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Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Titel: Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Bursche ist verrückt. Will er nicht befreit werden?«
    Knurrend vor Erbitterung zog Angus seinen Sohn von der Wand weg und versetzte ihm, indem er ihn ein zweites Mal herumriß, einen hinreichend kraftvollen Boxhieb ins Zwerchfell, um seine Gegenwehr zu brechen. Während Davies vergeblich nach Luft schnappte, grapschte Angus nach dem anderen Mann, zerrte ihn mit einem Ruck näher an sich heran.
    »Helfen Sie mir, ihn zu bändigen!« raunte Angus hitzig. »Wir müssen dicht beisammen bleiben. Wenn er noch mal die Fresse aufsperrt, stopfen Sie ihm von mir aus die Faust hinein.«
    Als wäre er stark genug, um sie beide zu tragen, schwenkte Angus den zweiten Mann und Davies auf die Tür zu.
    Davies torkelte, doch Angus und sein Begleiter verhinderten, daß er niedersackte: er zwinkerte sich das Blut aus den Augen und blieb auf den Füßen.
    Halb trugen, halb schleiften die beiden Männer ihn in einem Gezappel von Armen und Gewirr von Beinen aus der Zelle und in eine offene Liftkabine.
    Morn mußte jemand anderes gewesen sein, ahnte Davies, ein Individuum außerhalb seiner selbst, aber er ersah keinen Unterschied.
    »Angus… «, sagte er. »Angus, hören sie zu! Ich kann Sie retten. Ich werde zu Ihren Gunsten aussagen. Wenn Sie wieder auf der KombiMontan-Station sind, wird man Sie der Verletzung des Startverbots anklagen. Ich bin bereit, Sie in Schutz zu nehmen. Eine echte Polizistin bin ich an sich nicht mehr, aber ich habe ja noch meine Id-Plakette. Ich sage aus, Sie wären auf meine Weisung hinabgeflogen. Und ich bestätige, daß wir kein Vorsorgungsschiff angetroffen haben. Daß es Betrug gewesen ist… und das andere Raumschiff ihn angezettelt hat. Ich werde empfehlen, Nick Succorso zu verhaften. Ihr Schiff kann ich nicht retten… aber Sie. Sie brauchen mir nur das Kontrollgerät auszuhändigen.« Seine heisere Stimme deutete das Maß seiner Notlage an. »Das Kontrollgerät des Z-Implantats.«
    »Du kannst nicht mehr richtig denken«, erwiderte Angus. »Du bist Polizistin. Wenn ein Polizist gegen das Gesetz verstößt, bewertet man das als viel schlimmer… Alles käme raus. Kann gar nicht ausbleiben. Und dann wärst du erledigt.« Seinem Tonfall nach hätte er genausogut in Tränen aufgelöst sein können. »Ich würde mein Schiff verlieren…«
    Wenn wirklich, wie Angus behauptete, in der Leitzentrale oder im Panzergewölbe des Kassierers Alarmsignale ertönte, könnte Davies sie jedenfalls nicht hören.
    In äußerster Hast stießen Angus und sein Kumpan ihn in den Lift. Schweiß spritzte von Angus’ Gesicht, als er zur Kontrolltafel herumfuhr, den Lift nach oben schickte. Ein roter Fleck kennzeichnete die Stelle, wo ihn hoch an den Backenknochen Davies’ Fingerknöchel geprellt hatten.
    »Es ist nicht mehr zu retten«, schrie Davies ihn in plötzlichem Zorn an, mehr als nur ein wenig verzweifelt. »Den Stationssicherheitsdienst kann ich abwimmeln. Auch die VMKP. Ich denke mir schon was aus. Aber für Ihr Schiff kann man nichts mehr tun. Es ist zu schwer beschädigt. Wir brauchen ja ’n Wunder, bloß um lebend zur KombiMontan-Station zurückzukehren. Bitte. Überlassen Sie mir das Kontrollgerät.« Jetzt flehte er unverhohlen. »Ich werde es nicht gegen Sie benutzen. Ich brauche es, um gesund zu werden.«
    Eine Hand um die Armlehne des Sessels geklammert, stellte Angus die Füße fest aufs Deck und versetzte Davies mit jener Art von Schwung einen Hieb, die Nick gefällt hatte, einen Schlag, in dessen Gewaltsamkeit er das ganze Gewicht seiner Existenz legte. Hätte der Sitz nicht einen Teil der Wucht gemildert, wäre Davies ohnmächtig geworden. Vielleicht hätte Angus ihm sogar das Genick gebrochen.
    »Gemeines Weibsstück! Mein Schiff gebe ich niemals auf.«
    Wer fragt dich denn danach, du widerlicher Drecksack? zeterte Davies bei sich. Wer hat dich gebeten, überhaupt am Leben zu bleiben? Succorso hätte dich, als er dazu die Chance hatte, zusammen mit deinem Kahn zu Schlacke einschmelzen sollen!
    Für Morn wäre es besser gewesen, hätte sie damals den Tod gefunden.
    Aber Davies schwieg, schloß die Worte und die Erinnerungen in seinem Schädel in ein lautloses Geschrei. Konvulsionen suchten sein Innenleben heim, ein Erdbeben der Innenwelt erschütterte ihn, und vom Gedächtnis ging nur ein Teil der quasitektonischen Gewalten aus, die Angus’ Auftauchen aufgewühlt hatte. Einen anderen Faktor gab das Stichwort Befreiung ab: Flucht vor dem Kassierer; vor den Amnion; vor Nick Succorso. Und Geräusche

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