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Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Titel: Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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befassen. Mir blieb nicht einmal eine andere Wahl, als Anrufe des EKRK-Vorsitzenden abwimmeln zu lassen, können Sie das glauben? In der Minute, nein, in der Sekunde, sobald ich mich freimachen kann, bin ich umgehend bei Ihnen und…«
    »Godsen…« Die Stimme des Drachen traf ihn wie der Hieb eines Eispickels. »Hören Sie mit dem Geschwafel auf. Benutzen Sie Ihr Gehirn und versuchen Sie’s noch einmal.«
    Er kannte seinen RÖA-Direktor einfach zu gut. Das war eine der Eigenschaften, die Godsen an ihm weniger schätzte.
    Trotzdem schloß Godsen fügsam den Mund. Durch die Nase atmete er tief ein. Beim Ausatmen nahm er den Textausdruck der Anweisungen Dios’ zur Hand, als könnte bloßes Papier ihn vor Fasners Mißbilligung schützen.
    »Ich habe meine Befehle, Sir«, erklärte er etwas vorsichtiger. »Direkt von Dios. Ich muß bis zum Erhalt gegenteiliger Order im VMKP-HQ bleiben. Wenn ich es nun verlasse, ist er bestimmt nicht damit zufrieden, es als Insubordination einzustufen. Er wird’s als Dienstvergehen bewerten.«
    Holt Fasner stieß ein rauhes, belustigtes Lachen aus. »Und was glauben Sie wohl«, fragte er gedehnt, »als was ich es einstufe, wenn Sie sich weigern?«
    Godsen Friks Herz stockte.
    Da war es soweit. Ohne Vorzeichen, ohne Vorwarnung: die allesentscheidende Krise seines Lebens.
    Auf einer Seite: alle seine Ambitionen, dazu die vielen Opfer, die er schon gebracht hatte, um sie zu verwirklichen – all die Scheiße, die er geschluckt, all der Haß und die Furcht, die er nicht hinausgespien hatte.
    Auf der anderen Seite: sein Überleben.
    Er glaubte durchaus, daß Holt Fasner sowohl die Möglichkeit wie auch den Willen hatte, ihn zum Vorsitzenden des Erd- und Kosmos-Regierungskonzils zu machen, der am meisten gehörten und gesehenen öffentlichen Persönlichkeit des Planeten Erde.
    Allerdings glaubte er ebenso, daß Fasner keinen sonderlichen Gedanken daran verschwendete, ob Godsen Frik diese Förderung überlebte oder zwischendurch das Handtuch warf.
    Er hegte die Überzeugung, daß Warden Dios ihn nicht leiden mochte und ihm mißtraute; nein, noch ärger, daß Dios ihn als Gefährdung ansah, als Krebs am reinen, unbefleckten Leib der VMKP. Vielleicht verhielt es sich sogar noch schrecklicher. Jetzt konnte er endlich daran denken, weil er sich inzwischen mit einer größeren Bedrohung konfrontiert sah. Er erachtete es nämlich als durchaus denkbar, daß Dios nicht mehr bei Verstand war; seine gefühlsmäßige Abneigung gegen die Doppelspiele und Manipulationsmethoden der Macht konnte mittlerweile ein so extremes Ausmaß erreicht haben, daß sie selbstzerstörerische Kräfte entfaltete.
    Gleichzeitig war er davon überzeugt, daß Warden Dios seine Mitarbeiter mit der gleichen Dickköpfigkeit und Geschicklichkeit verteidigte, wie er sich für den Schutz der gesamten Menschheit betätigte.
    Mit anderen Worten, er hielt Warden Dios sehr wohl für fähig, beruflich selbstmörderische Taktiken anzuwenden. Er hielt ihn für unfähig, Sixten Vertigus einen Kaze auf den Hals zu schicken; für dazu außerstande, im Interesse eigener Ziele Kapitän Vertigus oder Godsen Frik aufzuopfern.
    Dagegen betrachtete er den Drachen als völlig unbegabt zum Suizid; und als unzweifelhaft fähig zum Morden.
    Godsen hatte das Empfinden, als ob sein Kopf und der Magen sich in verschiedene Richtungen bewegten; das Gefühl, einer Ohnmacht nah zu sein. Bleischwere Übelkeit erfüllte seinen Leib; Schwindel umstrudelte sein Hirn.
    »Sir, unterstellen wir einmal für einen Moment, was Sie wünschen, wäre durchführbar«, sagte er langsam, um Zeit zum Überlegen zu gewinnen. »Tun wir einmal so, als wären die Anordnungen noch nicht offiziell, wüßten die Shuttle-Crews und das Dockpersonal noch nichts davon, daß ich im HQ zu bleiben habe. Verlangen Sie von mir, einem direkten Befehl des Polizeipräsidenten der VMKP zuwiderzuhandeln?« Falls ja, will ich es dokumentiert haben. Wenn das wahr ist, dann will ich es beweisen können. »Wollen Sie mir sagen, es wäre Ihnen gleich, wenn er mich entläßt?«
    Willst du mir sagen, ich sei entbehrlich?
    Holt Fasner lachte gedämpft. »Nein, Godsen, ich sage nichts dergleichen. Sie haben mich bestimmt nichts derartiges äußern hören. Was ich Ihnen sage, ist folgendes. Wenn Sie sich nicht innerhalb von zehn Minuten entschieden haben – nicht mit dem Shuttle eingeflogen sind und mir persönlich Bericht erstatten –, ist es mir gleichgültig, was Sie anstellen.«
    Der Lautsprecher

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