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Amokspiel

Amokspiel

Titel: Amokspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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abwarten.«
    »Nichts tun?«, fragte Diesel, der die Unterhaltung aus der anderen Zimmerecke aus mitverfolgt hatte. »Normalerweise mach ich das gerne. Den ganzen Tag. Aber heute klingt das nach einer blöden Idee, zumindest für die Geiseln, oder?«
    »Ja, das ist leider wahr. Die Menschen im Studio werden sterben. Alle.«
    Ira hob beide Hände, um sich eine Haarsträhne aus der Stirn zu wischen. Offenbar trug sich Steuer nicht mit der Absicht, ihre Handschellen zu lösen, bevor sie die Gespräche mit dem Geiselnehmer aufnahm.
    »Das ist zwar sehr bedauerlich und klingt hart. Doch bei derartigen Verhandlungen geht es eigentlich fast nie um das Leben der Geiseln.«
    »Sondern?« Auch Steuer war jetzt völlig entgeistert. »Um das Leben Tausender anderer.«
    »Tausender anderer? So ein Blödsinn? Wie soll der Irre im Studio das denn bitte gefährden können? Quatsch!«, fluchte Steuer, während Herzberg sich wieder zu ihnen umdrehte.
    »Noch immer keine Reaktion.«
    »Weiter versuchen«, bellte Steuer kurz und sah dann wieder zu Ira.
    »Wir haben zwei Präzisionsschützenteams in Position, und Götz leitet eine Elitetruppe, die umfangreiche Erfahrung in Krisensituationen hat.«
    »Schön für Sie. Aber all das nützt nichts, wenn der Geiselnehmer einen Hubschrauber fordert und damit in ein Hochhaus fliegt. Oder heute Abend ins voll besetzte Olympiastadion. Jetzt hat er sechs Menschen in seiner Gewalt .«
    »Sieben«, korrigierte Steuer. »Zwei Angestellte, fünf Besucher.«
    »Okay. Ist auch egal. Wenigstens haben wir jetzt eine stabile Lage. Das Studio ist abgeschlossen, es gibt keinen Weg nach draußen. Das Gebäude ist evakuiert. Demnach ist die Zahl der Opfer überschaubar. Und da er nach und nach seine Geiseln erschießen will, ist sogar das zeitliche Ende des Dramas abzusehen. Alles, was wir also tun müssen, ist zu verhindern, dass aus der stabilen eine mobile Lage wird, wie damals in Gladbeck. Wenn Sie stürmen lassen, Steuer, wäre es das Blödeste, was Sie tun können. Sie laufen nur Gefahr, die Zahl der Opfer zu erhöhen.«
    »Aber wieso wollen Sie dann nicht verhandeln?«, wollte Herzberg jetzt wissen. Er war aufgestanden und pochte mit seinem Zeigefinger auf seine Armbanduhr, die viel zu groß für sein dünnes Handgelenk war.
    »Um Himmels willen, wir haben nur noch drei Minuten, und Sie stehen hier rum und quatschen.«
    »Und was soll ich Ihrer Meinung nach tun, Mr. Einstein?
    Sie können mir ja den Geiselnehmer noch nicht einmal ans Telefon holen. Außerdem .«
    Irritiert sah Ira, wie ein Beamter der Soko »Cash Call« vom Flur aus an Steuer herantrat und ihn flüsternd mit irgendwelchen Ermittlungsergebnissen versorgte. »... außerdem haben wir gar keine Verhandlungsmasse«, fuhr Ira nach einer kurzen Pause fort. »Sie können ihm keinen Deal vorschlagen, denn es gibt nichts, was Sie ihm als Gegenleistung anbieten könnten. Er hat das Wichtigste, was er bekommen wollte, bereits.«
    »Und das wäre?«, fragte Steuer, den Kopf immer noch zu dem Polizeibeamten runtergebeugt. »Aufmerksamkeit. Öffentlichkeit. Medienrummel. Wir haben es hier nicht mit einem Psychopathen zu tun, dafür ist die Tat zu gut geplant. Es ist offensichtlich auch kein politisch motivierter Anschlag, sonst hätte er schon längst seine Forderungen gestellt. Unser Geiselnehmer ist leider ein sehr, sehr intelligenter Mensch, der einfach um jeden Preis ins Rampenlicht will.«
    »Also wird er töten?«, fragte Diesel. »Ja. Um noch mehr Beachtung zu erhalten. Leider. Und wir können im Augenblick nichts dagegen tun.«
    »Doch können wir«, sagte Steuer, ging einen Schritt auf Ira zu und drückte ihr einen kleinen Schlüssel für ihre Handschellen in die linke Hand.
    »Wir leiten einfach die Anrufe aus dem Studio um.« Das war es also. Ira entglitten die Gesichtszüge. Das also hatte der Beamte eben Steuer ins Ohr geflüstert. Eine Rufumleitung!
    »Sie können ja gerne hier weiter dumm stehen und blöd quatschen. Ich hab einen Einsatz zu führen. Guten Tag.« Nach diesen Worten trat Steuer wütend mit seinem Fuß gegen Diesels Metallpapierkorb und verließ schnellen Schrittes den Raum.
    Ira zögerte erst einen Moment, dann hastete sie Steuer hinterher.

12.
    Am Ausgang an der offenen Fahrstuhltür holte sie ihn endlich ein. »Sie wollen die ausgehenden Anrufe aus dem Studio manipulieren?«
    Ira stieg mit dem Polizeidirektor in den Lift und versuchte, sich dabei gleichzeitig mithilfe des winzigen Schlüssels von den Handschellen zu

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