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Amok: Thriller (German Edition)

Amok: Thriller (German Edition)

Titel: Amok: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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würde sich mit Dutzenden nicht minder besorgter Angehöriger um die spärlichen Informationen balgen müssen, die nach außen drangen. Er wusste, wie chaotisch es bei solchen Operationen in der Anfangsphase zuging. Die Unterrichtung der Öffentlichkeit hatte keine hohe Priorität, und die Polizei würde sich hüten, irgendwelche Informationen herauszugeben, die noch nicht zweifelsfrei bestätigt waren.
    Dann drehte sich jemand aus der Menge in seine Richtung. Eine schlanke, elfenhafte Frau mit kurzen dunklen Haaren. Die Hand zum Schutz vor der Sonne an die Stirn gelegt, spähte sie zu ihm herüber und lächelte. Abby.
    »Ich dachte, du wärst schon längst hier«, sagte sie, als sie sich flüchtig umarmten.
    »Nina ist im Büro. Ich musste erst jemanden finden, der mir die Kinder abnimmt.«
    Sie nickte und betrachtete ihn eingehend. »Ich sag‘s nur ungern, aber es kann sein, dass du die Fahrt umsonst gemacht hast.«
    »Ist wohl ein ziemliches Chaos, wie?«
    »Es geht.« Sie deutete auf die Zelte hinter sich. »Das da ist die Einsatzzentrale, weiter kommt hier niemand. Sie richten eine Anlaufstelle für Angehörige und ein Pressezelt ein. Die Feuerwehr soll derweil zusammen mit freiwilligen Helfern vom Zivilschutz versuchen, das ganze Dorf abzuriegeln.« Sie grinste. »Es kommt gar nicht gut an, wenn man die Absperrung zu durchbrechen versucht, wie ein paar meiner Kollegen schon haben feststellen dürfen. Einer von ihnen meinte, sie hätten ihn mit vorgehaltener Waffe verjagt.«
    Craig schüttelte den Kopf. Sie drehten sich beide um und starrten zum Dorf hinüber. Felder und Bäume und Sträucher in hundert verschiedenen Grüntönen, auf denen noch die Reste des Raureifs funkelten, und der graue Kirchturm, der über die Wipfel hinausragte – es sah alles so idyllisch aus, ein Bild des Friedens. Wie konnte die Welt hier nicht in Ordnung sein?
    »Wunderschönes Fleckchen Erde«, murmelte Abby. Als er nichts erwiderte, fügte sie hinzu: »Dein Vater hat sich gegen die geplante Dorferweiterung engagiert, nicht wahr?«
    Craig nickte. Ihr Gebrauch der Vergangenheitsform war ihm nicht entgangen. Sie wurde ein wenig rot.
    »Entschuldige bitte. Ich wollte nicht andeuten …«
    »Ich weiß.« Er starrte die Bäume an. Bis zu dem Moment, als eine Brise die Zweige erfasste, hätte er sich beinahe einbilden können, sie seien künstlich, eine gemalte Kulisse, die plötzlich umkippen und den Blick auf das Grauen freigeben könnte, das sich dahinter abgespielt hatte.
    »Erinnert mich irgendwie an diese Geschichte von John Wyndham – Kuckuckskinder .«
    Abby runzelte die Stirn. »War das nicht dieser Film mit den unheimlichen blonden Kindern?«
    Er nickte. » Das Dorf der Verdammten. «
    Irgendetwas in seiner Stimme musste sie berührt haben, denn sie streckte die Hand aus und tätschelte seinen Arm. Dann deutete sie auf einige Polizisten, die hinter Klapptischen aus Metall saßen. Davor hatten sich bereits lange Schlangen gebildet. »Dort nehmen sie die Angaben zu Bekannten und Verwandten auf.«
    Plötzlich erhob sich ein Gemurmel, und die Menge wurde unruhig. Als sie sich umdrehten, sahen sie einen Wagen, der sich mit hoher Geschwindigkeit von Norden her näherte. Der Fahrer hupte, um die Fußgänger von der Fahrbahn zu verscheuchen. Es war ein nagelneuer Jaguar XJR mit getönten Scheiben. Craig konnte schemenhaft einen Mann am Steuer und eine Frau auf dem Beifahrersitz erkennen.
    Ein Polizist trat auf die Fahrbahn und hob die Hand. Einen Moment lang sah es so aus, als würde der Fahrer ihn ignorieren. Die Umstehenden, die schon eine neuerliche Tragödie befürchteten, hielten die Luft an, doch dann bremste der Jaguar scharf und kam gerade noch rechtzeitig zum Stehen. Die Menge johlte, einige riefen: »Schickt ihn heim!«
    Das Fenster auf der Fahrerseite wurde heruntergelassen. Der Polizist ging um den Wagen herum, und es folgte ein gedämpfter Wortwechsel. Die Fotografen rückten näher und hoben ihre Kameras. Kurz bevor sie ihm die Sicht verdeckten, konnte Craig sehen, wer in dem Wagen saß.
    »Das ist George Matheson.«
    »Ah. Ich habe mich schon gefragt, ob er sich hier blicken lässt.«
    Craig war überrascht, dass sie wusste, wer er war, doch dann fiel ihm ihre Bemerkung über die Kampagne seines Vaters wieder ein.
    »Er hatte Glück, dass er heute Morgen nicht hier war.«
    »Großes Glück«, pflichtete Abby ihm bei, eine Spur sarkastisch vielleicht. »Aber schließlich haben sie mehrere Wohnsitze. Villen in Nizza und

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