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Amokspiel

Amokspiel

Titel: Amokspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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seinem eigenen Namen einchecken. Jemand, der das Zeugenschutz-programm aushebelt .«
    »Was hast du gerade gesagt?«, unterbrach Ira ihn hektisch.
    »Was? Dass er einen anderen Namen benutzen wird.«
    »Nein, das mit dem Falschspieler.«
    »Ja. Er führt alle an der Nase herum.«
    »Das ist es. Fahr zurück.«
    »Was ist es?«
    »Unsere letzte Chance. Wie lange brauchen wir nach Reinickendorf?«
    »Bei dem Verkehr? Über die Stadtautobahn? Mindestens eine halbe Stunde.«
    »Dann fahr, so schnell du kannst.«
    Ira wurde ruckartig in ihren Gurt nach vorne geschleudert, als Götz eine Vollbremsung hinlegte. Eine Schmerzwelle durchflutete ihren Oberkörper. Hinter ihnen begannen zwei Autos gleichzeitig zu hupen. Götz sah sie an und hielt seinen dicken Zeigefinger drohend vor ihr Gesicht. »Ist dir klar, was du von mir verlangst? Ich soll alles aufgeben, wofür ich jahrelang gearbeitet habe? Meine Position als SEK-Teamchef, meine Pension und nicht zuletzt meine Würde? Ich steh jetzt schon kurz vor dem Rausschmiss.«
    Ira schwieg. Sie wusste nicht, was sie darauf sagen sollte. Götz hatte Recht. Er hatte schon viel zu viel für sie geopfert.
    »Meine Wohnung ist nicht abbezahlt, ich hatte letztes Jahr Pech beim Spielen. Ich stecke bis zum Hals in Schulden und kann es mir nicht leisten, meinen Job zu vermasseln.«
    »Ich weiß.«
    »Schön, aber du weißt auch, was ich für dich empfinde. Nur, wenn ich das jetzt wirklich für dich tun soll ...«, er brüllte jetzt fast, »... dann möchte ich zum Teufel noch mal in deinen gottverdammten Plan eingeweiht werden. Was hast du vor?«
    Ira schloss die Augen. Dann erzählte sie es ihm mit bebender Unterlippe.
    Zwölf Sekunden später schoss der Mercedes mit Blaulicht die Busspur entlang. Richtung Stadtautobahn.

11.
    Die um 1890 erbaute Gründerzeitvilla am Heiligensee stand unter der besonderen Fürsorge des Amtes für Denkmalpflege. Das klassische Fünfzehn-Zimmer-Anwesen mit seiner blütenweißen Fassade, den hohen Bleiglasfenstern und der voluminösen Dachgalerie, die mit ihren Türmchen und Erkern wie eine Haube über den unteren Geschossen thronte, war erst vor kurzem von Grund auf restauriert worden.
    Von der liebevollen Hingabe, mit der sein Besitzer das Grundstück bislang gepflegt hatte, bemerkten Ira und Götz heute jedoch nicht viel. Kaum betraten sie den Kiesweg zum Haus, schlug die erste Kugel ein und zerschmetterte eine rötliche Terrakottavase direkt neben ihnen. »Er ist also zu Hause«, murmelte Ira und folgte Götz in geduckter Körperhaltung. Der SEK-Profi hatte seine Dienstwaffe bereits gezogen und entsichert. Sie verließen den Kiesweg und liefen in Schlangenlinien durch die Parkanlage. Zwei Kiefern und ein mächtiger Ahornbaum boten nur geringen Schutz auf dem Weg zu der geschwungenen Steintreppe, deren Stufen die Vorderterrasse hinaufführten.
    Doch wer immer von dem Erkerzimmer unter dem Dach aus auf sie schoss - er war kein sicherer Schütze. Ira hörte noch zweimal das charakteristische Knallen einer Beretta. Beide Kugeln blieben jedoch meterweit von ihnen entfernt im Rasen stecken.
    Götz zögerte nicht lange und feuerte schon im Laufen auf die Glasfenster der Verandatüren. »Bleib unten«, rief er, ohne sich zu Ira umzudrehen. Kommt ja gar nicht in Frage, dachte sie und sprang hinter ihm her durch die zersplitterten Scheiben ins Wohnzimmer. Götz stürmte bereits in die Eingangshalle und von dort aus weiter, die ausladende Holztreppe hoch. Der La-serpointer seiner Waffe streifte die teuren Kunstwerke und Plastiken, die an den Wänden hingen oder in matt beleuchteten, ins Mauerwerk eingelassenen Nischen standen.
    Ira wunderte sich, dass Götz gar keine Vorsicht walten ließ. Ohne die Räume einzeln zu sichern, spurtete er drei Stockwerke hoch bis unters Dach. Erst vor der Tür zu dem Zimmer, aus dem die Schüsse kamen, ging er in Posi-tion: Mit der Schulter direkt neben dem Türrahmen stand er parallel zur Wand, die Waffe mit einer Hand in Kopfhöhe umfasst, die Mündung zur Decke gerichtet. Mit der anderen Hand machte er eine abwehrende Bewegung zu Ira, die sich von hinten annäherte.
    »Warte«, rief sie ihm zu, doch die Bitte kam zu spät. Götz trat mit seinen GSG9-Stiefeln einmal heftig zu, und die dunkelbraune Tür aus lackiertem Nussbaumholz flog krachend auf.
    »Waffe runter!«, brüllte Götz. Sein Laserpointer ruhte auf der Stirn des Oberstaatsanwalts. Faust starrte mit leerem Blick auf seine ungebetenen Gäste. »Ach, Sie sind's«, sagte

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