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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Informationen über die Geschehnisse in Kassafort, die Sie mir vor einigen Stunden vorgelegt haben?«
    »Wie ich zu Ihnen schon erwähnt habe, Sir« – offenbar hatte der DA-Direktor sich zur Dreistheit entschlossen –, »ist die Meldung per regulärem Interspatium-Kurierdrohnen-Dienst von einem Lauschposten im Kombi-Montan-Asteroidengürtel eingetroffen. Sie wurde mir gerade wegen ihrer Rotinemäßigkeit zugeleitet, ich habe nämlich – quasi routinemäßig – allen Daten und sämtlichen Funksprüchen, die sich mit Thanatos Minor befassen, eine automatische Maximalpriorität zugewiesen. Der Lauschposten hatte den Funkspruch eines Raumschiffs aufgeschnappt, das sich nicht identifiziert hat und deshalb vermutlich als Illegalenraumer eingestuft werden muß.« Je mehr er redete, um so deutlicher klang seine Pose entrüsteter Tugendhaftigkeit nach einer Fassade für vielschichtigere Gefühlsregungen. »Der Funkspruch war nichts anderes als ein gewöhnlicher Funkspruch, man hatte die Nachricht keineswegs direktionalisiert an den Lauschposten abgestrahlt. Ich habe keine Hinweise darauf, daß das Raumschiff überhaupt von der Existenz des Lauschpostens wußte. Es hat lediglich versucht, andere Raumschiffe, vermutlich ebenfalls Illegalenraumer, in bezug auf die Vorkommnisse auf Thanatos Minor, soweit man sie beobachtet hatte, zu warnen. Von manchen der angeführten Einzelheiten, Sir« – er betonte das Wörtchen Sir –, »hätte ich nicht erwartet, daß sie in so einem Funkspruch erwähnt werden. Deshalb bin ich sowohl dem Inhalt der Nachricht wie auch den Gründen für ihre Ausstrahlung mit Vorbehalten begegnet. Trotzdem habe ich den Text wegen seiner offensichtlichen Wichtigkeit an Sie weitergeleitet.«
    Zum Schluß leistete Hashi Lebwohl sich gelinden Sarkasmus. »In welcher Weise hat mein Vorgehen in dieser Angelegenheit zum unangenehmen Verlauf Ihrer Unterredung mit unserem verehrten Generaldirektor beigetragen?«
    Als hätte er eine vollkommene Klärung des Sachverhalts bewirkt, seine Unschuld bewiesen, setzte er sich in den nächststehenden Sessel.
    »Lügner!«
    Warden beugte sich vor und drosch so wuchtig mit der Faust auf den Tisch, daß Hashi Lebwohl aufsprang, als wäre er geschlagen worden. Die Brille rutschte ihm auf die Nasenspitze: Fassungslos glotzte er Warden an.
    »Sie haben mich hintergangen, und so etwas dulde ich nicht.« Warden sprach jedes einzelne Wort aus, als verübte er eine Gewalttat. »Sie sind erledigt. In spätestens einer Stunde will ich hier auf dem Tisch« – er hieb ein zweites Mal auf die Platte – »Ihr Rücktrittsgesuch liegen haben.«
    Hashi Lebwohl stand der Mund offen; anscheinend hatte er Schwierigkeiten mit dem Schlucken. »Sie hintergangen?« japste er. »Sie? Sie persönlich? Was hat das mit Ihnen zu tun?« Warden vollführte eine Gebärde des Widerwillens. »Also gut, dann will ich’s anders formulieren. Sie haben das Ihnen entgegengebrachte dienstliche Vertrauen gebrochen. Sie haben Verrat an Ihren Dienstpflichten begangen.«
    Darauf erfolgte sofort eine eindeutige Reaktion Lebwohls. Seine Augen schienen blaue Funken zu sprühen. »Nein«, widersprach er. »Niemals!«
    Seinen Infrarot-Emanationen zufolge sprach er die Wahrheit – falls der Begriff ›Wahrheit‹ für ihn überhaupt irgendeine Bedeutung hatte.
    »Dann informieren Sie mich gefälligst über das Raumschiff Freistaat Eden, gottverdammt noch mal!« herrschte Warden ihn an. Hätte er aufs Brüllen verzichtet, hätten Lebwohls unverfrorene Ausreden ihn womöglich den Verstand geraubt. »Min Donner hat das Schiff erwischt, wie es praktisch auf dem Lauschposten parkte! Es hat den Lauschposten sehr wohl benutzt, um den Funkspruch abzuschicken, aber Direktorin Donner konnte ihn nicht entschlüsseln, verflucht noch mal, weil der Code zu verdammt kompliziert war, und als sie das Schiff kontaktiert hat, hieß es, es sei im Auftrag der VMK unterwegs, im Auftrag des Großbonzen Cleatus Fane höchstpersönlich. Holt Fasner sagt jedoch, das sei gelogen… Und er lügt weniger gut als Sie.«
    Schroff ließ Warden sich in den Sessel zurückfallen. Er atmete tief ein, hielt die Luft an, während er um Selbstbeherrschung rang, ließ dann den Atem mit einem rauhen Stoßseufzer entweichen. »Also rücken Sie raus mit der Wahrheit, Hashi, solange Sie noch die Gelegenheit haben! Was für eine Scheiße bauen Sie da?«
    Während Dios’ Wutausbruch hatten sich Lebwohls Brauen auf seiner Stirn wie Raupen gekrümmt. Langsam

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