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Amokspiel

Amokspiel

Titel: Amokspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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jemanden gab, der sie liebte, der sich um sie sorgte und sie hier rausholen wollte, nahm etwas von dem Druck, der auf ihr lastete. Selbst wenn es ausgerechnet der Mensch war, mit dem sie auf ewig hatte brechen wollen. »Wie denn?«
    »Wenn ich dich vorhin richtig verstanden habe, hat der Geiselnehmer die Leiche in den Technikraum gebracht.«
    »Ja. In den ZGR.«
    »Kommst du da rein?«
    »Ich weiß nicht. Ich hab keinen Schlüssel.«
    »Kannst du es versuchen, ohne dich in Gefahr zu bringen?«
    Kitty öffnete die Lamellentür einen Spalt und sah vorsichtig nach draußen.
    »Möglich. Wenn er im Studio telefoniert, bin ich sicher.«
    »Gut. Dann werde ich ihn ablenken. Ich bitte dich nur ungern darum, Kleines. Aber wenn du eine sichere Chance siehst, unbemerkt in den ZGR zu kommen, dann schleich dich bitte da rein.«
    »Warum?«
    Sie wusste, es war möglich. Jan hatte nach der ersten Exekution den Technikraum nicht wieder abgeschlossen. »Du musst für uns nachsehen, ob der UPS-Fahrer wirklich tot ist.«
    »Ich hab doch deutlich gesehen, wie er ihn erschossen hat.«
    »Ja, ich glaube dir. Doch manchmal sind die Dinge anders, als sie einem auf den ersten Blick erscheinen.«
    »Der Mann hat sich nicht mehr bewegt, Mama. Er hat ihn in einen Leichensack gestopft. Hier liegen noch drei weitere davon!«
    »Umso wichtiger ist es, dass du vorsichtig bist.«

30.
    Diesel rauschte die Kantstraße Richtung Amtsgericht entlang. Würde er jetzt geblitzt, bekäme er drei Punkte in Flensburg. So viel konnte er sich gerade noch erlauben. Allerdings würde er ein Extra-Bußgeld hinblättern müssen für das Telefonieren ohne Freisprecheinrichtung. Was soll's?
    Bevor er das hellblaue Haus in der Friedbergstraße erreichte, wollte er unbedingt noch etwas bei Götz loswerden.
    »Warum sind Sie nicht längst wieder zurück im Sender?«, blaffte der Teamchef anstelle einer Begrüßung. Im Hintergrund hörte Diesel das geschäftige Treiben in der Einsatzzentrale.
    »Sind wir schon verheiratet, Schatz, oder warum dieser Ton?«, flötete er zurück.
    »Sehr witzig. Hören Sie. Der Tipp mit dem Wochenmarkt war Gold wert. Aber jetzt hoffe ich, es ist wieder was Wichtiges. Hier ist nämlich grad die Hölle los.«
    »Es geht um die Musik im Radio. Mir ist da was aufgefallen.«
    »Dass ihr immer das Gleiche abnudelt?«
    »Ja, genau darauf wollte ich hinaus.«
    »Soll das ein Witz sein?«
    »Nein. Sie haben Recht. Normalerweise wiederholen wir immer dieselben Titel. Aber heute ist es anders. Haben Sie mal auf die Songs in der letzten Stunde geachtet?«
    »Nein. Da hatte ich wirklich Besseres zu tun.«
    »Glaub ich aufs Wort. Aber lassen Sie sich mal einen Aircheck der letzten Stunde geben.«
    »Airwas?«
    »Eine Aufnahme.«
    Diesel hatte die Friedbergstraße erreicht. Wie immer gab es in der Sackgasse keine Parkplätze. Er stellte seinen Tar-ga einfach neben einen Bau-Container in die zweite Reihe und sprang aus dem Wagen.
    »Sie werden feststellen, dass in den letzten Stunden nur Songs gelaufen sind, die wir normalerweise nie spielen würden.«
    »Warum nicht?«
    »Weil die bei uns negativ getestet wurden. Zu schlecht. Zu unbekannt. Die will unsere Zielgruppe nicht hören. Wir jagen jeden Song einzeln durch die Marktforschung.« Diesel trat durch die geöffnete Eingangstür in den Flur des Hauses.
    Eine ältere Dame stand in frisch geputzten Lackschüh-chen vor den Briefkästen. Sie hatte Mühe, mit ihren zittrigen Fingern ihre Post aus dem verrosteten Kasten herauszuholen, der für sie reserviert war. Ein Brief war schon auf den Boden gefallen. Diesel hob ihn für sie auf, und sie lächelte ihn dankbar an. Dann ging er weiter Richtung Hinterhof.
    »All das Zeug, was in der letzten halben Stunde gespielt wurde, steht bei uns auf keiner regulären Playlist.« Diesel betrat das kühle Gartenhaus und lief die Treppe hoch. Leonis Wohnung ausfindig zu machen war keine journalistische Herausforderung gewesen. Habicht hatte den gesamten Flug über das Radio laufen lassen, und nachdem Jan erst die Straße durchgesagt und dann das blaue Haus beschrieben hatte, wusste Diesel, wovon die Rede war. Schließlich kannte er die Gegend. Hier um die Ecke war er aufgewachsen. Auch die Wohnung stellte kein Problem dar. Leoni Gregor. Ihr Name stand sogar immer noch am Klingelschild.
    »Und was soll das alles heißen, Sherlock?« Götz klang immer wütender, doch Diesel zögerte mit seiner Antwort. Er wunderte sich gerade darüber, dass die Haustür nur angelehnt

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