMKP nicht haßt.«
    Eine Andeutung von Heftigkeit machte sich in seinem gewöhnlich von Gutmütigkeit geprägten Ton bemerkbar. »Und dafür haben wir unsere Gründe. Deine Anwesenheit stellt unsere Toleranz sowieso auf eine harte Probe. Wenn du versuchst, Nick deine Verbrechen anzuhängen, kann’s sein, wir jagen dich durchs Triebwerk.«
    »Verbrechen?« Vectors Ärger verscheuchte für den Moment Morns Verdruß; am Fragen hinderte er sie nicht. »Wovon redest du? Ich habe euch nicht darum gebeten, wegen der Strahlenden Schönheit ein abgekartetes Spiel anzuzetteln. Dazu hatte ich gar keine Gelegenheit. Das war nicht mein, sondern euer Verbrechen.«
    »Ich spreche von dem Verbrecherischen, das daraus besteht, eine Astro-Schnäpperin zu sein«, entgegnete Vector ohne zu zögern. Doch

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