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Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Titel: Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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unterdrückt. Verboten.«
    Langsam sank Vertigus das Kinn abwärts.
    »Ich bin dabeigewesen«, erklärte Min in harschem Ton, »als die VMKP-Leitung das Thema diskutiert hat. Direktor Lebwohl legte uns einen Bericht über den Forschungsstand vor. Direktor Frik vertrat die Auffassung, die Forschungen müßten unterbunden werden.« In der Hölle soll er schmoren. »Zur Begründung führte er an, so ein Serum sei eine Bedrohung der VMKP selbst. Erstens müßte ein Immunitätsserum die Amnion zur Lossagung von ihrem friedlichen Imperialismus und zum Riskieren eines offenen Kriegs zwingen.« Höhnisch verzog Min das Gesicht. »Zweitens argumentierte er, ein Serum würde die ›Unentbehrlichkeit‹ der VMKP und ihren Status als ›moralische Instanz‹ untergraben, die Folgen seien verminderter politischer Rückhalt und verringerte Etats, und in letzter Konsequenz wäre die VMKP dann weniger dazu fähig, einer realen Kriegsgefahr entgegenzuwirken.«
    Wir haben so lange darauf gewartet, hatte Godsen Frik geäußert, nun können wir ruhig noch ein bißchen länger warten.
    »Warden Dios hat sich Friks Ansicht angehört.« Ihre Verärgerung darüber konnte Min nicht leugnen; doch sie gab sich alle Mühe, um sie zu verhehlen. »Er hat sich die Meinung aller Direktoren vortragen lassen.« Von mir hat er zu hören bekommen, daß es ein Verbrechen an der Menschheit ist, die Forschungen zu sabotieren. »Dann hat er Intertech die Genehmigung zur Fortsetzung der Forschungen erteilt. Frik war deswegen außer sich vor Wut. Er drohte Dios, sich über ihn ›hinwegzusetzen‹. Und eine Woche danach wurden die Forschungen abgebrochen. Auf Warden Dios’ Anordnung. Nachdem Frik sich über seinen Kopf hinweg an Holt Fasner gewandt hatte, war derartiger Druck auf den Polizeipräsidenten ausgeübt worden, daß er von seiner Einschätzung abweichen mußte.«
    Dem Konzilsdeputierten stand der Mund so weit offen, als hätte er seine Mandeln verschluckt. »Wollen Sie damit behaupten«, schnaufte er, »Holt Fasner hätte die Forschungstätigkeit persönlich untersagt? Können Sie das beweisen?«
    Min schnitt eine Miene des Unmuts. »Natürlich nicht. Das alles ist hinter meinem Rücken passiert. Und unter der Anordnung befand sich Warden Dios’ Unterschrift. Sie haben mich nicht gefragt, warum ausgerechnet ich Sie aufsuche, aus eigenem Antrieb, ohne irgend jemandes Erlaubnis oder Billigung.«
    Ihre Stimme verfiel in einen noch rauheren Ton. »Jetzt wissen Sie es. Ich bin Polizistin, Kapitän Vertigus. Ich glaube an die Richtigkeit dessen, was ein Polizist zu tun hat. So etwas jedenfalls ist es meines Erachtens nicht. Ich will diesem Verhalten, wenn ich’s irgendwie kann, einen Riegel vorschieben. Ich glaube, ein ähnlich typischer Fall« – ihr Tonfall grenzte jetzt an Schroffheit – »war die Videokonferenz. Der Polizeipräsident hat den Eindruck eines Mannes ohne Moral und ohne Skrupel hinterlassen. Aber er ist kein solcher Mensch.« Egal welche Zweifel sie hegen mochte, aufgrund dieser Überzeugung handelte Min. »Aber solange die Polizei zur VMK gehört, solange der Drache die Macht hat, ihre Politik zu bestimmen und ihre Umsetzung zu erzwingen, ist der wahre Polizeipräsident der VMKP nicht Warden Dios, sondern Holt Fasner. Darum ist diese Gesetzesvorlage nötig. Sie soll die Polizei dafür freimachen, etwas zu schützen, das größer und kostbarer ist als Holt Fasner und die Vereinigten Montan-Kombinate.«
    Nun nickte Kapitän Vertigus. Bedächtig schloß er den Mund.
    »Weiter«, forderte er Min auf, nachdem einige Augenblicke lang Schweigen geherrscht hatte.
    Min krampfte sich der Magen zusammen. »Als ich Sie vor der Konferenz angerufen habe, war es mir noch nicht so eilig. Da ging es mir nur um Ihren Beistand, nicht um unverzügliche Maßnahmen.« Ein Teil ihres Mißmuts galt ihr selbst. Lügen zu erzählen, war ihr verhaßt. »Aber während der Konferenz bin ich zu der Ansicht gelangt, daß jetzt die beste Chance auf Erfolg bestehen könnte, die sich jemals bietet.«
    Wenigstens das entsprach der Wahrheit.
    »Sie brauchen mir nicht zu sagen, daß der Drache sich gegen ein Trennungsgesetz mit allem wehren wird, was er zur Verfügung hat. Die VMK mag der bedeutsamste Faktor im Human-Kosmos sein, aber sie ist vollkommen, mitsamt allem, was Fasner anpackt, besitzt und will, von der Polizeiorganisation abhängig. Seine größte Macht rührt daher, daß die VMKP für das Überleben der Menschheit unverzichtbar notwendig ist, und er hat

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