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Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Titel: Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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winzigen Lautsprecher stellte die Forderung voller mitleidloser Unerbittlichkeit.
    Milos’ Stimmbänder wollten ihm nicht gehorchen. Mehrmals schluckte er schwer. Einen Moment später gelang es ihm, seinen Namen zu röcheln.
    Nochmals ergab sich Schweigen. »Betreten Sie die Schleuse, Milos Taverner«, sagte die Stimme als nächstes mit den Untertönen ferner Todesdrohung. »Sie sind bei den Amnion willkommen.«
    Zum Summen der Servos öffnete sich die Tür.
    In der Schleusenkammer stand ein Mann, der den gräßlichsten Tiefen von Milos’ Alpträumen entsprungen zu sein schien.
    Teilweise war er Amnioni. Ein Auge und das halbe Gesicht waren noch menschlich, ähnlich wie die Brust, ein Arm und ein Großteil beider Beine. Das andere Auge hatte keine Lider, sondern sich den schwefelgelben Lichtverhältnissen angepaßt, in denen die Amnion lebten. Spitze Zähne füllten die lippenlosen Hälfte des Munds aus. Rost schien seinen nichtmenschlichen Arm zu überziehen; etwas wie Rost verkrustete ihm so stark beide Knie, daß dort das Material der fremdartigen, schwarzen Bordmontur hatte aufgeschnitten werden müssen, um ihm das Gehen zu ermöglichen.
    In seiner Menschenhand hielt er eine Atemmaske.
    »Willkommen, Milos Taverner.« Seine Stimme hörte sich nach dem Scharren einer Feile auf verrostetem Eisen an. »Der Einfachheit halber will ich Ihnen als meinen Namen Marc Vestabule nennen. Um Unannehmlichkeiten vorzubeugen, müssen Sie diese Maske anlegen.«
    Er streckte Milos die Atemmaske entgegen.
    Unwillkürlich schrak Milos zurück.
    »Milos Taverner, wir wissen nicht, warum Sie uns aufsuchen.« Die nur noch annähernd menschliche Reibeisenstimme schabte an Milos’ Nerven wie mit schartigen Fingernägeln. »Wenn Sie es wünschen, können Sie Ihr Anliegen hier vortragen. Allerdings ist es vermutlich ratsamer, sich zur Erörterung gewisser Angelegenheiten dem Erfassungsbereich der Überwachungsanlagen des Human-Stationsteils zu entziehen.«
    Sicherlich. Natürlich. Das leuchtete ein. Mit einer energischen Willensanstrengung meisterte Milos den Drang, sich einfach umzudrehen und fortzulaufen. Wenn aufgezeichnet wurde, was er zu sagen hatte, war das Leben Angus Thermopyles, Nick Succorsos und Davies Hylands keinen Pfifferling mehr wert; dann brachte der Kassierer sie ohne länger zu fackeln um. Und deswegen könnten dann die Amnion verstimmt sein; möglicherweise sogar gehörig verdrossen. Und vielleicht wäre Milos’ letzte Chance vertan.
    Irgendwie schaffte er es, weit genug vorzutreten, um die Atemmaske in Empfang zu nehmen.
    Marc Vestabule entfernte sich zur Rückseite der Schleusenkammer.
    Erneut schwindelte es Milos, während er die Atemmaske aufsetzte. Er wankte bis zur Tür. Dort blieb er stehen. Voller Panik klammerte er sich an den Türrahmen, verharrte auf der Schwelle; er konnte sich nicht zum Weitergehen überwinden.
    Vestabules Menschenauge blinzelte langsam, als wollte er Milos zuzwinkern, hätte jedoch vergessen, wie man so etwas machte. »Milos Taverner«, sagte er bedächtig, »Sie fürchten sich. Was verursacht Ihre Furcht? Sind Sie nicht ehrlich zu den Amnion gewesen?«
    Ehrlich gewesen? hätte Milos gerne geschrien. Wann hat irgend jemand mir je die Chance gelassen, ehrlich zu sein?
    Aber daß er jetzt solche Äußerungen von sich gab, war undenkbar; nicht wenn es ums Überleben ging. »Ich habe Ihnen immer die Wahrheit gesagt«, entgegnete er trotzig. Die Atemmaske dämpfte seine Stimme. »Es ist nicht meine Schuld, wenn manches, das ich für wahr gehalten habe, sich später als Lüge herausstellt.«
    Der Amnioni wirkte, als durchdächte er einen Moment lang die Implikationen dieser Einlassung. »Aber nachdem Sie die Wahrheit erfahren haben, kommen Sie nun, um sie den Amnion mitzuteilen«, antwortete er unter fortgesetztem Blinzeln. »Darum sind Sie, wie ich schon sagte, bei uns willkommen. Bitte betreten Sie die Schleuse.«
    Obwohl die Beklemmung ihm fast den Atem raubte, schob Milos Taverner sich nahezu gewaltsam über die Schwelle.
    Hinter ihm schloß sich die Tür, schnitt ihn von der Menschheit ab. Von nun an hatte er nichts mehr zu hoffen, außer daß die Amnion die Informationen zu schätzen wußten, die er für sie hatte.
    Kurz glitt ein vielfältig gemischter Helligkeitsschein über ihn hinweg: schwefelgelbes Leuchten, Scannerlicht, Dekontaminationsbestrahlung. Soviel man wußte, waren die Amnion gegen die Krankheiten und Parasiten der Menschen immun. Dennoch gingen sie kein Risiko

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