Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht
Wir führen für sie einen EA-Anzug mit.« Scharf blickte er Sib Mackern an. »Dafür sind Sie zuständig.« Mackern mit einem zusätzlichen EA-Anzug zu belasten, konnte keinen Schaden anrichten. Der Kümmerling wirkte ohnehin nicht, als verstünde er sonderlich gut mit Schußwaffen umzugehen. »Sobald sie in dem Anzug steckt, kehren wir auf eben dem Weg um, auf dem wir hingelangt sind. Alles klar?«
Und wenn wir das alles geschafft haben, ihr dann noch lebt, ich heil wieder an Bord bin und der Kassierer die Posaune noch nicht aufgeschweißt hat, befassen wir uns mit der Frage, wie wir von hier verduften können.
»Das klingt für meinen Geschmack alles etwas zu einfach«, murrte Mikka Vasaczk durch die Zähne.
Nachdrücklich nickte Davies. Sib Mackerns Augen zeigten verdächtig viel Weißes.
Angus schnitt eine Grimasse. »Abgesehen davon, daß die Amnion uns vielleicht eher umlegen als wir sie, gibt’s nur drei Gefahren.« Und der Möglichkeit, daß Angus paralysiert wurde; eventuell gegen diese Leute aktiv zu werden hatte. »Es könnte sein, der Kassierer entscheidet sich dafür, seine Wächter auch zu EA einzusetzen. Oder ein Raumschiff ortet uns per Scanning und petzt bei der Leitzentrale… Zum Beispiel die Stiller Horizont käme für so was in Frage.«
»Die Sturmvogel übrigens auch«, bemerkte Nick, ohne sein Tippen zu unterbrechen. »Sie hat vor ’n paar Minuten abgelegt.«
»Oder die Amnion«, ergänzte Angus ungerührt seine Darlegungen, »rufen gegen unsere Aktion die Schweinebande des Kassierers zu Hilfe. Ich bin mir sogar ganz sicher, daß sie’s tun. Aber Shaheed und Ciro werden alle diese Probleme für uns beheben.«
Mikka Vasaczk, Davies und die anderen warteten auf Näheres. Aber Angus ging nicht ins Detail. Er wollte vermeiden, daß Nick Succorso erfuhr, welche Absichten er verfolgte; dadurch verhindern, daß Succorso alles seinem Raumer durchgab. Alles womit Nick Succorso zu tun bekam, eröffnete dem Verrat zu viele Gelegenheiten.
»Lassen Sie endlich das Scheißgehacke, Succorso«, forderte Angus ihn auf. »Wir müssen los.«
»Bin schon fertig.« Succorso drückte eine letzte Taste und schwang sich aus dem Andrucksessel. »Ich bin soweit. Was mich angeht, ich habe ’ne Vorliebe für einfache Pläne. Dann kann sich wenigstens noch die Phantasie entfalten.« Er kehrte sich Angus zu, als wäre er wieder im Vollbesitz seiner Überlegenheit, die Fäuste in die Hüften gestemmt, ein Feixen in der Visage. »Nun müssen Sie mir bloß noch eines erklären. Wo, zum Teufel, ist Milos Taverner?«
In Angus’ Magengrube regte sich Unwohlsein; doch er zuckte die Achseln, als wäre ihm alles einerlei. »Ich bin mir nicht sicher. Aber ich glaube, er ist zu den Amnion übergelaufen.«
Succorsos Crewmitglieder waren völlig entgeistert. Auch er selbst wirkte reichlich perplex. »Er ist was?«
Seit dem Abflug vom VMKP-HQ hatte Angus nur ein einziges der von ihm angestrebten Ziele erreicht: er hatte Milos Taverner vom Hals. Doch wahrscheinlich sollte dieser Sieg ihn teurer zu stehen kommen, als er es verkraften konnte. Warden Dios – zur Hölle sollte er fahren! – hatte die Operation doch nicht gut genug geplant.
»Sie hören doch, was ich sage«, entgegnete Angus, zog eine bitterbös-sardonische Miene und wies auf den Ausgang. »Gehen wir.«
»Aber das heißt doch«, stammelte Succorso verdutzt, »sie wissen von ihm, daß wir kommen.«
Nein. Es heißt, er hat ihnen meine Prioritätscodes verraten. Er hat ihnen ausgeplaudert, wie man mich abstellen kann.
»Ja sicher«, bestätigte Angus. »Aber er kann ihnen nicht erzählt haben, wie wir’s machen, weil er’s nämlich nicht weiß.«
Und die Amnion ahnen nicht, daß ich jetzt Unterstützung habe. Sie werden nicht versuchen, uns abzufangen, weil sie der Ansicht sind, mich ohne große Umstände kaltstellen zu können. Sie bilden sich ein, auf die Tour könnten sie mich und Davies kaschen.
Seinen Sohn durfte Angus beschützen. Leider ließ sein Data-Nukleus ihn nicht ausführen, was nötig gewesen wäre, um sich selbst zu schützen.
»Einen Moment mal«, beharrte Succorso, als wäre er der Panik nah, »einen Moment noch… Sie haben erwähnt, beim Anflug auf Thanatos Minor hätte er mit den Amnion kommuniziert, und sie hätten früher als ich geantwortet. Seit wann arbeitet er denn schon für sie?«
»Woher, zum Henker, soll ich das wissen?« Angus hatte ein Empfinden, als schlösse sich der Rachen des Abgrunds um sein Herz. »Auf alle
Weitere Kostenlose Bücher