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Amokspiel

Amokspiel

Titel: Amokspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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weiß, dass ich noch lebe? Und Jan erschießt Geiseln, bis ich zu ihm nach Berlin zurückkomme?«
    »So ist es«, bestätigte Ira und verwünschte Faust im gleichen Atemzug. Wie konnte er in dieser Situation Leoni ohne Schutz und Tarnung in eine öffentliche Passagiermaschine setzen? Anscheinend hatte er in der Todesangst seiner letzten Stunden keinen klaren Gedanken mehr fassen können. Oder er rechnete fest damit, dass Steuer stürmen würde, bevor Leonis Foto in den spanischen Medien verbreitet werden würde. Jetzt aber saß Leoni auf dem Flughafen in Barcelona wie auf einem Präsentierteller fest. Genauer gesagt, hockte sie in der Kabine einer öffentlichen Toilette, von der aus sie Gott sei Dank gerade zurückrief.
    »Gibt es irgendjemanden, der mir das alles bestätigen kann?«, fragte sie heiser.
    »Ja. Oliver Götz, der verantwortliche SEK-Teamchef. Er sitzt neben mir.«
    »Ich, ich bin mir nicht sicher. Ich glaube, ich lege auf.« Im Hintergrund knarrte eine Tür, und Ira hörte Absätze klackern. Außerdem hallte Leonis Stimme nicht mehr. Sie musste das Klo verlassen haben.
    »Nein, tun Sie das nicht. Das ist keine Fangschaltung. Wo gehen Sie gerade hin?«
    »Zu meinem Gate. Mein Flugzeug startet in wenigen Minuten. Ich bin schon überfällig.«
    »Okay, okay. Ich weiß, wie viel ich von Ihnen verlange. Aber ich gehöre nicht zu den Komplizen Ihres Vaters. Ich kann es Ihnen beweisen. Erinnern Sie sich an den Schaum?«
    »Was für Schaum?«
    »Den Sie einmal in das Schlafzimmer von Jan geleitet haben. Damit Sie sich wie auf Wolken lieben.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Jan hat es mir erzählt. Sehen Sie, ich lüge Sie nicht an. Hier ...« Ira drehte das Radio lauter. »Hier. Hören Sie selbst, das ist seine Stimme. Er redet gerade mit einer Geisel im Radio.«
    Ira verschwieg lieber, dass es sich dabei um ihre eigene Tochter handelte. Leoni war so schon ängstlich und verwirrt genug. Im Moment diskutierte Jan gerade mit Kitty über Helden und Filme auf der Leinwand oder so etwas. Er schien verwirrt. Die nächste Runde war überfällig. »Gut, das ist Jans Stimme. Aber es könnte eine Aufnahme sein.«
    »Ist es nicht.«
    Sie waren auf der Altonaer Straße und schossen auf den Kreisverkehr zu, der rund um die Siegessäule führte. Alle Ampeln standen auf Grün, was dennoch wenig nützte, denn der Verkehr staute sich wegen der Sperrungen heute die gesamte Straße des siebzehnten Juni hoch. Götz trat das Gas weiter durch und vertraute darauf, dass die anderen Wagen für das Blaulichtgeschoss eine Gasse bilden würden.
    »Also gut, was verlangen Sie von mir?«, fragte Leoni. »Sie müssten bitte jetzt Ihr Handy abschalten, bevor Sie an Bord gehen«, meldete sich eine freundliche Frauenstimme im Hintergrund.
    Ira trampelte wütend mit voller Wucht gegen das Handschuhfach vor ihr, so dass es aufklappte. »Nein, tun Sie das nicht, Leoni. Steigen Sie auf keinen Fall in die Maschine. Ich bitte Sie! Reden Sie erst mit Jan!«
    »Das kann ich nicht. «
    »Bitte schalten Sie es ab, Frau Henderson«, forderte die Dame vom Bodenpersonal. Jetzt etwas weniger charmant. »Es ist nur ein einziges Gespräch. Sie müssen Jan nur beweisen, dass Sie noch leben.«
    »Damit er mich und meine Tochter findet?«, flüsterte Leoni wütend. »Und umbringt? Nein danke. Ich steige jetzt in mein Flugzeug. Ich überdenke die Sache. Dann spreche ich mit meinem Kontaktmann. Wenn er mir grünes Licht gibt, melde ich mich vielleicht wieder bei Ihnen.«
    »Leoni, bitte .« Sie hatte aufgelegt.
    »Nein, Nein, Nein!«, schrie Ira und schlug mit der flachen Hand auf die Verkleidung für den Airbag. Um dem Stau zu entkommen, war Götz in einen unbefestigten Forstweg ausgeschert, der mitten durch den Park führte. Doch jetzt blockierten zwei verlassene Fahrzeuge vom Naturschutzamt die Strecke. Sie hingen fest. Nur noch wenige hundert Meter Luftlinie vom MCB-Gebäude entfernt. Aber ohne Kontakt zu Leoni.
    »Wohin willst du?«, rief Götz, doch Ira antwortete ihm schon nicht mehr. Sie ließ die Wagentür offen und rannte durch den Park Richtung Potsdamer Platz. Sie biss sich auf die Lippen, um nicht bei jedem Schritt laut loszu-schreien. Die Kombination aus einer gebrochenen Rippe, Rauchvergiftung und kaltem Entzug war nicht die beste Voraussetzung für einen Spurt durch den Tiergarten. Nach zweihundert Metern schon musste sie keuchend eine kleine Pause einlegen. Da ließ plötzlich etwas eine Hoffnung in ihr aufkeimen, die all ihre Schmerzen auf einen

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