Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
getrieben hatte, ihrer Verläßlichkeit.
    Sein Herz pochte, als befände er sich im Bann äußersten Entsetzens. Dutzenderlei Säuren schienen durch seine Adern zu rinnen.
    Ein Mutagen bleibt im Körper…
    Irgendwie schaffte er es und zwang sich, so lange zu warten, bis er das Ächzen des Lifts hörte, der sich gegen den G-Andruck stemmen mußte. Das Geräusch besagte, daß Vector sich auf dem Weg zur Luftschleuse befand. Im Zentralkorridor des Interspatium-Scouts hielt sich jetzt wahrscheinlich niemand auf.
    Sofort warf Ciro den Anti-G-Kokon beiseite, sprang aus der Koje und zur Tür, als wäre er ein von der Leine gelassenes Tier, das nach Freiheit gierte.
    …lebt weiter…
    Eine in den primitivsten Strukturen der DNS verankerte Furcht scheuchte ihn vorwärts. Im Korridor hastete er geradewegs zum nächsten Werkzeugschrank; inzwischen kannte er sich mit den Werkzeugschränken aus. In seiner erniedrigenden Rolle als Bordsteward der Posaune hatte er den Schraubenschlüssel, mit dem Nick vor einigen Tagen auf Angus losgegangen war, wieder verstauen müssen, wo er hingehörte; und daher war er jetzt darüber informiert, wo sämtliche Werkzeuge lagerten.
    …dringt in jede Zelle vor, rankt sich um die DNS-Stränge…
    Falls nun irgend jemand den Korridor betrat, sah der- oder diejenige, was er tat. Mikka, Davies, auch Morn: Alle würden versuchen, ihn aufzuhalten. Doch er mißachtete die Gefahr. Außer Eile gab es dagegen keinen Schutz, und er beeilte sich schon so sehr, wie der Schub des Interspatium-Scouts es gestattete.
    Er holte den Schraubenschlüssel aus dem schwerkraftfesten Wandschrank. Flecken geronnenen Bluts und – an ein, zwei Stellen – Krusten verdorrten Hautgewebes klebten noch an dem Werkzeug: Er hatte es nur nachlässig gereinigt. Aber das blieb belanglos. Trotz allem war Angus’ Blut menschlich; das gleiche galt für seine Kopfhaut. Ciro schob sich den Schraubenschlüssel in den Gürtel. In die Taschen steckte er einen Spannungsmesser, einen kleinen Werkzeuglaser, einen Lötkolben sowie ein Sortiment an Klammern und Drähten.
    Dann schaute er sich nach einer Einstiegsluke um, die ihm Zutritt zu den Antriebsanlagen der Posaune gewährte.
    Darum diene ich den Amnion, Ciro. Täte ich’s nicht, entzögen Sie mir das Gegenmittel. Und das ist der Grund, weshalb du nun mir dienen wirst.
    Voraussichtlich beanspruchte das Sabotieren der Antriebe längere Zeit. Ciro hatte die Motoren noch nie von innen gesehen, keine Vorstellung davon, wie die Komponenten und Aggregate angeordnet sein mochten. Und er wollte nicht riskieren, die falschen Apparaturen lahmzulegen. Der Gedanke, er könnte beispielsweise einen Defekt der Lebenserhaltungssysteme herbeiführen, während die Antriebsanlagen intakt blieben, flößte ihm Grausen ein. Er mußte suchen, ausprobieren und testen, bis er die richtigen Kontakte fand. Doch wie er dabei vorzugehen hatte, wußte er; es war ihm von Vector gezeigt und erläutert worden. Und er hatte das von Sorus Chatelaine überlassene Gegenmittel bei sich. Ein paar Stunden konnte er für die Abwicklung seines Auftrags aufwenden.
    Auf seine Weise war er so treu wie Mikka.

 
HASHI
     
     
    Wie Hashi Lebwohl vorausgesehen hatte, war er der letzte, der im von Warden Dios genannten Konferenzzimmer anlangte, einem der für seine Zwecke reservierten, vielseitig nutzbaren und vor allem lauschsicheren Büroräume, in denen der Polizeipräsident der VMKP für die Außenwelt offiziell zu existieren aufhörte. Koina Hannish und Sicherheitschef Mandich waren eher eingetroffen.
    Koina Hannish saß links von der Tür an der Wand, als Hashi Lebwohl eintrat: eine durch bewußte Bescheidenheit beeinflußte Position, die zum Ausdruck brachte, daß sie sich darüber im klaren war, welche geringe Nebenrolle das Ressort Öffentlichkeitsarbeit im Moment spielte. Ihr gegenüber stand Sicherheitschef Mandich. Ungefähr in der Mitte zwischen beiden befand sich Warden Dios’ Schreibtisch.
    Offenbar war der VMKP-OA-Sicherheitschef anwesend, um für seine Unzulänglichkeit persönlich Rechenschaft abzulegen; gleichzeitig jedoch auch als Min Donners Stellvertreter. Sein Unbehagen äußerte sich deutlich in der Weigerung sich hinzusetzen. Hinter dem Rücken hatte er die Wand, aber er nahm sich nicht die Lässigkeit des Anlehnens heraus. Er hatte die Hände auf dem Rücken gefaltet und verkrampfte Schultern. Die Hitzigkeit, die ihm vor einer Weile Gesicht und Hals verfärbt hatte, war weitgehend gewichen, doch die

Weitere Kostenlose Bücher