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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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anzunehmen, daß der Kapitän der Freistaat Eden gelogen hatte, um Schwierigkeiten mit der Rächer abzuwenden. Weil Lebwohl, was Wahrheit oder Unwahrheit anging, kein Gewissen hatte, arbeitete er gerne mit Menschen zusammen, die sich als tüchtige Heuchler bewährten. Es schien, als bereitete ihm die Herausforderung, die Unaufrichtigkeiten anderer Leute zu hinterschauen und daraus Nutzen zu ziehen, ein absonderliches Vergnügen, fast eine Art von Lustgewinn.
    »Aber vielleicht erklären Sie mir inzwischen einmal«, fügte Warden ohne Pause hinzu, »weshalb Sie unterstellen, ich hätte Ihnen nicht sowieso eine Kopie der Meldung zukommen lassen?«
    »Weil Sie mir zur Zeit nicht das beste Bild abgaben«, entgegnete Fasner. »Ich will mich mal so ausdrücken: Ihre Verläßlichkeit ist anscheinend nicht mehr so hundertprozentig wie früher. Meine liebe, alte Mutter, Gott segne ihre boshafte Seele, ist der Ansicht, Sie bringen mich in Scherereien. Wenn sie so was redet, höre ich immer gut zu.« Aus seinem Tonfall sprachen Mißtrauen und Drohungen. »Und Sie haben ihr Urteil durch diese grauenvolle Videokonferenz mit dem EKRK über die Maßen bestätigt. Aber das ist noch nicht alles, trotz Ihrer anerkannten Reputation, sich durch kluges Gespür auszuzeichnen, längst nicht alles. Sie haben diese… diese Koina Hannish zur Nachfolgerin Godsen Friks ernannt, ohne sich vorher mit mir zu beraten. Und Josua ist von Ihnen unter der Aufsicht des abgefeimtesten betrügerischen Informationshändlers, den Sie finden konnten, in den Einsatz gegen Kassafort ausgesandt worden. Ich möchte nicht herumsitzen und abwarten, bis Sie es für angebracht halten, mir zu erläutern, was da eigentlich im Busch ist. Mir ist es lieber, ich weiß von Anfang an über die Wahrheit Bescheid.«
    Mit grimmiger Entschlossenheit unterdrückte Warden den Drang, ihm eine unverblümte Antwort zu erteilen: Na schön, dann wollen wir beide mit der Wahrheit herausrücken. Ich verrate Ihnen, warum ich Angus Thermopyle wirklich nach Kassafort geschickt habe. Sie sagen mir, welchen Vorteil Sie aus diesem beschissenen kalten Krieg mit den Amnion ziehen. Begründen Sie, warum Sie keinen Aufwand scheuen, um sicherzustellen, daß nichts, was wir zu unserem Schutz unternehmen, jemals wirklich hinreicht. Erklären Sie mir, was so ungeheuer wichtig ist, daß Sie deswegen mich mißbrauchen und manipulieren müssen.
    Aber dergleichen konnte er nicht aussprechen. Er kannte den Drachen zu genau. Und auf gewisse Weise mußte er die Wahrheit sagen. Ihm blieb gar keine Wahl. Holt Fasner verfügte über zu viele verschiedene Informationsquellen. So wie die Dinge lagen, war er der wahre Chef der VMKP. Und er hatte das Amt des Polizeipräsidenten im Hinblick auf die eigenen Zwecke eingerichtet. Der ununterbrochene Datenaustausch mit der Kommunikationsabteilung des VMKP-HQ war nicht sein einziges Mittel der Informationsbeschaffung. Und entfielen alle anderen Methoden, konnte er gewiß auf ein Dutzend strategisch verteilter Informanten zurückgreifen.
    »Also gut.« Um von sich abzulenken, während er seinen Hang zur Wahrheitsliebe erstickte, plazierte Warden sich gegenüber Fasner in einem Sessel; verschränkte die massigen Arme auf der Brust. »Sie müssen ohnehin davon in Kenntnis gesetzt werden. Manches überschreitet meine Zuständigkeit.« Sorgsam bereitete er sich darauf vor, den Köder auszuwerfen, in der Hoffnung, daß er Holt Fasner zu einem Fehler verleitete; dem einen Fehler, den er brauchte. »Und einiges ist wahrlich zu beunruhigend, um’s für mich zu behalten.«
    Er wünschte, daß Holt Fasner sich dafür entschied, Morn Hyland am Leben zu lassen. Doch dieses Zugeständnis ließ sich dem Drachen nur abringen, wenn ein lohnenswerter Grund ihn bewog, so ein Risiko einzugehen.
    Verzweiflung oder Intuition hatten Warden zu einer Eingebung verhelfen, die diese Wirkung erzielen mochte…
    »Die Nachricht stammt von Direktorin Donner«, eröffnete er Fasner. »Sie hat eine Meldung der Posaune aufgefangen und sie uns schleunigst per Kurierdrohne übermittelt. Leider kann von Vollständigkeit keine Rede sein. Sie müssen beachten, daß Josua gegenwärtig um sein Leben flieht. Milos Taverner hat ihn auffliegen lassen, und ihm sind Amnion auf den Fersen.«
    Holt Fasners Blick nahm einen harten Ausdruck an.
    »Sie wissen, daß ich hinsichtlich dieser Aktion in Anbetracht der zu tragenden Risiken durchaus meine Bedenken hatte«, sagte Warden, »aber wie sich von selbst versteht,

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