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Amokspiel

Amokspiel

Titel: Amokspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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war.
    »Hallo? Ich rede mit Ihnen. Was wollen Sie mir damit sagen?«
    Diesel drückte die Tür vorsichtig nach innen und trat zögernd ein. Der Geruch fiel ihm sofort auf. Trotzdem konzentrierte er sich erst einmal wieder auf sein Gespräch.
    »Ich glaube, dass die Songs Hinweise sind. Nehmen wir zum Beispiel >We are family< von Sister Sledge oder >We belong together< von Maria Carey. Alles Titel, die Markus Timber unter normalen Umständen niemals in seiner Show spielen würde. Es sei denn, es gäbe einen Grund dafür. Gesetzt den Fall, Timber hat die Möglichkeit, den Musiklaufplan zu bestimmen, was fällt uns dann auf?«
    »Die Texte ähneln sich.«
    »Clever & Smart, Herr Kollege.«
    Diesel sah sich um und ging langsam durch jeden einzelnen Raum der kleinen Wohnung.
    »Frei übersetzt geht's bei allen darum, dass wir eine große Familie sind, bei der sich alle kennen und zusammengehören. Verstehen Sie? Aber es geht noch weiter. Später lief >Litte Lies< von Fleetwood Mac und danach Simply Red mit >Fake<. Was will uns der Meister damit sagen? Ganz klar«, beantwortete Diesel seine eigene Frage, »alles im Studio ist Beschiss. Die kennen sich untereinander.«
    »Möglich«, sagte Götz leise, dann knackte es in der Leitung. »Moment .«
    Die Hintergrundgeräusche wurden lauter, und Götz gab ganz offensichtlich Anweisungen weiter. Vermutlich verlangte er die Abfolge der zuletzt gespielten Titel, doch sein Untergebener schien es nicht sofort zu kapieren. Die Pause dauerte etwas länger, und Diesel nutzte die Zeit, um sich weiter umzusehen. Er konnte sich nicht erinnern, jemals in einer so leeren Wohnung gestanden zu haben. Hier gab es nichts. Keine Möbel. Keine Armaturen in Küche und Bad. Weder Spüle, Wanne noch Dusche oder Klo.
    Noch nicht einmal Türen oder eine Tapete an den Wänden. Gar nichts!
    Zudem roch es so, als ob hier erst vor wenigen Sekunden eine Desinfektionsweltmeisterschaft stattgefunden hätte. Selbst Werbephrasen wie »klinisch sauber« oder »Einhundert Prozent keimfrei« wirkten hier wie Untertreibungen.
    »Da bin ich wieder«, meldete sich Götz zurück. »Sonst noch was?«
    »Ja. Sie können mich gerne für bekloppt erklären, aber ich glaube, Timber erteilt uns musikalische Anweisungen. Nehmen Sie >Come on over<. Shania Twain singt, wir sollen rüberkommen. Kate Bush will, dass wir einen Hügel raufrennen. Wir sollen .«
    Götz unterbrach ihn und ergänzte das letzte Wort:
    »... stürmen. Okay, das deckt sich womöglich mit einigen Erkenntnissen, die unser Einsatzleiter gewonnen hat.«
    »Steuer? Der BigMäc?«
    »Ja.«
    »Hätt ich dem gar nicht zugetraut.« Wumms.
    Die Tür war, offenbar durch einen Windzug, ins Schloss gefallen, und Diesel fuhr vor Schreck zusammen. Verdammt! Er blickte wütend zum Ausgang. »Drecksmist«, fluchte er noch mal laut, um das aufgestaute Adrenalin abzubauen.
    »Was ist los? Warum hallt das eigentlich so bei Ihnen? Wo sind Sie denn gerade?«
    »In der Friedbergstraße, in Leonis alter Wohnung.«
    »Warum das denn?« Götz klang so entgeistert, als hätte Diesel gerade um seine Hand angehalten. »Mich umsehen.« Der Chefredakteur legte sich auf den frisch abgezogenen und versiegelten Dielenboden im Wohnzimmer, um die Perspektive zu wechseln, und starrte an die leere Decke. Nichts. Nicht einmal eine einzige Spinnwebe hing in einer Ecke. Das ist so unfair, dachte er.
    Bei ihm zu Hause krochen Teppichflusen selbst dann noch durch seine Bude, wenn die Putzfrau da war. Und diese Wohnung sollte seit acht Monaten leer gestanden haben?
    »Hören Sie mir jetzt gut zu, Diesel.« Götz' Tonfall war plötzlich wie ausgetauscht. Nicht mehr ärgerlich, sondern eher warnend. Sorgenvoll. »Stand die Tür offen?«
    »Ja. Sie war nur angelehnt, als ich kam. Hier sieht's aus, als ob erst jemand vor kurzem alle Spuren beseitigt hat. Absolut clean. Dagegen riecht eine Intensivstation wie eine Müllhalde.«
    »Noch mal«, Götz ging gar nicht auf Diesels letzte Bemerkung ein, »die Tür war offen, als Sie ankamen?«
    »Ja, aber ...«
    »Ist sonst noch jemand da? Haben Sie jemanden getroffen?«
    »Nur ein altes Mütterchen an den Briefkästen.«
    »Okay, hören Sie mir gut zu. Sie sind in Gefahr. Verlassen Sie sofort die Wohnung!«
    »Wieso das denn?«
    »Tun Sie es einfach.«
    »Okay, aber ...« Diesel nahm sein Handy vom Ohr. Der Mistkerl hat einfach aufgelegt.
    Er wollte gerade aufstehen, als er Musik hörte. Dumpfe Bässe, die wie durch eine verschlossene Diskothekentür ins

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