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Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Titel: Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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dieser Vorgänge möchten Sie als erstes sprechen?«
    »Ach, hören Sie auf.« Man hätte meinen können, daß Fasner sich köstlich amüsierte. »Sie wissen genau, wovon ich rede.«
    Innerlich einer Nervenkrise nahe, klammerte Godsen sich an seine Reflexe. »Da fällt mir sofort der Anschlag auf Kapitän Vertigus ein, Sir. Legen Sie Wert darauf, meine offizielle Verlautbarung über Beharrlichkeit und Zielstrebigkeit der VMKP-Ermittlungen zu erfahren? Oder wünschen Sie vielleicht meine Bemerkungen über die Effizienz des EKRK-Schutzdiensts zur Kenntnis zu nehmen? Mehr habe ich nämlich leider nicht zu bieten. Nur die Operative Abteilung oder Polizeipräsident Dios könnten mehr wissen, aber falls es sich so verhält, haben sie mich uninformiert gelassen.«
    »Mann, Mann, Sie sind ja heute in Höchstform«, spottete Fasner. »Fast könnte man glauben, man hätte den Kaze zu Ihnen geschickt.« Ohne Übergang verfiel seine Stimme in ein Knurren. »Nein, das ist es nicht, wovon ich spreche.«
    Godsen fuhr zusammen. Was blieb übrig? »Dann nehme ich an«, antwortete er so steif, als wäre er ein Pappkamerad, »Sie interessieren sich für die Videokonferenz des Polizeipräsidenten mit dem EKRK?«
    »Gut erraten«, bestätigte Holt Fasner in schneidendscharfem Ton.
    Godsen widerstand dem Drang, weitere Möglichkeiten aufzuführen. Damit hätte er den Drachen nicht abgelenkt. »Dann gehe ich davon aus«, sagte er statt dessen, »daß Sie schon wissen, was sich abgespielt, wer was zu wem geäußert hat, alles derartige…«
    Holt Fasner schwieg und wartete. Sein Schweigen erregte einen noch unheilvolleren Eindruck als seine Stimme.
    »Ich nehme an, Sie möchten von mir hören« – für den Moment lenkte Godsen ein –, »weshalb der Polizeipräsident so gehandelt hat. Was er sich davon verspricht.«
    Der Drache schwieg weiter.
    »Mr. Fasner…« Ohne dazu die Absicht zu haben, verstummte Godsen. Was konnte er noch sagen? Zumal über eine Kommunikationsverbindung, deren Benutzung man unvermeidlich irgendwo im VMKP-HQ aufzeichnete?
    Ich glaube, Warden Dios hat den Verstand verloren.
    Glänzende Stellungnahme.
    Ich glaube, er versucht die Abteilung Datenakquisition zu sabotieren. Er ist zu zimperlich, als daß ihm Aktionen gefielen, wie wir eine gegen Thanatos Minor eingeleitet haben, er will erreichen, daß so etwas für die Zukunft verboten wird. Hashi Lebwohl hat nur mitgemacht, weil er in seiner Überkandideltheit vor lauter Bäumen den Wald nicht sieht.
    Noch besser.
    Ich glaube, er will Ihnen schaden, Mr. Fasner, Ihnen und mir, vielleicht sogar allem, wofür die VMK steht, und Gott weiß warum.
    Nein, so etwas Fürchterliches durfte er unmöglich aussprechen. Allein eine solche etwaige Gefahr zu erkennen, wäre äußerst gefährlich.
    Für den Drachen war es typisch, daß er um die Sicherheitsinteressen anderer Leute keinen Deut gab.
    Godsen schluckte mühsam und fing von vorn an.
    »Aber ich sehe, Mr. Fasner, Sie haben gar nicht den Wunsch, darüber mit mir zu diskutieren. Auf alle Fälle weiß ich wahrscheinlich sowieso keine Antworten. Der Polizeipräsident hat es vorgezogen« – selbst jetzt setzte sein Hang zum Rhetorischen sich durch –, »mich in dieser Angelegenheit nicht ins Vertrauen zu ziehen.«
    Während Godsen schwitzte, blieb Fasner stumm. »Dann quasseln Sie nicht soviel«, entgegnete er schließlich mit unerwarteter Leutseligkeit. »Vermutlich haben Sie recht… Jedenfalls will ich es nicht auf diese Weise diskutieren. Schwingen Sie sich in ein Shuttle« – das war unmißverständlich ein Befehl – »und kommen Sie zu mir rüber.« Zu mir bedeutete nichts anderes als in die orbitale Konzernzentrale, die nur eine halbe Million Kilometer vom VMKP-HQ um die Erde kreiste. »Und zwar sofort. Sie können mir Ihren angeblichen ›Bericht‹ persönlich erstatten.«
    Aus völliger Rat- und Hoffnungslosigkeit schien Godsens Verstand abzuschalten.
    Sein Mund redete unentwegt – ob zu seinem Vor- oder Nachteil, mochte dahingestellt sein –, während sein Gehirn ihn im Stich ließ. Er konnte sich mit Leichtigkeit vorstellen, daß er sogar nach seinem Ableben noch weiterredete, den Flammen der Hölle pompöse Phrasen auftischte und derbe Standpauken hielt.
    »Ich kann nicht, Sir«, antwortete er ohne nachzudenken. »Leider ist das vollkommen unmöglich. Ich käme, wenn ich könnte, das wissen Sie sicherlich. Aber wir sind hier in einer Ausnahmesituation. Ich muß mich hier mit einer Katastrophe nach der anderen

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