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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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sie merken, daß sie drei Lichtjahre weit im Bannkosmos sind, und Sie weigern sich, ihnen den Grund zu nennen? Wie meine Leute darüber denken, weiß ich nicht… Ich gehe davon aus, sie sind sowieso übergeschnappt. Aber Morn und Davies dürften erheblich aus ’m Häuschen geraten.«
    »Halten Sie endlich das Maul!« Angus konzentrierte sich mit derartiger Angestrengtheit, daß sich ihm davon die Stimme verpreßte. Er brachte die Worte kaum zur Kehle hinaus. »Ich muß nachdenken.«
    Voller Begierde nach Antworten schrie er den Befehlscode in die Stille seiner Schädelwölbung, versuchte ein Fenster zu seinen Datenspeichern zu öffnen. Das funktionierte: er hatte seinen Interncomputer und die darin geballten Informationen noch verfügbar. Aber stand er noch unter der Kontrolle des Data-Nukleus? Konnte er sich über seine stummen Gebote hinwegsetzen?
    Eine Probe. Er mußte eine Probe aufs Exempel machen. Rasch auf irgendeine Weise nachprüfen, ob der Interncomputer ihn nach wie vor an der Kandare hatte. Irgendwie galt es herauszufinden, wie weit sein Vermögen reichte, eigene Entscheidungen zu fällen.
    Sofort krampfte sich sein Herz zusammen wie eine Faust. Nick war da: er war das geeignete Objekt. Seine Verbindungen zur VMKP-DA schützten ihn vor Angus’ Haß. Für den Fall, daß er nun widersprach, Angus’ Willen widerstrebte oder ihn mit Frechheiten verhöhnte, nahm sich Angus vor, ihm ein zweites Mal eine zu verpassen; dieses Mal so kräftig, daß er ihm den Schädel brach, ihm Knochensplitter ins Hirn drosch, ihn tötete, indem er ihm die zerebralen Synapsen zerschlitzte…
    »Für derlei Späßchen ist es ’n bißchen zu spät«, meinte Nick. Anscheinend konnte er der Versuchung partout nicht widerstehen, Angus’ Konzentration zu stören. »Wir sind jetzt hier. Sie können nicht so tun, als ergäben sich daraus keine Konsequenzen. Meine Güte, Angus, was wird Hashi Lebwohl von Ihnen denken? Oder Min Donner? Früher oder später müssen Sie die Wahrheit auftischen. Ihnen bleibt gar keine andere Wahl.«
    Also gut. Jetzt. Nun die Probe.
    Er sammelte Kraft in den Schultern, spannte die Armmuskeln, erhob sich aus dem Anti-G-Sessel, um zuzuschlagen…
    Und erstarrte. Sämtliche Muskeln, die er brauchte, wurden sofort unbeweglich. In diesem Moment hätte er nicht einmal, um seine geistige Gesundheit zu retten, die Faust schwingen können. Sogar die geringfügige Aufgabe, den Abstand zwischen sich und dem Platz des Ersten Offiziers zurückzulegen, überforderte ihn gänzlich.
    Dieses Gefühl war ihm längst nur zu gut bekannt. Es hatte etwas allzu Persönliches an sich, war so brutal wie Vergewaltigung; und die Hemmung war derartig übermächtig, daß er nie eine Chance hätte, sie zu überwinden. Die elektronischen Emissionen seiner Zonenimplantate waren stärker als bloße Willenskraft und Hoffnung.
    Verwirrung durchtobte Angus, so vielschichtig wie eine raffinierte Maskierung; er hatte ein Empfinden, als stockte ihm in der Brust die Atemluft. Verflucht noch mal! wetterte er insgeheim. Zur Hölle sollt ihr fahren, ihr Schweinehunde! Seine Programmierung verweigerte es ihm, mit den Fäusten auf die Kommandokonsole zu dreschen; also rammte er sie auf seine Oberschenkel. Ihr Lumpen, warum sagt ihr nicht zur Abwechslung einmal mir die Wahrheit? Was kostete es euch denn, mir zu erklären, was ihr überhaupt wollt? Doch er konnte es sich nicht leisten, sich in den Abgrund seiner Wut fallen zu lassen; nicht jetzt, während die Posaune drei Lichtjahre weit innerhalb des Bannkosmos flog und Morn sich an Bord aufhielt.
    Mit wüster Entschlossenheit riß er sich von der Tiefe seiner Verzweiflung zurück.
    Also dann. Nicht aufgeben. Ich muß die Situation verstehen. Er schmachtete unverändert unterm Joch des Data-Nukleus. Es blieb ihm unmöglich, gegen die Programmierung zu verstoßen. Trotzdem hatte etwas sich verändert. Weder Dios noch Lebwohl hatte ahnen können, daß er die Posaune an diesen Punkt des Alls flog; und doch war es ihm von den Interncomputerprogrammen gestattet worden.
    »Ich mach Ihnen ’n Vorschlag«, sagte Nick lässig. »Sitzen Sie ruhig da rum und grübeln Sie sich einen ab.« Er öffnete die Gurte und stand auf. »Ich gebe Ihren und meinen Leuten Bescheid, daß sie nicht mehr in den Kabinen hocken müssen. Das dürfte diesen hinterfotzigen kleinen Scheißtypen ’ne Freude sein. Ich bin sicher, daß sie ’n Wörtchen mit Innen reden möchten. Bestimmt gefällt es ihnen gewaltig, von Ihnen zu

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