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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Leben kosten; es war sogar denkbar, daß sie die VMKP selbst zugrunde richteten.
    Mutmaßungen waren keine Fakten. Dennoch hielt Hashi es mit einemmal nicht nur für möglich, daß Morn Hyland noch lebte, sondern für vollauf glaubhaft.
    Eine mörderische Gefahr! zeterte die intuitive Seite seines Bewußtseins. Eine drohende Katastrophe! Eine derartige Entwicklung der Geschehnisse wäre fatal – durch und durch fatal.
    Sie waren auf mich angewiesen und haben trotzdem alles verbockt.
    Vielleicht hatte er das Ausmaß von Nick Succorsos Schlechtigkeit unterschätzt.
    Unvermittelt senkte er die Hände vom Gesicht auf die Computertastatur. Der auf die Augäpfel ausgeübte Druck hinterließ ihm eine verschwommene Sicht; doch er brauchte keine klare Sicht, um die richtigen Tasten zu tippen. Es mochte sein, daß er, als er zu Koina Hannish über Treue geschwafelt hatte, ehrlicher gewesen war, als er dachte. Aber gleich aus welchem Grund: sobald er seine Entscheidung getroffen hatte, zog er sie nicht mehr in Zweifel. Zu lange war er passiv geblieben. Statt noch länger zu zaudern, konzipierte er für Kapitän Scroyle einen neuen Sonderauftragsvertrag und ließ ihn als Blitz-Mitteilung dem Lauschposten übermitteln, über den die Freistaat Eden ihn kontaktiert hatte.
    Der Vertrag umfaßte die höchste Offerte, die er je einem Söldner unterbreitet hatte; er bot eine gigantische Summe für die Vernichtung der Posaune und die Liquidierung aller an Bord befindlichen Personen.
    Die bloße Handlung des Verschlüsselns der Mitteilung rief bei ihm einen unbeschreiblichen Zustand verstandesmäßiger Beklommenheit und gefühlsmäßiger Erleichterung hervor. Er nahm ein ungeheures Risiko in Kauf. Doch er konnte unmöglich übersehen, daß er direkt oder indirekt für die Gefahr, die Nick Succorso verkörperte, die Verantwortung trug. Er hatte Succorso angeheuert. Ihn mehr als einmal als Mietling benutzt. Hashi fühlte sich verantwortlich für die entstandene Bedrohung.
    Kaum war der Funkspruch abgesandt, verließ Hashi Lebwohl sein Büro und machte sich auf den Weg zu Warden Dios. Der Spaziergang gewährte ihm eine Gelegenheit, um die Fassung wiederzugewinnen. Und er wollte persönlich Meldung erstatten, um dem Polizeipräsidenten leichter eine frisierte Version der erhaltenen Informationen auftischen zu können.
    Was danach folgte, mußte es ihm erlauben, genauere Spekulationen anzustellen. Zudem würde es seine Einschätzung Warden Dios’ als Mann, der in der wirklichen Welt lebte, untermauern oder untergraben.

 
ERGÄNZENDE DOKUMENTATION
     
     
PONTON-ANTRIEB
    Der ›Juanita-Estevez-Massentransmission-Feldgenerator‹, wegen seiner spatialen Überbrückungsfunktion heute fast ausschließlich unter der Bezeichnung ›Ponton-Antrieb‹ bekannt, war eine unzweifelhaft revolutionäre Erfindung. Sie veränderte buchstäblich die Zukunft der Menschheit. Durch sie wurden die Grenzen des von Menschen erreichbaren Weltraums sofort und gründlich erweitert. Der Zugang zu verzweifelt benötigten Ressourcen, kombiniert mit dem gleichzeitigen Wohlstand, der aus dem nicht risikolosen Handel mit den Amnion resultierte, beendete eine ausgedehnte Periode des ökonomischen Niedergangs. Statt daß die Menschheit fortgesetzte Einschränkungen durch Armut und die Gravitationsquelle ihrer Sonne erdulden mußte, begrenzten von da an nur noch die Geschwindigkeit ihrer Raumschiffe, die Leistungskraft ihrer Hyperfeldgeneratoren und der Umfang ihrer Vorstellungskraft die Horizonte. Auf gewisse Weise lag nun die gesamte Milchstraße, die ganze Galaxis, in ihrer Reichweite.
    Allerdings hatte die Entwicklung des Ponton-Antriebs auch manche feineren Nebenwirkungen. Beispielsweise ergab sich daraus eine hartnäckige Verzerrung in der subjektiven Wahrnehmung des tatsächlichen Raums. Die Möglichkeit, nahezu unvorstellbare Entfernungen fast binnen eines Augenblicks zu überwinden, verursachte die verführerische Illusion, diese Distanzen seien im Effekt eigentlich gering. Die gesamte Milchstraße, die ganze Galaxis, lag in Reichweite. Die Implikationen dieser Erkenntnis waren gleichzeitig umwerfend für den Geist und irreführend. Innerhalb der grob spiralenförmigen Gestalt der Milchstraße betrug der Abstand der Erde vom galaktischen Zentrum annähernd 26,1 x 1016 Kilometer: 2610000000000000000 km. Ein Raumschiff, das mit einer Geschwindigkeit von 0,5 c flog, brauchte bis zum Eintreffen im Zentrum der Galaxis rund fünfundfünfzigtausend Jahre. Mit

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