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Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Titel: Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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steht und zum Gehen in der Lage ist.«
    Mikka rührte sich nicht. Im ersten Moment wich sie Nicks Blick aus. Als sie ihn ansah, geschah es mit heißen, feuchten Augen. »Das nennst du einen Zeitgewinn?« fragte sie. Ihre Stimme drang aus der Tiefe der Kehle. Mikka schien zu befürchten, sie könnte an den Wörtern ersticken.
    »O ja«, schnauzte Nick, weil ihre Frage und ihre Gefühlsduselei ihn wie Verrat trafen. »Sie ist nicht die Person, die sie haben wollen.«
    »Aber sie ist ein Mensch«, erwiderte Mikka so kehlig, daß es fast wie ein Knurren klang. »Du lieferst denen einen Menschen aus!« Sie sprach wie eine Frau, die keine hinlänglich nachdrücklichen Worte für das kannte, was sie empfand. »Ich habe etwas dagegen, den Amnion Menschen ans Messer zu liefern!«
    »Ich auch, Nick«, sagte unvermutet Sib Mackern; so unerwartet, daß er Nicks Entgegnung zuvorkam.
    »Ich auch, und damit sind wir schon drei«, ertönte Vectors ruhige Stimme. Sein Blick schweifte durch die Steuerbrücke. »Noch jemand?« erkundigte er sich. »Wie stehts mit dir, Ransum? Möchtest du in so ’ne Erscheinung wie Vestabule verwandelt werden? Würdest du so was deinem ärgsten Feind antun? Du, Arkenhill? Scorz? Oder du, Karster?«
    Wir tun, was Nick sagt, hätten nun alle zur Antwort geben müssen. Wir haben zu ihm Vertrauen. Er hat uns das Leben häufiger gerettet, als wir nachzählen können. Und er weiß mehr als wir. Es ist sein Raumschiff, er ist der Beste an Bord. Wir stehen bis zuletzt auf seiner Seite.
    Aber niemand sprach sich so oder ähnlich aus. Karster trommelte mit den Fingern auf der Waffensysteme-Konsole und stierte die Anzeigen an, als ob er jetzt zu gerne einfach auf irgendwen geballert hätte. Ransum atmete viel zu mühselig, wie eine Frau, die kurz vor einem Herzanfall stand. Arkenhill war so blaß wie Sib geworden; er hätte dicht davor sein können, das Deck vollzukotzen.
    »Wir haben schon Schlimmeres gemacht«, meinte schließlich Scorz mit zaghaftem Stimmchen, als wollte er die Opposition seiner Bordkameraden herunterspielen.
    Das war zuwenig; zuwenig für Nick Succorso; unter diesen Umständen auf alle Fälle viel zuwenig. Von der einzigen Frau, der er sich jemals ganz geschenkt hatte, war er hintergangen worden. Die Amnion saßen ihm im Nacken, drohten damit, seine Abwehrmittel zu paralysieren, wollten ihm Raumschiff und Leben nehmen. Der Kassierer hatte Davies in Gewahrsam und weigerte sich, die Käptens Liebchen zu reparieren. Sorus Chatelaine lachte ihn noch heute aus. Nick hatte schon mehr seiner selbst verloren, als er noch im Überblick behalten konnte.
    Von Vector hätte er so ein Verhalten möglicherweise vorausgesehen. Der Techniker hatte nie richtig an Bord der Käptens Liebchen gepaßt. Und die Memme Sib Mackern konnte in jeder Richtung beeinflußt werden. Aber daß Mikka Vasaczk, Nicks Erste Offizierin, sich auf solche Weise gegen ihn stellte…
    Scorz’ Unterstützung reichte nicht im geringsten aus.
    Nick verspürte den Drang, Mikka anzuschreien, die ganze Brückencrew anzubrüllen und auszuschimpfen. Noch lieber hätte er Mikka das Gesicht zu Brei zerschlagen. War das alles, was sie ihm an Treue boten?
    Dann wollte er sie zur Hölle schicken. Die Amnion sollten jede einzelne dieser Scheißfiguren bekommen, und wenn sie ihn anflehten, sie zu retten, würde er nur lachen…
    Aber dafür fehlte es ihm momentan an der Kraft. Hoffnung und Kräfte schienen ihm wie Wasser zu entfließen, ganz als hätte Mikka ihm ein Loch ins Herz gebohrt. Während auf der Steuerbrücke jeder damit rechnete, daß er einen derartig wutentbrannten Ausbruch hatte, als wäre er eine Supernova, nahm er lediglich einen und dann einen zweiten langsamen Atemzug und ließ die Schultern absinken.
    »Wieso denkt ihr«, fragte er danach, »ich hätte eine Wahl?«
    Dem konnten sie nichts entgegensetzen. Nicht einmal Mikka war noch dazu imstande. Wenn Nick Succorso sich nicht mehr anders zu helfen wußte, welche Möglichkeiten sollten dann sie haben?
    Brüsk kehrte Mikka ihm mit Schwung den Rücken zu und stapfte von der Steuerbrücke, als nähme sie die letzten Reste seiner Unbezwingbarkeit mit sich fort.

 
NICK
     
     
    Er wartete in seiner Kabine auf Mikkas Meldung, daß Morn bereit sei; aber müßig blieb er nicht. Einer seiner Wandschränke, geschützt durch seine Prioritätscodes, diente ihm als privater Safe. Er öffnete ihn und legte Morns Id-Plakette und das Kontrollgerät ihres Zonenimplantats hinein, um sie sicher

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