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Amokspiel

Amokspiel

Titel: Amokspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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»Onassis ist zum Glück so dünn, dass er durch den Schacht der Klimaanlage passt.« Onassis war natürlich nicht der richtige Name des Mannes, doch SEK-Beamte arbeiteten grundsätzlich anonym und mit Codenamen.
    »Er wird problemlos durchkommen. Wie Sie sehen, macht er sich in dieser Sekunde auf den Weg.«
    »Aber es sind noch mindestens fünfzig Meter bis zum Studio«, stöhnte Steuer auf und blickte auf die Zeitanzeige des Radios. »Wir haben nur noch wenige Sekunden.«
    »Selbst wenn er es nicht rechtzeitig vor dem ersten Anruf schafft, kann er trotzdem noch schießen, bevor das Objekt sich an einer Geisel vergreift.«
    »Und das wäre ein noch viel größerer Fehler«, sagte Ira, doch keiner, weder Götz noch Steuer, hörten ihr zu. Sie starrten weiter auf den Monitor, auf dem der mittlerweile fast nackte Polizeibeamte gerade mit einer Neun-Millimeter-Pistole bewaffnet die Leitersprossen hinaufkletterte.
    Rufumleitung! Ein Scharfschütze im Lüftungsschacht!, dachte Ira. Wissen die denn nicht, auf welche Katastrophe sie gerade zusteuern?

13.
    Manfred Stuck ahnte, dass er nicht zum Kaffeekochen in den Erlebnisbereich geschickt worden war. Und deshalb verlor er auch keine Zeit damit, Wasser in die chromfar-bene Fünf-Liter-Maschine zu kippen und nach dem Kaffeefilter zu suchen. Er öffnete die kleine Feuerschutztür am Kopfende des Raumes und freute sich für einen Moment, dass sie ins Freie führte. Die Erleichterung währte nicht lange, als er sah, dass er hier in der Falle saß. Neunzehn Stockwerke, neunzig Meter hoch über der Potsdamer Straße. Die begrünte Terrasse führte ins Nichts. Wenn er hier rauslief, gab er sich ein halbes Stockwerk tiefer zum Abschuss frei. Verdammt.
    In Manfreds Kopf hämmerte es wieder so schlimm wie unmittelbar nach dem Schlag, den ihm der Irre im Studio verpasst hatte.
    Warum konnte ich mich nur nicht beherrschen? Jetzt will er mich natürlich zuerst abservieren. Er setzte sich wieder in Bewegung. Zurück in den Aufenthaltsraum. Die andere Tür neben der Küchenzeile. Abgeschlossen. Manfred rüttelte an der Plastikklinke. Nichts. Egal, was dahinter lag, auch dieser Weg war ihm versperrt.
    Er riss die Hängeschränke über der Spüle auf, in der Hoffnung, hier einen Schlüssel zu finden. Doch er wusste, dass es hoffnungslos war. Warum sollte sich jemand die Mühe machen, eine Tür abzuschließen, um dann den Schlüssel für jedermann zugänglich aufzubewahren? Dann könnte sie gleich offen bleiben.
    Trotzdem beugte er sich nach unten und öffnete die weißen Lamellentüren direkt unter dem Waschbecken. Und knallte vor Schreck mit dem Kopf an die Kante der Arbeitsplatte. »Heilige .«
    »Pscht!« Eine kleine blonde Frau kauerte unter der Spüle neben dem Mülleimer und presste ihren Zeigefinger an die Lippen.
    »Wer zum Teufel sind Sie?«, flüsterte Manfred. Eine neue Schmerzwoge schwappte in seinem Kopf von einer Schädelhälfte zur anderen, als er hektisch zur Studiotür sah. Der Geiselnehmer stand immer noch unverändert über das Mischpult gebeugt und ließ sich von Flummi die Telefonanlage erklären. Offenbar hatte niemand ihn oder die junge Frau bemerkt. »Ich bin Kitty. Ich arbeite hier.«
    »Gut. Sie müssen mir helfen. Wie komm ich hier raus?«
    »Gar nicht. Der einzige Ausweg führt zurück durchs Sendestudio.«
    »Und was ist mit der Tür da?«
    »Dahinter ist der Technikraum. Und einen Schlüssel dafür hat nur Timber. In jedem Fall ist es aber auch nur eine Sackgasse.«
    Manfred sah noch mal rechts durch das schmale Glasfenster in der Tür ins Studio hinein. Der Geiselnehmer hatte zum Telefonhörer gegriffen und begann, eine Nummer zu wählen. Es ging los.
    »Bitte«, flüsterte Manfred, und jetzt stand ihm unverhohlen die Panik im Gesicht. »Gibt es denn gar nichts, was Sie für mich tun können?«
    »Was ist das da?«
    »Was?«
    »Hinten an Ihrer Jeans.«
    Dadurch, dass der UPS-Mann in die Knie gegangen war, hatte sich sein braunes Uniform-Hemd über seinen breiten Hintern nach oben geschoben. »Ist das ein Handy?«
    Manfred griff zu dem Lederetui an seiner Gürtelschlaufe. »Das Ding? Großer Gott, nein. Das ist nur unser verfluchtes Firmenfunkgerät. Was willst du damit anfangen?« Er riss es aus dem Etui und drückte es Kitty in die Hand. »Willst du damit Hilfe holen? Verdammter Mist, was glaubst du, warum er uns nicht auf Handys untersucht hat? Weil die ganze Welt sowieso über diesen blöden Radiosender zuhört.«

14.
    Ich hab ihn direkt im Visier Ira

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