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Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Titel: Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Dankbarkeit grenzte. Als sie ihm die Freiheit raubten, hatten sie ihn gleichzeitig in ein Wunderwerk verwandelt.
    Einen so überschwenglichen Gefühlszustand hatte er nicht mehr erlebt, seit ihm von einem Amnioni gezeigt worden war, wie er den Data-Nukleus der Strahlenden Schönheit umschreiben konnte.
    Diese Befähigung hatte er sich durch ein Verbrechen erhandelt, das bei der VMKP wahrscheinlich als die scheußlichste Untat seiner Kriminellenkarriere eingestuft worden wäre; ein Verbrechen, über das sie jedoch bis auf den heutigen Tag nicht Bescheid wußte, denn keine Instanz, von der er je verhört worden war, hatte über ausreichende Informationen verfügt, um in diesem Zusammenhang zielgerechte Fragen zu stellen. Mit rücksichtsloser Brutalität hatte er einen der großen, für den Güterverkehr innerhalb eines Sonnensystems gebauten Frachtschlepper gekapert; doch er hatte seine Zeit nicht mit der eigentlichen Fracht verschwendet. Statt dessen hatte er die Überlebenden, achtundzwanzig Männer und Frauen, in einen Laderaum der Strahlenden Schönheit gesperrt und sie in Kassafort direkt an die Amnion verkauft.
    Für eine so erkleckliche Beute war er von den Amnion mit dem Wissen belohnt worden, das ihn seither stets am Leben erhalten hatte. Offensichtlich hatten sie angenommen, daß er die Informationen an andere Illegale weiterverkaufte und dadurch dem Verteidigungspotential der Menschheit unermeßlichen Schaden verursachte.
    Die Erinnerung daran rief bei Angus selbst jetzt noch ein heißes Gefühl grimmiger Genugtuung hervor, so suchterzeugend wie die Bedienung einer Materiekanone und nicht weniger verzehrend als ihr Feuer.
    »Hören Sie doch endlich mal zu«, quengelte Taverner hartnäckig. »Voraussichtlich kostet dieser Schwachsinn uns das Leben. Auf alle Fälle wird man uns erwischen. Wenn Sie mir nicht sagen, was Sie vorhaben, weiß ich nicht, was ich tun, wie ich mich verhalten soll… Dann weiß ich nicht, wie ich Sie unterstützen kann.«
    Noch weitgehend im Bann seiner Übererregtheit, die den schönsten Triumphen seiner Bosheit glich, blieb Angus stehen und drehte sich um. Ungeachtet der Menge von Vergnügungssuchenden und Straßenhändlern, der chaotischen, grellen Reklame, der einladenden Offenheit der Türen und des gelegentlichen Schubsens umklammerte er mit einer Faust Taverners Arm und preßte ihm mit der anderen Hand die schwammigen Backen zusammen, so daß sich ihm der Mund wie zu einem lächerlichen Kuß verquetschte.
    »Also, passen Sie gut auf.« Angus’ Interncomputer verlangte keineswegs von ihm, seinen Ersten Offizier moralisch aufzurichten. »Ich erklär’s Ihnen nämlich bloß einmal. Ich brauche Sie nicht. Sie sind hier völlig unwichtig. Ich nehme Sie nur mit, weil ich Sie nicht wegschicken kann. Die Halunken, die uns das alles angetan haben, vertrauen Ihnen zuwenig, als daß Sie sich aus meinen Augen verziehen dürften. Sie haben nichts anderes zu tun, als bei mir zu bleiben, und zwar dicht hinter mir. Ganz dicht.« Er grinste und drückte Taverners Wangen fester. »Wenn jemand auf uns schießt, verstecken Sie sich hinter meinem Rücken. Und halten Sie« – auch diese Ermahnung erachtete er als nötig – »das Maul. Jeder überflüssige Ton kann uns in Teufels Küche bringen.«
    Er fletschte Taverner die Zähne mitten ins Gesicht, ließ ihn los und zwängte sich zurück ins Gewimmel der Menschenmenge.
    Unterwegs spürte er seinen Ersten Offizier so dichtauf folgen, daß Taverners Brust seinen Rücken streifte. Er merkte Taverners verkrampfter Atmung Furcht an.
    Gut.
    Fast schwindelte ihm vor Erregung und Bewegungsdrang, während er seine Schritte zum nächsten Lift lenkte.
    Zufällig erwies sich, daß dieser Lift ausschließlich die Verbindung zwischen dem Vergnügungsviertel und Kassaforts Äquivalent eines Slums gewährleistete, den Wohnbezirken, in denen die Minderbemittelten der Station hausten. Aber das war Angus durchaus recht. Er und Taverner standen ununterbrochen unter Überwachung; noch konnte man feststellen, was sie unternahmen. Suchprogramme der Computer des Kassierers hatten die Möglichkeit, aus den Unmassen von Daten, die seine Melder und Observationsinstallationen sammelten, ihr Bewegungsmuster herauszusieben. Unter den gegebenen Umständen hatte Angus nichts dagegen, wenn der Kassierer erfuhr, wo er sich gerade umhertrieb. Wahrscheinlich mutmaßte der Kassierer, daß er in diesem miesen Viertel jemanden suchte, oder daß die Zusammenkunft mit Nick Succorso in

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