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Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Titel: Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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matt – »von deinen Abenteuern in Station Potential zu erfahren.«
    Das wäre in der Tat sogar für Angus faszinierend gewesen. Eingefleischte Warninstinkte meldeten sich mit aller Heftigkeit, machten ihn darauf aufmerksam, daß das, was Succorso in Station Potential getrieben hatte, wichtig sein mußte. Dummerweise konnte seine Programmierung mit Instinkten nichts anfangen. Unaufhaltsam vertickte der Countdown, der in den digitalen Komponenten seines Cyborg-Bewußtseins ablief.
    »Darüber könnt ihr später diskutieren«, brummte er. »Nun will ich erst einmal Auskünfte haben. Wer von Ihnen hat schon mal mit Hochspannung gearbeitet?«
    Vector Shaheed, Mikka Vasaczk und der junge Mann nickten.
    »Thermopyle«, mischte Succorso sich ein, »meine Hilfe ist Ihnen sicher, aber unter einer Bedingung.« Ohne Übergang hatte sein Auftreten sich erneut verändert. Dieser Mensch ähnelte einem Kaleidoskop: bei jeder Drehung sah man etwas anderes. Jetzt redete er in leutseligem, lockerem Ton, als wäre er unter Freunden. »Ich muß die Käptens Liebchen kontaktieren. Das kann ich erledigen, während Sie die Vorbereitungen treffen. Meine Zweite Offizierin weiß nämlich nicht, was sie tun soll. Wahrscheinlich ist sie nicht darüber informiert, daß ich vom Schiff ausgesperrt bin. Solange sie meint, sie müßte auf mich warten, hat sie keinerlei Handlungsspielraum.«
    Halt dein Maul, Dummfick! lautete die Antwort, die Angus auf der Zunge lag. Nur über meine Leiche wirst du mit deinem Raumschiff kommunizieren. Doch sein Data-Nukleus hatte andere Prioritäten. Anscheinend verlieh seine unintuitive Logik Nick Succorso den Status eines beistandsbedürftigen VMKP-Mitarbeiters.
    Zu jeder gegenteiligen Reaktion außerstande, deutete Angus auf Taverners Konsole. »Da können Sie die Kommunikationsanlagen bedienen. Aber verbocken Sie nichts, die Leitzentrale darf nichts mitkriegen.«
    Grinsend nahm Succorso im G-Andrucksessel des Ersten Offiziers Platz und hob die Hände an die Tastatur.
    Im Geiste sah Angus den Abgrund klaffen. Er fragte sich, ob seine Programmierung ihn gerade gezwungen hatte, einen schrecklichen Fehler zu begehen.
    Aber gegenwärtig konnte er darüber nicht nachdenken. Als würden Neuronen umgeschaltet, stellten seine Zonenimplantate ihm ein Ohr darauf um, Succorsos Äußerungen zu belauschen. Seine gesamte restliche Beachtung konzentrierte sich auf Succorsos Crewmitglieder.
    »Haben Sie Externaktivitätentraining gehabt? Wissen Sie, wie man mit Schußwaffen umgeht?«
    »Von Training kann man nicht unbedingt reden«, antwortete Vector Shaheed, »aber wir haben alle schon EA praktiziert. Lu… Ciro und ich haben noch nie Waffen benutzen müssen.«
    »Na gut.« Die Bestandteile von Angus’ Planung fügten sich ineinander. »Sie sind mein Hochspannungsteam. Davies, du begleitest sie. Deine Aufgabe ist es, sie abzusichern. Wenn ihr fertig seid, deckst du den Rückzug.«
    »Ich kapier überhaupt nichts«, sagte Davies. »Du hast mich bisher nicht in deinen Plan eingeweiht.«
    Angus kümmerte sich nicht um den Einwand. »Wir anderen – Succorso, Vasaczk, Mackern und ich – holen Morn raus. Oder töten sie« – die Klarstellung stand aus seinem Mund einem Schuß aus einem Impacter-Gewehr an Brutalität nicht nach –, »falls die Amnion sie schon mutiert haben.«
    Gleichzeitig lauschte er achtsam auf Succorso. Aber Succorso hatte nur in codierter Schriftform mit seinem Raumer Verbindung aufgenommen: mündlich gab er kein Wort von sich. Seine Finger flitzten über die Tasten, sein Tippen klang wie Salven eines Maschinengewehrs. Unter seinem konzentrierten Blick neigten die Narben zu dunkler Verfärbung.
    »Wir gehen zu EA über«, erläuterte Angus, »damit wir uns nicht mit dem Wächtergesindel des Kassierers rumärgern müssen. Wir überqueren die Dockanlagen und ein Stück Planetoidenoberfläche bis zur Amnion-Sektion, eine Strecke von ungefähr drei Kilometern. Dort schneiden wir uns ’n Weg hinein. Soweit ist alles ziemlich einfach. Schwieriger wird’s sein, Morn zu finden.«
    Und die Aktion zu überleben. Längst hatte Angus begriffen, daß er gegen die Amnion letzten Endes machtlos war; hätte sein Data-Nukleus nicht – aus unersichtlichen Gründen – etwas anderes befohlen, wäre er in Versuchung geraten, selbst den Schutz Vector Shaheeds und Ciro Vasaczks zu übernehmen und Morn von Davies Hyland herausholen zu lassen.
    »Wenn wir sie gefunden haben, schnappen wir sie den Amnion weg, oder wir töten sie.

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