Amok: Thriller (German Edition)
überraschen, wenn sie und diese Trent unter einer Decke steckten.«
»Denkbar ist es«, pflichtete George ihm bei. Er dachte an seine Begegnung mit Julia am Mittwoch. Er hatte den Eindruck gehabt, dass sie fest entschlossen war, mit Alice Jones zu sprechen; wie es aussah, war es ihr gelungen.
»So oder so wirst du ganz schön unter Druck geraten, vor allem, wenn die Presse eine Verbindung zu Craig Walkers Anschuldigungen herstellt.«
Eine unbehagliche Pause. George mutmaßte, dass Sullivan auf irgendetwas hinarbeitete. Oder vielleicht wartete er darauf, dass George einen Vorschlag machte.
»Wir haben immer noch die Tatsache, dass die beiden Peggy Forester aufgesucht haben.«
Sullvian lachte dreckig. »Ja. Deine Trumpfkarte, hoffentlich. Ich werde mir eine Strategie zurechtlegen müssen, wie man sie am effektivsten einsetzen kann.« Wieder eine bedeutungsschwere Pause. Diesmal wusste George genau, was kommen würde.
»Wir müssen auch über meine Entschädigung sprechen. Was ich bislang gemacht habe, waren reine Gefälligkeiten, aber jetzt betreten wir gefährliches Gelände. Wenn ich schon den Kopf für dich hinhalte, muss auch was für mich dabei rausspringen.«
George lachte gekünstelt. »Selbstverständlich. Warum schaust du nicht dieses Wochenende mal vorbei? Dann können wir mal ein bisschen hin und her rechnen.«
Vanessa hatte sich von ihm weggedreht. Ihre Augen waren immer noch geschlossen, doch er konnte nicht sagen, ob sie wach war oder nicht. Nachdem er das Gespräch beendet hatte, brauchte er einen Moment, um seine Gedanken zu ordnen. Aber nicht, um die Situation einzuschätzen – die konnte er in wenigen Worten zusammenfassen.
Es bricht alles zusammen.
Als Julia das Haus in Arundel Crescent sah, wusste sie sofort, dass sie umsonst gekommen war. Alle Fenster waren geschlossen, und nur ein schwacher reflektierter Lichtschein schimmerte in den Scheiben. Nichts rührte sich dahinter, kein Laut drang nach draußen.
Dennoch klopfte sie und wartete. Dann schirmte sie die Augen mit den Händen ab und spähte durch das Erkerfenster. Das Wohnzimmer sah einigermaßen aufgeräumt aus, nur hier und da lagen ein paar Spielsachen herum. Auf der Fensterbank stand ein Glas Wasser, auf dem sich schon ein Film bildete.
Über ihr kreisten die Krähen wie schwarze Stofffetzen. Ihr Krächzen versetzte sie zurück zum Morgen des 19. Januar, und ihr fiel auf, dass es ihr jedes Mal, wenn sie hierher zurückkehrte, mehr auszumachen schien, nicht weniger – als ob das Dorf mit ihr noch nicht fertig wäre.
Schließlich schrieb sie einen Zettel: Gordon, ich mache mir Sorgen um Alice. Bitte rufen Sie mich an. Sie schrieb ihren Namen und ihre Telefonnummern darunter und schob den Zettel durch den Briefschlitz.
Es war kurz nach zehn Uhr vormittags, und es war viel wärmer als damals im Januar. Bevor sie von zu Hause losgefahren war, hatte sie noch den Wetterbericht gehört, in dem von einem unmittelbar bevorstehenden Wetterumschwung die Rede gewesen war: stürmische Winde und sintflutartige Regenfälle. Der Nachrichtensprecher hatte noch gescherzt: »Na ja, wir können uns wohl nicht beschweren«, und der Meteorologe im Studio hatte ihm gut gelaunt zugestimmt: »Irgendwann musste unsere Glückssträhne ja abreißen.«
Der Satz fiel ihr jetzt wieder ein, als sie zu ihrem Wagen zurückging. Er war nicht sonderlich tröstlich, aber immer noch besser als Nina Walkers bissige Bemerkung, bevor sie aufgelegt hatte.
Sie machen nichts als Ärger.
Auf Anraten des Arztes wurde Vanessa tagsüber von einer privaten Krankenpflegerin betreut, und sobald die Frau eintraf, nutzte George die Gelegenheit, sich in sein Arbeitszimmer zurückzuziehen. Er genehmigte sich einen kleinen Sherry und überlegte, wie er weiter vorgehen wollte.
Vilner war immer noch das unmittelbarste Problem. Vor dem Anruf des DI war George mehr oder weniger entschlossen gewesen, Kendrick zu sagen, dass Vilner ihn betrog. Es war natürlich ein Risiko, aber Sullivans Neuigkeiten machten deutlich, dass ihm an mehreren Fronten Unbill drohte. Um überhaupt eine Chance zu haben, seine Feinde zu besiegen, musste er ihre Stärken und Schwächen einschätzen und ihre Bündnisse auf die Probe stellen.
Doch zunächst rief er Toby an, um ihm von seiner gestrigen Unterredung mit Vilner zu berichten. Es war ein ebenso kurzes wie unaufrichtiges Gespräch. George wiegte Toby in dem Glauben, das Treffen sei unmittelbar auf seine Bitte hin vereinbart worden. Er sagte,
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