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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Energie, allerdings ausschließlich innerhalb des Schwarms. Davon orten wir bloß ’n gelegentliches Flackern, ’ne Art interstellaren Wetterleuchtens. Aber außerdem messe ich einige sehr sonderbare Stresserscheinungen. Wenn die Instrumente nicht gestört sind, und der Computer ist’s jedenfalls nicht« – infolge seiner Unsicherheit klang seine Stimme, als hätte er das Bedürfnis, sich zu entschuldigen –, »dann dringt aus dem Asteroidenschwarm irgendeine anomale kinetische Reflexion. Ich weiß nicht, wie ich sie beschreiben soll. Sie ist, als ob das Echo von etwas viel zu Großem durch die Felsen ginge. Von irgend etwas, das ins normale Kräftespiel des Schwarms eingreift und es durcheinanderbringt.«
    »Es ist, als kam’s von einer Singularität«, warf Bydell unerwartet ein. »Als hätte da ’ne physikalische Anomalie, vielleicht ’n völlig verrücktes Experiment, ein Schwarzes Loch verursacht.« Plötzlich besann sie sich auf die Disziplin. »Verzeihung, Kapitän«, fügte sie halblaut hinzu, »tut mir leid, Sir.« Dolph tat ihren Disziplinverstoß mit einem Wink ab. »Eine anomale kinetische Reflexion«, faßte Ubikwe nachdenklich zusammen. »Eine Singularität. Na, was mag denn das nun wieder zu bedeuten haben?«
    Min konnte sich nicht mehr zurückhalten. Ein Schwelbrand schien in ihren Handflächen zu glosen, der Puls pochte in ihren Schläfen. »Das ist doch erst einmal ganz egal«, fuhr sie dazwischen. »Wo ist sie? Können Sie sie lokalisieren?«
    Porson schaute Kapitän Ubikwe an. »Nicht genau, Sir«, antwortete er, als hätte Dolph die Frage gestellt. »Aber der Amnioni hat sich in direkter Anflugrichtung positioniert.«
    Min packte die Armlehnen des G-Andrucksessels, weil aufgrund eines neuen Ausweichmanövers abermals Schub durch den Polizeikreuzer ging. »In diesem Fall, Kapitän«, schnarrte sie barsch, »kann ich Ihnen mitteilen, was wir tun.«
    Ohne ersichtliche Mühe drehte Dolph ihr trotz gegensätzlicher Vektoren und spürbarer G-Werte sein Kommandopult zu. »Ich habe schon befürchtet, daß Sie so etwas sagen, Direktorin«, antwortete er mit gedehnter Stimme. Er sprach in lakonischem Ton; das Funkeln seiner Augen hingegen verriet eine gewisse Insolenz. »Als ich das Erfordernis erwähnt habe, zu Schlußfolgerungen zu gelangen, hatte ich die Hoffnung, wir könnten auf einer etwas plausibleren Grundlage dazu imstande sein.«
    Plausibel? Am liebsten hätte Min ihn angeschrien. Plausibles wollen Sie? Ich weiß nichts Plausibles. An dieser gottverdammten Situation ist absolut nichts plausibel.
    Sie nahm sich trotz allem zusammen. Sie durfte ihre Erbitterung und ihren Frust nicht an ihm auslassen. Er hatte es nicht verdient; Warden Dios war derjenige, der es verdient hätte.
    Statt dessen sagte sie ihm die Wahrheit. Inzwischen hatte sie genügend Lügen und Fehlinformationen hingenommen, um davon Übelkeit zu verspüren. »Ich sehe ausreichende Plausibilität vorliegen, Kapitän«, entgegnete sie. »Die Posaune ist ein Interspatium-Scout, und Scouts sind im Normalfall unbewafmet. Dieses Schiff ist aber ein Ausnahmefall. Es verfügt über eine Materiekanone, Impacter-Geschütze und Plasmatorpedos.« Einen Dispersionsfeldprojektor. »Und es führt Singularitätsgranaten mit.«
    Dolph Ubikwes Augen weiteten sich; unwillkürlich sank sein Kinn herab. Dann trat in seinen Blick ein Ausdruck, der vielleicht auf Wut beruhte. »Wollen Sie damit sagen« – fast knirschte er beim Sprechen mit den Zähnen –, »Sie haben einem unberechenbaren Illegalen und einem Cyborg ein Raumschiff mit Singularitätsgranaten überlassen? Mein Gott, Direktorin, ich war der Meinung, das Zeug wäre noch im Experimentierstadium! Ich dachte, die Dinger wären verdammt zu gefährlich, um sie zu verwenden.«
    »Alles kann zu gefährlich sein«, erwiderte Min ungehalten. »Falls es Ihnen noch nicht aufgefallen ist, wir stecken gewissermaßen selbst schon längst in einem Schwarzen Loch.« Wir sind wie eine unwägbare Masse in unermeßlich kleinem Raum. »Daß es nicht physikalisch meßbar ist, heißt noch lange nicht, daß es ungefährlich wäre. Als wir die Posaune in der Umgebung des Kombi-Montan-Asteroidengürtels, solange wir die Gelegenheit hatten, nicht eliminiert haben, ist von uns ein Ereignishorizont überschritten worden. Nun müssen wir hindurch, weil das der einzige Ausweg ist.«
    Wenn sie sich dessen, was sie über Deaner Beckmanns Theorien gelesen hatte, richtig entsann… Und wenn er recht hatte…
    »Das

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