Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht
soll.«
»Versuchen wir’s mal mit folgendem…« Nick lugte in die dunklen Winkel des Raums, als wollte er sich vergewissern, daß dort keine Lauscher lauerten. Danach trat er näher zum Kassierer. In Kassaforts G fühlte er sich leicht; dadurch wurde ihm bei seinem Vorhaben um so leichtsinniger zumute. Als er die erste Computerkonsole des Kassierers erreichte, blieb er stehen. »Ich schlage Ihnen ’n Tausch vor«, äußerte er in verschwörerischem Ton. »Sie überlassen mir den Jungen, den Sie aus der Kosmokapsel geholt haben. Im Gegenzug überstelle ich Ihnen eine VMKP-Mitarbeiterin. Komplett mit ID-Plakette.«
Die Miene des Kassierers verzog sich, als ob er Überraschung vorspiegelte.
»Sie ist Polizistin… und völlig unversehrt«, erläuterte Nick leise. »Schon darum ist sie hier ’n Vermögen wert. Was sie ausplaudern kann, ist unbezahlbar. Aber das ist noch nicht alles. Sie ist nicht bloß Polizistin, sie ist auch ’n Prachtweib… Und sie hat ’n Zonenimplantat. Das Kontrollgerät liefere ich mit.«
Schatten glitten über das Gesicht des Kassierers und ließen sein Erstaunen nach und nach echter wirken.
»Denken Sie mal für ’n Momentchen drüber nach«, riet Nick. Auch Morn hatte er längst den Amnion abgetreten, doch das hemmte ihn nicht. Sie waren hinter Davies her; Morn galt nur als ›Entschädigung‹ für gewisse Unannehmlichkeiten. Nick traute sich zu, für Morn mühelos ein Ersatzangebot unterbreiten zu können. »Ihre Id-Plakette ist ’ne Kostbarkeit. Sie finden darauf sämtliche Zugriffscodes der Bullencomputer. Und es erfordert keinerlei Mühe, von der Frau den ganzen Rest zu erfahren. Sie brauchen lediglich das Z-Implantat einzuschalten, und sie erzählt alles, was sie weiß. Aber nun kommt das Beste…« Ach, könntest du mich nur hören, Morn! »Wenn sie alle ihre Kenntnisse ausgespuckt hat, hat sie nach wie vor unbezahlbaren Wert. Ich sage Ihnen, sie ist eine Schönheit. Und wegen des Z-Implantats ist sie das saftigste Stück weiblichen Fleischs, das Sie je sehen werden. Ich weiß ’s aus eigener Erfahrung. Im Vergleich zu ihr steht jede andere Frau hier wie ’ne ausgetrocknete Pflaume da. Auf lange Sicht können Sie mehr an ihr verdienen, wenn sie als Nutte ackert, als mit dem Verkauf der Informationen und Codes.« Der Gedanke, Morn in die sexuelle Sklaverei zu verkaufen, stellte sein Gefühl der Selbstsicherheit und Unschlagbarkeit nahezu wieder her. »In Wahrheit ist sie viel mehr wert als dieses miese Bürschchen. Außer für die Amnion, weil die keine Frauen ficken… Und daß sie Polizistin ist, wissen sie nicht. Aber sie ist so gut wie alles, was ich noch zu bieten habe. Ich bin sie im Austausch für den Jungen abzustoßen bereit, um dem lebend zu entgehen, was Sie so nett meinen ›Amnion-Geleitschutz‹ nennen.«
»Interessant.« Dem Kassierer verzerrte sich der lippenlose Mund. »Eine verlockende Offerte… Könnte man jedenfalls auf den ersten Blick meinen. Natürlich nehme ich Ihre gloriose Einschätzung ihres Werts ohne Vorbehalte zur Kenntnis. Aber aus purer Neugier möchte ich doch erst einmal fragen: Wissen die Astro-Schnäpper, daß Sie eine der ihren als Handelsgut benutzen?«
Neugier, pah! O Scheiße. »Na klar. Ihr Name ist Morn Hyland. Ich hab sie vom Raumschiff des Scheißkerls Angus Thermogeil übernommen, nachdem der Sicherheitsdienst der KombiMontan-Station ihn eingesperrt hatte. Wahrscheinlich denkt die VMKP, daß sie noch immer für sie arbeitet, sie weiß nämlich nichts von dem Z-Implantat. Aber das bedeutet nicht, daß sie keine Vorsichtsmaßnahmen getroffen hätten. Manches von dem, was Morn weiß, ist inzwischen bestimmt überholt. In Teilen sind ihre Informationen sicher schon veraltet. Trotzdem verkörpert sie einen unbezahlbaren Wert.«
»Und wieso haben Sie dann nicht sie an die Amnion verkauft«, erkundigte sich der Kassierer, »und so alle Ihre Probleme auf einen Schlag ausgeräumt?«
»Weil mir nichts daran liegt« – Nick schaute geradewegs in den Glitzerblick des Kassierers – »so viele ihrer Probleme zu beseitigen. Da bin ich ganz wie Sie. Ich treibe mit Ihnen Geschäfte, um möglichst viel zu gewinnen, und nicht, um ihnen irgendwie behilflich zu sein.«
Das solltest du dir merken. Ich warne dich. Ich bin wie du. Wenn du dir mit mir Fisimatenten erlaubst, brenne ich dir ein Loch durchs Herz.
Der Kassierer steigerte die Verzerrung seines Munds zu einer Grimasse. Er senkte den Blick auf die Anzeigen, tippte wie geistesabwesend
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