Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht
irgendeine Weise bedrohte, griff er dem Mann in eine Tasche der Bordmontur und holte ein Päckchen Niks heraus. Er hielt es dem Mann vors Gesicht, als wollte er ihn höhnisch auffordern, es sich zurückzuerhaschen.
Der Mann duckte sich, verdrehte die Augen. Doch er schnappte nicht nach dem Päckchen, und ebensowenig wich er Angus von der Pelle.
Sobald die Türflügel beiseiterollten, taumelten Davies und der andere Mann gewohnheitsmäßig vorwärts. Mit unerhörter Kraft hielt Angus sie zurück…
… bis er sich davon überzeugt hatte, daß keine Personen im Korridor standen, die den Lift zu benutzen beabsichtigten, niemand auf ihn wartete.
Dann warf er mit einer knappen Handbewegung die Packung Niks am oberen linken Winkel des offenen Ausgangs in den Korridor hinaus.
Davies wurde erst klar, daß man den Lift bewachte, als ein Posten vortrat, um den unvermutet über seinen Kopf hinweggesegelten Gegenstand in Augenschein zu nehmen.
In dem Augenblick trieb Angus seinen Begleiter und Davies aus der Liftkabine. Ehe der Wächter sich umdrehen konnte, berührte Angus’ Faust den Mann an der Wirbelsäule.
Der Wächter kippte aufs Gesicht. Ein-, zweimal zuckte er, dann lag er still. Ein kleines Rauchfähnchen quoll aus seiner Kleidung empor und verwehte.
Schweiß glänzte auf Angus’ Wangen. Mit wildem Grinsen hetzte er Davies und den Mann den Flur entlang.
Nach zwanzig Metern bogen sie um eine Ecke. Dort lagen die Lifts zur Privatdomäne des Kassierers außerhalb der Sicht.
Warum? kreischte Davies lautlos, aber voller Gequältheit. Warum habe ich mir so etwas von dir gefallen lassen?
Was hatte Nick ihm erzählt? Er hat ihr, um sie unter der Knute zu behalten, ein Z-Implantat eingesetzt. Er hatte über Morn gesprochen, als wären sie und Davies nicht dieselbe Person. Danach hat er sie geschwängert. Das Ganze ist eine jämmerliche Geschichte, Davies. Sie ist von ihm aufgegeilt worden, bis sie mit ’m Vakuum-Saugschlauch zu bumsen bereit gewesen wäre, und dann hat er sie dumm und dämlich gerammelt. Wochenlang hat er sie dazu gebracht, alles zu tun, was er sich je erträumt hatte. So jemand ist dein Vater, Davies. Das ist die Sorte Mensch, die du bist.
Nick hatte noch mehr gesagt, nämlich daß sie inzwischen daran Vergnügen hatte. Kaptein Thermogeil hatte sie dermaßen degradiert, daß ihr dieser Zustand behagte… Zum Schluß gefiel’s ihr so sehr, daß er ihr sogar beruhigt das Kontrollgerät des Z-Implantats anvertrauen konnte… Es machte ihr Spaß, an sich selbst herumzuprobieren.
Aber das war es nicht; das war es nicht, an was sich Davies entsinnen mußte. Den Springfluten der Erinnerungen, die ihn durchschäumten, fehlte ein zentrales Darum.
Und genau darauf konnte er absolut nicht verzichten.
Gleichzeitig graute ihm davor dermaßen, daß es ihm nicht gelang, seinem Gedächtnis diese Information abzuringen; er schaffte es nicht, sie aus dem blinden Fleck seines Erinnerungsvermögens zu bergen, um den Furien ins Gesicht zu blicken, sie zu erkennen und zu zähmen.
Während er bei Verstand zu bleiben sich abmühte, verdeutlichte er sich die Ereignisse der Gegenwart lange genug, um zu begreifen, die gesamte Situation hätte eigentlich unmöglich sein müssen. In Kassafort wimmelte es von Observationsinstallationen. Weshalb reagierte der Kassierer nicht? Uns visuell tarnen… Wie? Und wenn sie unsichtbar waren, warum hatte Angus den Wachtposten getötet?
Unmöglich oder nicht, dem Anschein nach bewährte sich Angus’ Tarnmethode. Aneinandergeklammert näherten sie sich zu dritt, indem sie schwankten wie Betrunkene, die sich nach einer Sauftour gegenseitig stützen mußten, einem als Rezeption bezeichneten Bereich. Dort hielten sich einige Männer und Frauen auf; doch ihre Aufmerksamkeit war auf die Computerterminals gerichtet. Und es gab Wachtposten, mehr Wächter, als Davies auf die Schnelle zählen konnte. Aber ausnahmslos hatten sie den dösigen Blick von Menschen, die sich durch unzureichende Dosen dieser oder jener Stimulantien wachhielten. Dank der Weise, wie Angus und sein Begleiter Davies zwischen sich mitschleppten, die Köpfe gesenkt, die Gesichter fast einander zugewandt, sahen die Posten das Trio vielleicht zu undeutlich, um es zu identifizieren.
Nachdem sie die Rezeption passiert und den Flur betreten hatten, der zu den Astro-Parkbuchten führte, waren sie wieder unter sich.
In Abständen zweigten die Gänge zu den einzelnen Parkbuchten ab. An diversen Zugängen zeigten Sichttafeln
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