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Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Titel: Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Ihnen als Alibi mitgegeben, damit Sie sich hier einnisten und versuchen können, sich ’ne Begnadigung zu verdienen.«
    Angus konnte nicht widerstehen: er zwinkerte verdutzt, als wäre er der größte Einfaltspinsel. Die Spannung, die vor der Bühne wuchs, ließ ihn kalt. »Ich staune Bauklötze. Woher wissen Sie das alles? Wie soll ich mir denn wohl diese ›Begnadigung‹ verdienen?«
    »Sie sind gekommen«, antwortete Nick Succorso, als hätte ihn unversehens äußerste Mordgier gepackt, »um Morn Hyland zu befreien. Ich überlasse sie Ihnen, wenn Sie das Problem beheben, das ich mit dem Kassierer habe. Sonst kriegen die beschissenen Amnion sie« – seine Stimme kiekste, als er seine Neigung zum Schreien bändigte –, »wenn ich meine Haut nicht anders retten kann, und dann haben sie ’ne verfluchte Polizistin zum Rumpfuschen.«
    Mit einem Schlottern, das ihr sichtlich durch Mark und Bein bibberte, packte die Frau das Messer fester. Während sie die Schneide an ihre Haut setzte und sich die rechte Brust abschnitt, nahm Milos Taverner sich die Nik aus dem Mund und grub die Zähne in die Knöchel seiner Finger.
    Blut sprudelte aus dem Einschnitt, rann der Frau über den Leib; Blut sickerte aus ihren Lippen, die sie sich zerbiß, um nicht aufzuheulen. Kaum war ihre rechte Brust dumpf auf den Boden der Bühne geklatscht, machte sie sich ans Abschneiden der linken Brust.
    Zittrig rückte Taverner seinen Stuhl herum und wandte der widerwärtigen Schaustellung den Rücken zu. Mit beiden Händen hob er sein Glas an den Mund und trank es leer. Dann klemmte er wieder die Nik zwischen die Lippen, saugte neuen Rauch in die Lungen.
    »Verziehen Sie sich, Succorso«, sagte er, als hätte er soeben eine Wunde erlitten oder einen Orgasmus gehabt. »Hauen Sie ab und lassen Sie uns in Ruhe. Sie sind vollständig übergeschnappt. Wir haben mit Ihnen nichts mehr zu besprechen.«
    An Morn mochte Angus nicht denken; er konnte es nicht verkraften. Nick Succorso war ohne weiteres dazu fähig, sie den Amnion auszuliefern. Dann wäre sie unwiderruflich verloren. Und Angus konnte dagegen nichts unternehmen, er vermochte dagegen nichts zu tun, selbst Min Donner hatte keine Möglichkeit gehabt, um seinen Data-Nukleus auf Morn Hylands Rettung umzuprogrammieren. Paretische Glut durchloderte seine Arme, bis die Zonenimplantate sie erstickten; Tollwut verursachte ihm Herzstiche, bis die Z-Implantate sie zähmten. Morn, dachte er, ach, Morn! Aber er blieb außerstande zum Handeln, konnte sich nicht einmal etwas anmerken lassen. Er unterlag dem Joch seiner Programmierung, die der Kluft zwischen den Dimensionen an gefühlloser Grausamkeit nicht nachstand.
    Aus unmenschlicher Wut und wildem Aufbegehren einem Schlaganfall nahe, beobachtete er im Augenwinkel die Frau auf der Bühne, während er gleichzeitig Nick Succorso im Augenmerk behielt. Er hatte schon früher Selbstverstümmelungsdarbietungen gesehen. Nachdem die Frau auch die linke Brust abgesäbelt hatte, schlitzte sie sich den Bauch auf, so daß ihr die Därme an den Beinen herabglitschten. Anfangs blutete sie wie eine Sau. Doch jetzt verstand Angus, welchen Zweck ihre Implantate erfüllten. Die Nodi, die er wahrnahm, waren Klemmen. Sobald der erste, dramatische Blutschwall verspritzt war, schlossen sie die Hauptschlagadern, damit sie nicht übermäßig viel Blut verlor; nicht starb, ehe man sie zu den Chirurgen schaffte. Hatte man sie geheilt, war sie bereit für den nächsten Auftritt.
    Etliche Leute applaudierten, während die Assistenten die Verstümmelte hinausschleiften und die Bühnenbeleuchtung schwächer wurde. Irgendwo im Lokal kotzte jemand.
    … ein Verbrechen an Ihrer Seele begangen.
    Ohne Vorwarnung öffnete sich in Angus’ Bewußtsein ein Fenster – klaffte die finstere Schnittstelle zwischen seinem Geist und dem Data-Nukleus. Ihm war, als stürzte er in die Lücke zwischen dem, was er wußte, und dem, was er leisten konnte, fühlte sich dabei, als ob er in die Tach überwechselte: ein weltallschwarzer Strom von Möglichkeiten und Zwängen schien ihn auf eine gänzlich neue Daseinsebene zu erheben.
    Damit muß Schluß sein.
    Es geschah ohne jede Beteiligung seines Willens, daß er vor Nick Succorso den Handteller auf die Tischplatte senkte, als legte er ein Versprechen ab. »Abgemacht«, sagte er. »Wir holen Ihnen Davies raus. Dafür lassen Sie uns Morn.«
    »Thermopyle, Sie Lump!« krächzte Taverner, als hätte er sich in der nach dem grellen Scheinwerferlicht scheinbar

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