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Amok: Thriller (German Edition)

Amok: Thriller (German Edition)

Titel: Amok: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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schien ihn getroffen zu haben, denn weder er noch Craig glaubten auch nur für einen Moment, dass die Männer geflohen waren.
    Die Wahrheit war viel schlimmer.
    »Zehn Minuten«, sagte Kendrick zu Moss. »Dann erschießen wir sie und sehen zu, dass wir unsere Verluste begrenzen.«
     
    Oben angelangt, ließ Julia sich einfach in das nächste Zimmer treiben und schaltete das Licht ein. Sie sah, dass es ein Arbeitszimmer war, und sofort war ihr einziger Gedanke, dass hier ein weiteres Telefon sein könnte. Sie könnte noch einmal versuchen, die Polizei anzurufen.
    Da war tatsächlich ein Telefon, auf dem Schreibtisch, aber natürlich war es ebenfalls tot.
    Sie seufzte. Ihr Gehirn funktionierte nicht richtig.
    Hinter dem Schreibtisch stand ein reich verzierter Kapitänsstuhl. Sie setzte sich darauf und sank nach vorne, kreuzte die Arme auf dem Tisch und legte den Kopf darauf. Einige wenige, köstliche Sekunden lang konnte sie glauben, dass die Welt da draußen nicht existierte. Die Schmerzen in ihrem Bauch ließen ganz allmählich nach, und sie stellte fest, dass sie absurderweise müde, ja schläfrig war.
    Der Wind wehte immer noch stürmisch um die Hausecken. Das Licht erlosch und ging dann wieder an. Julia schreckte hoch, wie Menschen es tun, die im Zug oder Bus eingenickt sind. Draußen kratzte die abgebrochene Fernsehantenne über die Dachziegel wie Fingernägel über eine Schiefertafel. Julia schüttelte sich und stand auf. Sie musste sich beschäftigen, musste irgendwie aktiv werden.
    Die vielen Fotografien an der Wand zogen ihre Aufmerksamkeit auf sich. Offizielle Aufnahmen von Philip Walker aus seiner langen und augenscheinlich glänzenden Karriere. Rührende Schnappschüsse eines liebevollen Großvaters beim sorgfältig inszenierten Herumtollen mit Tom und Maddie. Und sogar ein paar Fotos mit Craig als jungem Mann: eines von seiner Abschlussfeier, das andere aufgenommen an einem exotischen Palmenstrand.
    Und direkt daneben etwas, das nicht ganz zum Rest zu passen schien. Ein gerahmter Zeitungsartikel mit der Schlagzeile:
    ATTORNEY GENERAL FÄNGT DIEB
     
    Durch einen mutigen Akt der Zivilcourage hat ein Mitglied der Regierung von Montserrat am späten Dienstagabend einen gewalttätigen Einbrecher dingfest gemacht. Philip Walker, der seit einem Jahr das Amt des obersten Justizbeamten der Insel bekleidet, kam von einem Besuch bei Freunden, als er sah, wie Robert Meade aus einer Villa in der Mayfield Road in Olveston flüchtete. Wie sich herausstellte, hatte der 29-jährige Meade, ein Einheimischer, Bargeld und Schmuck aus dem Haus entwendet. Nach seiner Festnahme fanden Beamte der Royal Montserrat Police Force den Hausherrn, den 53-jährigen Errol Herbert, bewusstlos und mit schweren Kopfverletzungen auf. Er wurde zur Behandlung nach Antigua geflogen und schwebt inzwischen nicht mehr in Lebensgefahr. Mr. Walker wurde als Held gefeiert. »Ohne sein Eingreifen hätte Mr. Herbert den Überfall mit ziemlicher Sicherheit nicht überlebt«, sagte ein Polizeisprecher.
    Zu dem Artikel gehörten zwei Fotos. Das eine zeigte Philip Walker, es war mindestens zehn Jahre alt. Das andere war ein unscharfes Portrait des verhafteten Mannes, der von gemischter Abstammung war. Seine wasserhellen Augen starrten mit brutaler Gleichgültigkeit in die Kamera. Dass Philip Walker sich einem solchen Mann in den Weg gestellt hatte, half wohl zu erklären, warum er Jahre später sein Leben geopfert hatte, um Julia vor Carl Forester zu retten.
    Ein Geräusch im Untergeschoss riss sie aus ihren Gedanken. Das Knirschen von Glasscherben auf dem Küchenboden, als ob jemand darauf getreten wäre.
    Da war jemand im Haus.

77
     
    Sie erstarrte und horchte auf weitere Geräusche, weitere verräterische Hinweise. Doch der Wind und die lose Antenne machten es unmöglich, etwas zu unterscheiden. Es gab nur eine Möglichkeit, sich Klarheit zu verschaffen.
    Als Erstes brauchte sie eine Waffe. In der obersten Schreibtischschublade fand sie einen Brieföffner mit Perlmuttgriff und langer dünner Klinge. Sie nahm ihn und hielt ihn auf Schulterhöhe, während sie lautlos zur Tür und weiter zum Treppenabsatz schlich. Dort hielt sie inne, wagte kaum zu atmen. Es knarrte und ächzte im Gebälk. Die Fernsehantenne ratterte.
    Immer noch wartete sie, vor Angst wie gelähmt. Einem Windstoß folgte das Klirren von Glas, das auf dem Boden aufschlug, und sie fragte sich, ob das vielleicht alles gewesen war, was sie gehört hatte. Eine Glasscherbe, die aus der

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