Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht
einem Vorhaben resultiert war, das es da zu erledigen galt.
Während Angus genüßlich in Taverners Beklommenheit schwelgte, führte er seinen Ersten Offizier durch die mit Dreck verkrusteten Flure, bis sie eine kleine Traube von Frauen und Männern sahen, die auf einen Lift zu den Docks warteten.
Taverner klebte nachgerade an ihm, als Angus sich mitten in das Grüppchen stellte. Sobald die Lifttür sich öffnete und die Leute sich hineindrängelten – während er und Taverner aus der Erfassung einer in den Aufnahmebereich der nächsten Optik wechselten – schaltete Angus das refraktive Störfeld ein.
Daß es funktionierte, bezweifelte er keinen Augenblick lang. Auf das, was seine Datenspeicher ihm über seine Ausrüstung mitteilten, war Verlaß. Fehlinformationen konnten seinen Tod zur Folge haben; damit wäre alles, was Dios und Lebwohl in ihn investiert hatten, vergeblich gewesen.
In der festen Überzeugung, daß er und Taverner jetzt für den Kassierer im Effekt unsichtbar waren, verließ Angus den Lift auf der Ebene der Docks. Aber er hielt sich dort nicht auf. Sein Drang nach Bewegung und Aktivität schwoll immer mehr an: am liebsten wäre er gerannt. Als platzte er schier vor Eifer, strebte er auf einen der öffentlichen Lifts zu, die Raumschiffsbesatzungen nahmen, um die Leitzentrale oder das Vergnügungsviertel aufzusuchen.
Von nun an mußte er vorsichtiger sein: vor Wachen schützte das Störfeld nicht. Und je näher sie beide sich zu den Lifts wagten, die bis tief hinunter ins Innerste des Planetoiden fuhren, um so mehr Posten begegneten sie. Allerdings schenkten die Wachen ihnen keine erhöhte Beachtung, ein Anzeichen dafür, daß sie bisher in bezug auf seine Überwachung keine speziellen Anordnungen erhalten hatten; dennoch verkörperten sie, schon allein wegen ihrer Augen und Schußwaffen, eine Bedrohung.
Angus’ Herz schlug schneller, seine Nerven wurden angespannter, als nähmen unbekannte oder bis dahin unbenutzte Systeme den Betrieb auf: computerunterstützte Reflexe, Entscheidungshilfe-Programme, Überlebensinstinkt-Verstärkungfunktionen. Ölige Schweißperlen sickerten Angus über die Schläfen.
Dort: ein Lift, der hinführte, wohin Angus wollte.
An der Lifttür stand ein Wächter, der aus Augen, die so leer waren wie eine Pistolenmündung, ins Nichts glotzte. Drei Personen warteten auf die Liftkabine; aufs Aufgleiten der Türflügel.
Den Anzeigen der Kontrolltafel ließ sich entnehmen, daß der Lift aufwärts fuhr.
Um so besser.
Als die Tür sich öffnete, kam ein halbes Dutzend Männer und Frauen aus dem Lift. Milos Taverner an den Fersen, betrat Angus gemeinsam mit den anderen Passagieren die Liftkabine.
Eine Etage höher verließen ein Mann und eine Frau den Lift.
Zwei Etagen darüber stieg auch der dritte Passagier aus.
Und niemand stieg zu.
Jetzt.
Kaum hatte die Tür sich wieder geschlossen, schickte er die Liftkabine per Tastendruck weiter nach oben. Dann schoß er einen präzise gezielten Laserstrahl in die Kontrolltafel und brannte eine Lücke in die Schaltkreise des Alarmgebers.
Dank dieser Vorkehrung ertönte weder in der Liftkabine noch in der Leitzentrale ein Warnsignal, während er sich mit den Bremsvorrichtungen befaßte, mit denen sonst die Wartung den Lift außer Betrieb setzte.
Für zumindest einige wenige Minuten hatte er einen Privatlift zur Verfügung.
Vorsichtshalber legte er Taverner kurz die Hand auf den Mund, um ihn an die Notwendigkeit des Schweigens zu mahnen. Danach ließ er die Liftkabine mit solcher Geschwindigkeit nach unten sausen, hinab zum Kern des Felsbrockens, daß die Abwärtsfahrt wenigstens ansatzweise an freien Fall erinnerte. Dort hinunter, wo es nichts gab außer dem Kassierer in seinem Panzergewölbe und Kassaforts Fusionsgenerator.
Milos Taverners Gesicht sah aus, wie sich Angus’ Mund anfühlte: verquollen vom Elend, grau wie von verriebener Asche. Sehr gut. Angus fletschte die Zähne und schaute zu, wie die Kontrolltafel die Etagen abzählte.
Er wußte, in welcher Etage er stoppen mußte. Die Erinnerung an die Zeitspanne, die er dort zugebracht hatte, standen an Lebendigkeit keineswegs der gegenwärtigen Aktualität seiner Datenspeicher nach. Bestimmt erinnern Sie sich an Morn Hyland. Er hatte ausschließlich lebhafte Erinnerungen. Sie hat ’n Kind gekriegt. Natürlich gab es keine Garantie dafür, daß der Kassierer noch dieselben Zellen benutzte. Deshalb sind wir in Station Potential gewesen… Um ihren Jungen im
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