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Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Titel: Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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unternehmen, um die Lage zu bereinigen. Kassafort ist meine Station, Kapitän Thermopyle. Ich bin der Kassierer. Wenn Sie Ihre Schuld bei mir nicht begleichen, werden Sie keine Gelegenheit mehr erhalten, neue Fehler zu begehen. Antworten Sie sofort.
    »Scheiße«, murmelte Taverner, während er auf die Bildfläche starrte. »Woher weiß er, daß wir es waren?«
    »Er weiß es nicht«, schnob Angus. »Andernfalls wäre er schon dabei, unsere Schleuse aufzuschneiden. Aber er hat mitgekriegt, daß wir mit Scheißkapitän Schluckorso palavert haben, dem naheliegendsten Verdächtigen solcher ›Verstöße‹. Und ihm liegt ’ne Aufzeichnung unserer Aktivitäten vor, während wir auf Succorsos Nachricht warteten. Selbst wenn er hirntot wäre, müßte er sich fragen, was das alles zu bedeuten hat. Im Moment ist es am wichtigsten, ihm zu verheimlichen, daß wir an Bord sind.«
    Taverner besah sich Davies, als überlegte er, ob er ihn aus dem Andrucksessel wälzen sollte. »Wird er’s nicht auf alle Fälle merken?«
    »Irgendwann später schon«, räumte Angus ein. »Aber bis dahin sind wir den Jungen vielleicht los.«
    Falls Succorso nicht bloß einen Betrug angeleiert hatte.
    Falls die Amnion noch Wert auf Davies legten.
    Und falls Angus – diese unvermutete Erwägung schockte ihn wie ein Stromschlag – es verkraften konnte, ihnen seinen eigenen Sohn zu geben.
    Eine schwächere Ausgabe seiner selbst.
    Sein Leben lang war er vor dem Abgrund auf der Flucht gewesen. Konnte er nun Davies hineinstoßen? Seinen Sohn im Kinderbett im Stich lassen…
    … die mageren Hände und Füße an die Leisten gebunden…
    … während seine Mutter ihm Schmerzen zufügte…
    … ihm harte Gegenstände in den Hintern und in den Rachen rammte, mit Nadeln das Geschlechtsteil zerstach…
    … und lachte?
    Wie konnte er einen Teil seiner selbst diesem Schicksal überlassen?
    Möglicherweise gestattete sein Interncomputer ihm gar keine Wahl.
    Mit einem Mal fühlte er sich so matt, als wäre er eine Lusche wie Milos Taverner. Scheiße-Scheiße- Scheiße , sagte er sich, genau wie Taverner, weil ihm angesichts seines Dilemmas unversehens die Worte geradeso wie die Kräfte fehlten.
    »Ich will es hoffen«, sagte Taverner geistesabwesend. »Was machen wir nun?« fragte er danach.
    Angus’ Data-Nukleus kannte keine Rücksicht auf seine Schwäche; auch seinen Zonenimplantaten blieb sie einerlei. »Wir warten«, brummelte er, »bis wir von Scheißkapitän Schluckorso hören.«
    »Dann brauche ich erst mal neue Niks.« Taverner entfernte sich zur Konnexblende.
    Nur zu, dachte Angus gleichmütig. Rauch dir ruhig die Lungen kaputt. Vielleicht verreckst du an Krebs.
    Doch er bezweifelte, daß eine so erfreuliche Wende bevorstand.
    Allmählich klang Davies’ krampfhafte Atmung wie ein Todesröcheln.
    Untrennbar verschmolzen mit seinen cyborgischen Komponenten wartete Angus wie ein zugeschütteter Vulkan auf das Kommende.
    Mit neuen Niks kehrte Milos Taverner auf die Steuerbrücke zurück. Er qualmte wie eine brennende Ölquelle und tappte unaufhörlich in engem Kreis umher, schlurfte unentwegt an den Sichtschirmen und an der Konnexblende vorüber, als drehte sein Leben sich nur noch um Angus oder Davies.
    Nach zehn Minuten summte der Interkom-Apparat.
    Taverners Schritt stockte. Ruckartig hob Angus den Kopf.
    »Hier ist Succorso«, meldete sich mit aufreizender Gelassenheit eine Stimme. »Lassen Sie mich ein.«
    Er tippte an der Schleuse den vereinbarten Code, den Angus ihm zur sicheren Identifizierung genannt hatte, in die Tastatur des Interkom-Apparats.
    Ein Spasmus schüttelte Davies. Seine Atmung beschleunigte sich; doch seine Lider blieben fest zusammengekniffen. Die fötale Schutzhaltung lockerte sich nicht.
    Angus deaktivierte das Interkom-Signal. »Ich gehe«, sagte er zu Taverner. Er hätte die Schleuse von der Kommandokonsole aus öffnen können, tat es aber nicht. Statt dessen schwenkte er seinen Sitz und strebte zum Durchstieg. »Ich will diese Schweinebacke nicht im Schiff haben, solang ich ihn nicht Sekunde für Sekunde im Auge behalten kann.«
    Die Zeit, zeigte der Bordcomputer an, war 04:11:19.07.
    Angus schwang sich durch die Ausstiegsblende, eilte durch den Korridor, vorbei an der Kombüse der Posaune, an Krankenrevier, Waffenkammer und Computerräumen, betrat die Liftkabine. Sein Herz hämmerte, während sein Gehirn sich mit blitzschnellen Abwägungen beschäftigte. Die Observationsinstallationen hörten Succorsos Stimme; sie würden

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