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Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Titel: Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Angus hatte auch Nick ihr so manches angetan, das sie niemals verzeihen konnte. Und er hatte das Zonenimplantat-Kontrollgerät.
    Ihre Befreiung war Angus’, nicht Nicks Idee gewesen.
    Unsere Chance, um ihn loszuwerden…
    Sie empfand dermaßen stark den Wunsch, ihm die Schleuse zu verschließen, daß sie beinahe aufstöhnte.
    Ja! Sollte er draußen bleiben und zur Hölle fahren!
    Aber der Preis war zu hoch. Sie hatte es mit eigenen Augen gesehen, selbst im Herzen gespürt. Die Amnion hatten ihre Mutagene an ihr erprobt. Geradeso wie Verrat und Lügen forderte Rache letzten Endes einen zu hohen Preis: Groll und Haß kosteten auf lange Sicht viel zuviel Tribut. Das hatten Nick und Angus sie gelehrt.
    Darum kannte sie kein Zögern.
    »Nein«, erwiderte sie ihrem Sohn. »Du bist Polizist. Und ich will künftig auch Polizistin sein.« Nicht wie die Art von Polizisten, die Warden Dios und Hashi Lebwohl sind: sondern wie die Art von Polizei, die ihr Vater und ihre Mutter verkörpert hatten. »Wir verhalten uns nicht so.«
    »Bist du dir da ganz sicher?« fragte Mikka, die schon in der Schleusenkammer stand. »Ohne ihn wären wir besser dran. Wir wären sicherer. Er hat sich zu viele Feinde gemacht. Und er haßt Angus viel zu sehr.«
    »Ich bin mir sicher«, mischte Vector sich halblaut ein. »Morn hat recht. Wir anderen sind zwar keine Astro-Schnäpper, aber wir haben ja wohl schon genug Probleme am Hals, auch ohne Dinge zu tun, für die wir uns später vor uns selbst ekeln müßten.«
    »Außerdem hat er noch seine Waffen«, bemerkte Sib. »Falls er versucht, mit Gewalt einzudringen, überleben wir die Beschädigung vielleicht nicht.«
    Morn faßte Mikkas Schweigen als Zustimmung auf. Kurz drückte sie Davies, dann stieg sie vom Rumpf ins Innere des Raumschiffs.
    Davies, nicht Mikka, tippte der Kontrolltafel Befehle ein, schloß die Außenpforte so, daß Nick sie wieder öffnen konnte. Allem Anschein nach kannte er sich an Bord der Posaune schon aus. Morn fragte sich, wie lange er mittlerweile mit Angus zusammen sein, wann Angus ihn gerettet haben mochte. Aber sie verzichtete darauf, sich bei ihm danach zu erkundigen. Wenigstens für den Moment schienen ihrem Gemüt sämtliche Fragen ausgesengt worden zu sein.
    Zudem überkam ein sonderbares Empfinden des Altvertrautseins sie, ein unerklärliches Gefühl der Sicherheit. Angefangen bei der Schleuse und dem Lift hinunter in den Mittschiffskorridor bis hin zum Stauraum der EA-Anzüge und dem Waffenschrank kannte sie diesen Schiffstyp. In gewissen Einzelheiten wich die Posaune selbstverständlich von Morns Kenntnissen ab; doch nur weil sie neu war, aus keinem anderen Grund. Morn hatte einen Teil ihrer Ausbildung an Bord von Interspatium-Scouts der Kompaktklasse absolviert. Zum erstenmal seit der Havarie der Stellar Regent hatte sie den Eindruck, sich an einem Ort aufzuhalten, an den sie tatsächlich gehörte.
    Davies mußte das gleiche empfunden haben…
    Nach den langen Stunden in der Amnion-Zelle und der riskanten Flucht überwältigte die frappierende Vertrautheit der Posaune sie nahezu. Willentlich mußte sie sich vergegenwärtigen, daß sie sich in Angus’ Raumschiff befand, in Angus Thermopyles Raumer, sie mit dem Betreten der Posaune in das Reich des Mannes zurückkehrte, der sie vergewaltigt und bis ins Tiefinnerste ihres Wesens erniedrigt hatte.
    Wäre sie zu glauben geneigt gewesen, sie oder die Leute in ihrer Begleitung – Nick mitgerechnet –, seien dazu fähig, die Posaune heil von Kassafort wegzufliegen, hätte sie darauf gehofft, daß Angus die selbstgesetzte Frist versäumte, die gleichgültigen Sterne des Universums um zumindest diesen letzten Gnadenerweis angefleht.
    Mikka übte das Kommando aus; aber Davies verstaute als erster seinen EA-Anzug und die Waffen. Sobald er den Raumhelm abnahm, blickte Morn das erste Mal seit dem Tag seiner Geburt wieder in sein Gesicht.
    Ihr war, als müßte ihr das Herz stocken, als sie sah, wie übel jemand ihn verprügelt hatte.
    Lange konnte es noch nicht her sein. Blut verkrustete seine Stirn; seine Wangen waren rings um die Augen verquollen von Prellungen, die bisher keine Zeit zum Abschwellen gehabt hatten.
    Der Kassierer hatte ihm das angetan. Oder es war bei einem Nahkampf während der Flucht geschehen.
    Oder er und Angus hatten sich ihretwegen gestritten: wegen der Dinge, die Angus an ihr verbrochen hatte.
    Unartikulierte Laute des Einspruchs verstummten schon in Morns Kehle, während sie ihren Sohn

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