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Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Titel: Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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ihm aus dem Wrack geborgen worden.
    Ihre ganze Familie ausgerottet.
    Davies Hyland kauerte sich nach Kinderart zusammen, sank auf den Boden der Liftkabine und rollte sich ein wie ein Fötus.

 
ANGUS
     
     
    Auf ihm fremdartige Weise betroffen von Davies’ extremer Reaktion, kaute Angus auf der Unterlippe und betrachtete seinen Sohn.
    Er hätte Daten über die Schnellwachstumstechnik gebraucht; wissen müssen, mit was er es zu tun hatte. Anscheinend hatte er richtig geraten. Davies war von den Amnion Morns Bewußtsein übertragen worden, wahrscheinlich weil Wissen, Ausbildung und Erfahrung nicht per Schnellwachstum erworben werden konnten. Und offenbar hatte irgendein Aspekt des Verfahrens – womöglich das Z-Implantat, vielleicht etwas anderes – Morn vor dem Irrsinnigwerden bewahrt, als man ihren Geist kopierte; vermutlich indem jene Erinnerungen blockiert worden waren, die die erlebten Schrecken und ihren Abscheu umfaßten. Jetzt waren diese Gedächtnisinhalte ihrem Sohn bewußt geworden.
    Seinem Sohn. Der Junge war ohne Frage sein Sohn.
    Ob richtig oder falsch, Mutmaßungen nutzten nichts. Sie erklärten Davies’ Kollaps, aber gaben keine Antwort auf die bedeutsameren Fragen.
    Sie wollen den Bengel haben. Sie möchten die Folgen untersuchen, die sich bei so einem Sprößling ergeben, dessen Mutter nicht um den Verstand gekommen ist…
    Völlig zusammengerollt lag Davies auf dem Boden des Lifts zu den Mittschiffsdecks. Blut verkrustete seine Stirn. Außer dem röchelnden Rasseln seiner Atemzüge gab er keinen Laut von sich. Doch wahrscheinlich dauerte es nicht mehr lange, bis er zu wimmern anfing; und dann war es nur noch eine Zeitfrage, bis er am Daumen lutschte.
    Wie groß waren die Chancen, daß die Amnion ihn auch in dieser Verfassung noch haben wollten? War es nicht wahrscheinlicher, daß er jetzt keinen Wert mehr für sie hatte?
    Falls ja, hatte Angus mit einem Mal kein Druckmittel mehr. Nick hatte keinen Grund, weshalb er Morn gegen schadhafte Ware eintauschen sollte.
    Und die Erinnerungen, die Davies so beeinträchtigten, waren von Angus selbst verschuldet worden.
    »Gottverdammter Hurensohn«, brummte er vor sich hin, während er über die Konsequenzen nachdachte.
    »Wer?« fragte Milos Taverner. »Er?« Die gelungene Rückkehr in die Posaune hatte ihn in einen Zustand unsteter Erleichterung versetzt. »Kommen Sie, Thermopyle, lassen Sie ihn in Ruhe«, sagte er, versuchte sein Selbstvertrauen wiederherzustellen. »Er ist nur ’n junges Bürschchen. Er kann nichts dafür, daß er wie Sie aussieht.«
    Voller Gram und Bitternis fuhr Angus zu Taverner herum. »Ich meine nicht ihn«, schnarrte er trotz blasiger Zunge, »sondern Succorso. Scheißkapitän Schluckorso. Sie können nicht denken, Taverner. So was ist gefährlich. Dadurch gehen Blödiane wie Sie übern Jordan.«
    Er trat zu Davies. »Helfen Sie mir, ihn raufzuschaffen. Wir bringen ihn auf die Steuerbrücke, bis ich weiß, was ich mit ihm mache.«
    Durch seine leicht euphorische Erleichterung wieder störrisch geworden, blieb Taverner, wo er stand. Zerstreut suchte er seine Nik-Packung. Als er begriff, daß sie fort war, verzog er das Gesicht zu einer fleischigen Grimasse.
    »Dann sagen Sie mir«, forderte er Angus halblaut auf, »an was ich nicht denke.«
    »Daß wir verarscht werden.« Die Schmerzen in seinem Mund reizten Angus nahezu bis zur Tollwütigkeit. »Um was soll’s Succorso dabei denn sonst gehen?« Er tat einen Schritt auf seinen Ersten Offizier zu. »Oder wissen Sie’s längst? Haben Sie darum vor dem Anlegen mit ihm kommuniziert? Um diese Schweinerei zu planen?«
    Taverner hob eine Hand, um Angus zurückzuhalten. Sein Blick drohte mit Jericho-Priorität-Befehlen. »Woher wissen Sie«, erkundigte er sich leise, »daß Succorso uns betrügt?«
    »Weil er gewisse Dinge geheimhält. Er hat verschwiegen, daß Davies mein Sohn ist. Und er hat nicht erwähnt, daß Davies die Bewußtseinsinhalte Morns verpaßt worden sind. Wie finden denn Sie das? Erweckt das bei Ihnen nicht den Eindruck, daß er uns übers Ohr hauen will?«
    Es sei denn, die Gaunerei betraf etwas auf einer ganz anderen Ebene; außer es handelte sich um ein viel raffinierteres und weitreichenderes Betrugsmanöver. In diesem Fall mochten die Einzelheiten, die Succorso über Davies unausgesprochen gelassen hatte, nur zur Ablenkung dienen.
    Milos Taverner senkte den Blick. Offensichtlich ohne sich dessen bewußt zu sein, durchsuchte er seine Taschen nach Niks. »Das sind

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