Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Titel: Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
dazu durchringen mochte, ihm eine Josua-Order zu erteilen.
    Diese Unvorsichtigkeit durfte er nicht zulassen.
    »Es reicht, Scheißkapitän Schluckorso«, brummte Angus. »Sie sollten nun aufhören. Wenn Sie ihn zu Brei prügeln, wollen ihn bestimmt nicht mal die Amnion noch haben.«
    Succorsos Blick streifte Angus, er bleckte die Zähne.
    Abermals schlug er Davies ein-, zwei-, dreimal, so daß das Blut nur so spritzte. Geringfügig lockerte sich Davies’ Griff; seine Arme drohten zu erlahmen…
    In dieser Sekunde entfiel in Angus’ Kopf eine Restriktion. Zwischen zwei Augenblicken entfaltete seine Programmierung eine neue logische Baumstruktur. Neue Implikationen wurden Beurteilungen unterzogen: neue Parameter angelegt.
    Davies war Morns Sohn.
    Josua war hier, um Morn zu retten.
    Folglich mochte alles, was für sie einen Wert hatte, was sie benötigte oder was ihr gehörte, wichtig sein; es könnte entscheidungsträchtige Bedeutung haben.
    Wie ein Blitz schoß Angus aus seinem Andrucksessel.
    Ehe Nick ein viertes Mal zuschlagen konnte, packte Angus ihn am Kragen der Bordmontur, riß ihn hoch und schleuderte ihn gegen das hintere Schott der Steuerbrücke.
    Succorso krachte gegen die Wand, zappelte wild, kam mit den Füßen auf. In wüster Verzweiflung, schließlich am Ende seiner Belastbarkeit angelangt, ging er auf Angus los, als müßte er um jeden Preis beweisen, daß Kapitän Nick Succorso nie unterlag.
    Viehisch aufknurrend, versetzte Angus ihm mit einer durch eingepflanzte stählerne Streben und Platten verstärkten Faust – einer Faust, die im Effekt so massiv war wie ein Wackerstein – eine Gerade direkt gegen die Stirn.
    Wie ein Stier im Schlachthaus brach Succorso in die Knie.
    Er brach nicht zusammen; doch seine Augen waren glasig geworden, der Kopf wankte ihm auf den Schultern. An seinen Armen zuckten die Hände wie sterbende Fische.
    Angus empfand einen Schwall purer Freude, so rein wie Laserlicht, so vergnüglich wie das Feuer einer Materiekanone. »Das war’s zweite Mal, Succorso.« Zweimal hatte er Nick Succorso mit roher Gewalt bezwungen. »Das dritte Mal tippe ich Sie nicht bloß an. Dann schlag ich Ihnen den häßlichen Kürbis entzwei.«
    Während er noch nach mehr Gewalttätigkeit hechelte, beugte er sich über Davies, um nachzusehen, in welcher Verfassung sich der Junge befand.
    Zwar sprühte sein Mund beim Atmen blutigen Schaum, bezeugten seine Augen tiefe Benommenheit, doch er war bei Besinnung. Seine Hände tasteten nach Angus, die Finger verkrallten sich seine Ärmel. Matt bewegte er die aufgeplatzten Lippen, als versuchte er etwas zu sagen.
    »Mein Vater…«, vermochte er zu guter Letzt hervorzustöhnen. »Alle sind sie…« Er ächzte. »O Gott…«
    Mit rauhem Zugriff hob Angus ihn vom Deck hoch. Er überlegte, ob er ihn ins Krankenrevier befördern sollte, aber verwarf den Gedanken. Er benötigte Antworten, und zwar sofort. Indem er den Jungen halb trug, schleifte er ihn zurück zu Taverners Andrucksessel und setzte seinen Sohn hinein.
    Die Hände um die Armlehnen des Sessels gelegt, blickte er Davies ins Gesicht.
    »Paß auf. Du mußt versuchen, den Überblick zu behalten. Das war damals. Ich bin jetzt. Und damals war es Morn. Hier, das bist jetzt du. Nur weil du dich an ihre Vergangenheit erinnerst, heißt das nicht, daß dir das gleiche zugestoßen ist. Klar?«
    Davies’ Kopf zuckte. Möglicherweise wollte er nicken.
    Angus richtete sich auf. Die Aufwallung genüßlicher Freude war verflogen. Seinen Sohn dermaßen zerschlagen und blutig zu sehen, ähnelte zu sehr seinem eigenen Anblick, wäre er im gleichen Zustand. Plötzliche Enge schnürte ihm die Kehle zu. Er schluckte energisch. »Dann laß uns nun mal versuchen, die ganze Sache auf die Reihe zu kriegen«, brummelte er. »Offenbar willst du nicht, daß ich Scheißkapitän Schluckorso gehen lasse. Soviel hab ich geschnallt. Also bleibt er erst mal da. Er bleibt hier, bis wir mit ihm fertig sind. Und nun sag mir, was, zum Henker, dein Verhalten zu bedeuten hat.«
    Leise stöhnte Davies. Auf seinen Lippen blähte sich eine blutige Blase und platzte. Dank einer derartig mühseligen Anstrengung, daß allein ihr Anblick Angus schier das Herz zu zerwringen drohte, kehrte ein Ausdruck annähernder geistiger Klarheit in seine Augen wieder.
    »Ich kenn ihn. Wir haben nicht bloß die ganze Zeit gebumst. Er hat viel geschwafelt. Oft hätte ich ihn liebend gerne nur umgebracht, um mir nicht sein Gefasel anhören zu müssen.«
    Neues Weh

Weitere Kostenlose Bücher