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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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jedoch hatte ihm die Kopfhaut geprellt, ein Gespinst aus Frakturen in die Hinterhauptwölbung gehauen und das Gehirn erschüttert. Noch ein derartiger Hieb konnte ihn das Leben kosten.
    Im Moment war ihm zumute, als müßte er schon an der schieren Gräßlichkeit der Schmerzen krepieren, jedes einzelne Neuron seines Körpers schien nichts als Qual zu verströmen, weder sah er etwas, noch fühlte er etwas anderes als die Beschwerden seines Schädels.
    Jemand hatte ihn hinterrücks geschlagen, konstatierte der Interncomputer. Der Angreifer umquerte den G-Andrucksessel, um den Angriff fortzusetzen; umrundete ihn schnell…
    Augenblicklich unterdrückten die Zonenimplantate den Schmerz. Sie peitschten seine Muskeln zum Handeln an, als würde er elektrisiert. Seine Wahrnehmung wurde wiederhergestellt.
    Er wälzte sich auf den Rücken und sah, daß Nick sich geradeso auf ihn stürzte, wie die Käptens Liebchen sich auf die Friedliche Hegemonie gestürzt hatte, so verhängnisvoll auf ihn herabfuhr wie ein Erzhammer.
    Demoralisierung und wilde Wut entstellte Nicks Gesicht zu einer wüsten Fratze. Die Narben strahlten von seinen Augen aus wie Rinnsale dunkler Tränen. Ein stummes Geheul verzerrte ihm den Mund. Während er über Angus herfiel, schwang seine rechte Faust einen Größe-C-Schraubenschlüssel in mörderischem Bogen auf Angus’ Kopf nieder. Er mußte ihn in einem Reserve-Werkzeugkasten der Posaune gefunden haben. Am Oberende klebten Blut und Haare von Angus’ Schädel.
    »Dreckiger Hurensohn!« schnob Nick, während der Schraubenschlüssel herabsauste. »Sie sind an allem schuld!«
    Selbst außer sich vor Erbitterung, riß Angus eine Hand hoch und fing den Schraubenschlüssel Zentimeter über seiner Stirn ab.
    Er brauchte nur eine Hand. Trotz Nicks Körperkräften und -gewicht endete der geführte Schlag, als hätte er ein Schott getroffen. Ohnehin war Angus stärker als Nick. Zudem verstärkten verschweißte Streben seine Gelenke, erhöhten ihre Hebelwirkung, und seine Reflexe verliefen mit Mikroprozessorgeschwindigkeit. Er packte den Schraubenschlüssel und hielt ihn dermaßen unbeweglich fest, daß Nicks Faust abglitt und er vornübersackte, auf Angus purzelte.
    Mit einem Ruck seiner Schulter und einer Drehung des Handgelenks klatschte Angus den Schraubenschlüssel gegen Nicks Schläfe und Ohr. Nick plumpste zur Seite, wumste der Länge nach auf die Deckplatten.
    Sofort wollte er fortkriechen. Doch der Hieb und die Verletzung schwächten ihn zu sehr, als daß er von der Stelle gekommen wäre: es schien, als könnten seine Hände nicht einmal den Boden finden. Die Ellbogen trugen ihn nicht. Er fiel aufs Gesicht, raffte sich auf; brach nochmals zusammen.
    Angus rappelte sich hoch, blieb neben Nick stehen.
    Seine Hände und sein Gesicht schrien nach Mord: Drang nach Gewalt schäumte durch seine Adern wie Säure. Er wollte Nick töten, hätte alles dafür gegeben, was er sich überhaupt vorzustellen vermochte, wäre es ihm nun zulässig gewesen, Nicks Hals zwischen die starken Finger zu nehmen und ihm das Genick zu brechen wie ein Hölzchen.
    Seine Zonenimplantate verboten es ihm; sie verurteilten ihn, obwohl er, während er da stand, vor Wut und infolge betäubter Schmerzen am ganzen Leibe schlotterte, zur Handlungsunfähigkeit.
    »Sie blödes Stück Scheiße.« Worte waren das einzige ihm gewährte Ventil. »Das war echter Schwachsinn. Glauben Sie etwa, Sie kämen ohne mich durch? Bilden Sie sich ein, Sie, Mikka oder Morn, oder überhaupt irgendwer an Bord« – in seiner Vehemenz versprenkelte er Blut von Schläfe und Wange – »könnte ohne mich durchkommen?! Ich habe die Brücke mit Prioritätscodes gesichert, die Sie nicht kennen und nicht knacken können. Wir sind drei Lichtjahre tief im Bannkosmos. Ohne mich müßten Sie hier durch die Gegend schleichen, bis Sie schwarz werden!«
    Nick ertastete das Deck, stemmte sich auf Hände und Knie empor. »Ich weiß«, murmelte er, als redete er im Schlaf. Mit fürchterlicher Anstrengung stellte er erst einen, dann den zweiten Fuß auf den Boden; dann richtete er sich wackelig auf, taumelte. »Ich weiß, ’s war Unsinn. Bloß wieso, das weiß ich nicht.«
    Er schwankte auf unsicheren Knien, drehte sich zu Angus herum.
    »Weshalb Sie zu so was fähig sind, verstehe ich nicht…« Völlig benommen aus Gram und Schmerz, konnte er seine Gedanken nicht unausgesprochen lassen. »Wieso Sie zu so was imstande sind, aber das, was Sie damit anfangen, keinerlei Sinn

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