Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Titel: Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
nicht begegnet, aber daß Ihnen vielleicht ihre Reputation bekannt ist. Es war ihr Raumschiff« – er schmunzelte auf geradezu anstößige Weise – »das Ihren ›Besitz‹ geborgen hat.«
    Rings um Nick schien die Helligkeit sich zusammenzuziehen. Er sah nichts mehr als die Frau, die sich den Computerpulten näherte. Durch Verdutztheit und alten Schrecken aus dem innerlichen Gleichgewicht geworfen, starrte er sie ununterbrochen an, während sie den Kassierer begrüßte, sich danach zur Seite drehte, um Nick mit einem Gehabe gleichmütiger Erheiterung musterte. Die Steifheit ihrer Glieder verwies darauf, daß selbst die geringere G Thanatos Minors sie störte.
    »Wie ich jetzt sehe«, sagte sie mit gedämpfter, vollklingender Stimme, »habe ich mich geirrt. Kapitän Succorso und ich sind uns schon begegnet. Wie ich mich entsinne, hat er damals einen anderen Namen getragen. Deshalb wußte ich nicht, daß er es ist.«
    Sorus Chatelaine, Kapitänin der Sturmvogel. Auch er hatte nicht geahnt, wer sie war, selbstverständlich nicht; sie hatte damals, genau wie ihr Raumschiff, ebenfalls einen anderen Namen gehabt. Und inzwischen war sie merklich älter geworden. Falten und abgeschlaffte Haut beeinträchtigten die angeborene Attraktivität ihrer Gesichtszüge; in der Beleuchtung sahen die grauen Strähnen ihres Haars weiß aus. Dennoch hatte er sie augenblicklich und unmißverständlich erkannt, als entstammte sie einem immerzu wiederholten Alptraum.
    Sie war die Frau, die ihm die Narben auf den Wangen, die Wunden in seiner Seele beigebracht hatte.
    »Offensichtlich ist die Überraschung beiderseitig«, stellte sie spöttisch fest, als hätte sie noch immer einen hilflosen jungen Mann vor sich.
    Furcht und Zorn verkrampften Nicks Muskeln, verzerrten ihm das Gesicht. Nur ein verschrumpfter Rest seines Überlebenstriebs hinderte ihn daran, ihr an die Gurgel zu springen.
    Mit arrogantem Lächeln entzog sie ihm ihre Beachtung und wandte sich wieder an den Kassierer. »Sie sind ja wohl sehr beschäftigt.« Ihre Stimme hatte unvermindert die tiefe, volle Alt-Tonart, die einst Nick das Herz beklommen gemacht hatte, als er sie liebte; als sie ihn verlacht hatte. »Vielleicht haben Sie gerade keine Zeit, um sich die neusten Stationsbulletins anzugucken. Ich würde gern mit Ihnen darüber reden… Und es kann sein, daß Kapitän Succorso dazu auch was zu sagen hat.« Auch jetzt lachte sie über Nick, zwar nur insgeheim, aber daß sie es tat, stand außer Zweifel.
    Er vermochte nicht die Augen von ihr zu wenden. Die innere Belastung krampfte ihm dermaßen die Muskulatur zusammen, daß er kaum noch atmen konnte.
    »Momentan ist es etwas ungünstig«, krittelte der Kassierer wie in höchstem Frohsinn. »Kapitän Succorso wollte mir eben ein voraussichtlich überaus bemerkenswertes Angebot unterbreiten. Aber das kann sicher noch ’n Augenblick warten.« Er betrachtete seine Monitoren. »Welche Verlautbarung meinen Sie?«
    »Vorhin hat die Leitzentrale einen Kontakt mit einem Raumfahrzeug gemeldet, das allem Anschein nach ein VMKP-Raumschiff ist«, teilte Kapitänin Chatelaine ihm ohne Umschweife mit. »Ein Interspatium-Scout der Kompaktklasse, angeblich unbewaffnet… Könnte stimmen, falls die Identifikation korrekt ist. Der Name lautet Posaune. Bis Kassafort braucht das Schiff noch achtzehn Stunden. Man ersucht um Anflugerlaubnis. Nach der ersten Anmeldung sollen zwei Männer an Bord sein.« Um des Effekts willen schwieg Sorus Chatelaine für ein paar Sekunden. »Angus Thermopyle«, sagte sie dann. »Und Milos Taverner. Sie behaupten, sie hätten die Posaune gestohlen.«
    Nick wurde zumute, als ob man dem Panzergewölbe die Luft absaugte. Durch ein Übermaß an Bedrängnis und die Enge des Lichtkreises an den Fleck gebannt, an dem er stand, befürchtete er für einen Moment, er müßte in Ohnmacht sinken.

 
NICK
     
     
    Hin- und hergerissen zwischen Punktbeleuchtung und Mordlust, Atemnot und Furcht, geriet Nicks Geist ins Wanken. Ein Blitzschlag schien ihn zu treffen, Donner auf ihn herabzukrachen, aber alles geschah nur in seinem Kopf: unwirklich im geheimen. Sie hatte ihn verlassen, während Tränen der Erniedrigung und des Zusammenbruchs durch das Blut auf seinen Wangen strömten, und jetzt brannten ihm die Narben unter den Augen wie Säure. Er hätte gestöhnt, wäre er zu atmen fähig gewesen.
    Gebannt durch das Licht und gelähmt durchs Entsetzen, verlor Nick Succorso ein Stück weit den Verstand.
    Aber bevor er vollends

Weitere Kostenlose Bücher