Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Titel: Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
konnte?
    Woher nahm Warden Dios bloß den Nerv? Begriff er denn überhaupt nicht, daß Holt Fasner sein Chef war – daß der Drache ihn schlicht und einfach hinauswerfen konnte?
    Aber sollte Dios ihm, Godsen, vorher kündigen, und der Drache dachte gar nicht daran, für den Direktors des Ressorts Öffentlichkeitsarbeit den VMKP-Polizeipräsidenten zu opfern…
    Das war die Eventualität, auf die Godsen sich momentan konzentrierte, um nicht an die Gründe seiner eigentlichen Furcht zu denken. Ein Mann, den die VMKP wegen Insubordination gefeuert hatte – oder Schlimmerem –, gab kaum einen geeigneten Aspiranten ab, um Nachfolger Abrim Lens als Vorsitzender des Erd- und Kosmos-Regierungskonzils zu werden. Dann wäre all sein Ehrgeiz, ganz zu schweigen von seinen langen Jahren der Geduld und der Arschkriecherei, vergeblich gewesen.
    Die übrigen Möglichkeiten empfand Godsen als viel zu beunruhigend, um nur daran zu denken. Was sollte werden, falls dieser Treibsand aus Intrigen und Gegenintrigen sich als für ihn zu ausgedehnt erwies, als zu hinterfotzig und gefährlich? Wenn er nun darin versank? Hinausgeschmissen zu werden, könnte er überleben. Selbst wenn man ihn auf Holt Fasners Weisung feuerte, würde der Drache ihn nachträglich diskret dafür entschädigen. Aber wenn alle diese Machenschaften ihn statt dessen das Leben kosteten?
    Die neuen Befehle waren lebensbedrohlicher Natur. Godsen erkannte, daß sie eine Reaktion auf den gegen Sixten Vertigus gerichteten Anschlag darstellten. Ehe dieser Wirrwarr aus Lügen und Verrat entheddert war, blieben Menschen auf der Strecke. Irgendwo hatte man aufgrund irgendwelcher Erwägungen befunden, daß der Einsatz Tote lohnte.
    Godsen Frik hatte keine Lust, zum Schluß auch auf der Verlustliste zu stehen.
    Als stünde er unter einem Bann, las er den Textausdruck noch einmal, um zu verhindern, daß er sich der Frage zuwandte, ob seine Holt Fasner auf Warden Dios’ gelegentliche Kosten gehaltene Treue für den unbekannten Wahnsinnigen Anlaß genug sein könnte, um ihm den Tod zu wünschen.
    Oder ob er Dios’ so sehr mißtraute, daß er sich dazu durchrang, den VMKP-Polizeipräsidenten als Wahnsinnigen zu bezeichnen.
    Die Befehle waren nicht näher erläutert, jedoch auch für sich besehen vollkommen klar. Bis zur Erteilung gegenteiliger Order hatte Godsen Frik, Direktor des Ressorts Öffentlichkeitsarbeit der Vereinigte-Montan-Kombinate-Polizei, im VMKP-HQ zu bleiben.
    Was wollte Dios damit erreichen? Dagegen vorbeugen, daß Godsen in nächster Zeit einen seiner sporadischen Abstecher zu den Fleischtöpfen der Erde unternahm – Godsen hatte an solchen Ausdrücken Gefallen –, wo er vermutlich ein leichtes Ziel wäre? Wenn Godsen ehrlich war, sah er darin keine besondere Härte. Im Ressort Öffentlichkeitsarbeit wimmelte es von attraktiven Frauen – dafür hatte Godsen so gut gesorgt, wie es sich für den zuständigen Direktor gehörte –, und ein paar davon betrachteten aus eigenen Gründen umgekehrt sogar ihn als attraktiven Mann. Zwar fehlte es ihnen an der verführerischen Außergewöhnlichkeit der irdischen Fleischtöpfe, aber auf alle Fälle waren sie Frauen. Bei einigen von ihnen mußte sich der Aufwand auszahlen, ihnen etwas beizubringen.
    In der Freizügigkeit auf das VMKP-HQ beschränkt zu sein, bedeutete in gar einer erkennbaren Hinsicht eine Härte. Godsens Quartier war in genau dem Maß luxuriös, das seinem Selbstwertgefühl entsprach, auf eine Weise, die andeutete, daß er Wohlstand und Status gewöhnt, allerdings nicht ihr Sklave war; geräumige Zimmer standen ihm zur Verfügung, ausgestattet mit dezenter Kunst, geruhsamen Hologrammen, aber auch Computer- und Datenterminals sowie Sichtschirmen, möbiliert mit teuren, jedoch schlichten Teppichen, mit gediegenen Sofas, Sesseln, Tischen und Betten. Und sein Büro war nur spartanisch im Vergleich zu dem offiziellen Prunkbüro, das Warden Dios ausschließlich bei öffentlichen Anlässen benutzte. Er konnte alle Aufgaben seiner Funktion von seinem jetzigen Sitzplatz aus erledigen: Bulletins verfassen, Videokonferenzen veranstalten, Neuigkeitenjäger abblitzen lassen oder informieren, die ›Stimmen‹ im EKRK einzeln oder gemeinsam, durch verschlüsselten Richtstrahlfunkspruch oder Satellitenverbindung instruieren, die Politik seiner Direktorenkollegen unterstützen oder ihr entgegenwirken.
    Warum also hatte er das Gefühl, in einer Falle zu sitzen? Weshalb hatte er einen solchen Schiß?
    Weil soviel auf dem

Weitere Kostenlose Bücher