Amore siciliano
Biolandwirtschaft.«
Die Ölfilterung musste laut mugnaio Arboscelli spätestens eine Woche nach der Pressung erfolgen und die Pressung möglichst direkt im Anschluss an die Ernte, die ebenfalls frühestmöglich stattfinden sollte. »Der Zeitfaktor spielt also eine große Rolle bei der Ölproduktion?«, erkundigte ich mich. Arboscelli nickte.
»Holen Sie sich für die Erntezeit Hilfe von ausländischen Erntehelfern?«
Er sah mich fragend an. »Dal continente? Sie meinen vom Festland?«
»Festland, ja so kann man natürlich auch sagen. In Deutschland arbeiten meist polnische Erntehelfer, vor allem zur Spargel- oder Weinlesezeit. Eine Ernte ohne Helfer aus dem Osten ist bei uns kaum vorstellbar.«
Der Müller schaute immer noch verwundert. »No, ci si aiuta. Bei uns helfen die Familie, auch Freunde, Nachbarn und zur Not Saisonarbeiter aus den Städten. Aber aus Polen ist noch keiner hergekommen, um Oliven zu ernten. Das wäre ja auch Blödsinn, so ein weiter Weg! Das heißt«, der Müller korrigierte sich, »es gibt doch einen polnischen Erntehelfer: Wassili! Der wohnt seit gut zehn Jahren in Taormina, weil er Rosa, die Tochter des alten Saraceno, geheiratet hat.«
»Nun, det is wohl nicht unbedingt dasselbe«, meinte Dieter. »Also, halten wir fest: Hier wird alle Arbeit selbst erledigt.«
Mugnaio Arboscelli nickte. »Naturalmente! Dabei ist die sorgfältige Handverlesung eine Grundbedingung für ein Qualitätsprodukt wie unser Olio Extra Vergine d’Arboscelli«, lobte er sein Öl. »Es ist besonders reich an Vitaminen und dank des hohen Anteils ungesättigter Fettsäuren gut für die Gesundheit.«
»Das muss es auch, bei den gesalzenen Preisen«, raunte Ole.
»Qualität hat eben ihren Preis«, entgegnete Malte, der zum ersten Mal Interesse zu entwickeln schien. »Und das muss man den Italienern lassen, in Sachen Olivenöl sind sie den anderen Mittelmeerstaaten weit voraus.«
Arboscelli verstand von der Diskussion kein Wort, nickte aber wieder bekräftigend und fuhr fort mit der Beschreibungseiner Arbeit: »Il rischio c’è, e parecchio, unser Risiko ist beträchtlich, daher auch die nicht immer ganz günstigen Preise. Und wir wandern viele Tage durch die Olivenhaine, um die Bäume und Früchte zu kontrollieren. Die Olivenfliege hatte uns vor Jahren einmal die ganze Ernte verdorben. Da wir auf Bioqualität achten, dürfen wir keine Insektizide anwenden und hatten keine Chance gegen den Schädling«, erklärte er. »Damit uns so etwas nicht wieder passiert, müssen wir zur Kontrolle viel wandern.«
»Das Wandern ist eben des Müllers Lust«, flapste Ole.
Bei der Vorstellung, wie Arboscelli täglich mit Müllershut und Wanderstab seine Bäume nach Fliegen absuchte, musste ich mir auf die Lippen beißen, um nicht zu lachen. Immerhin war die Olivenfliege wirklich eine Gefahr für die Existenz der Olivenbauern und Mühlenbetreiber. Plantagen, die höher gelegen waren, hatten laut unserem Müller weniger Probleme: »Come mio cugino, mein Vetter zum Beispiel, der hat seine Plantage auf einer Anhöhe oberhalb des Tyrrhenischen Meeres, dort hat er das beste Klima und immer Sonne. Und von Schädlingen keine Spur, wahrscheinlich ist denen der Wind da oben zu kalt.«
Hier auf »d’Arboscelli« mussten jedoch Fallen in die Bäume gehängt werden, die die Fliegen mit einem für die Biolandwirtschaft zugelassenen Insektizid töteten. Die Trefferquote war dabei freilich deutlich geringer.
Signor Arboscelli zeigte uns einige Fliegenfallen, und Dieter ließ Ole filmen, wie der Müller die Falle an einem Baum im Olivenhain befestigte, um dem späteren Publikumdeutlich vor Augen zu führen wie hier in mühsamer Handarbeit für die Qualität der Früchte gesorgt wurde.
Wir machten noch einige Außenaufnahmen, bevor der Sonnenuntergang begann, und dann war unser erster Drehtag um. Fazit: Die besten Olivenöle der Welt stammen aus Italien, und Sizilien steuert einen großen Teil dazu bei.
Von dieser garantierten Qualität durften wir uns nach Drehschluss dann doch noch selbst überzeugen, und zwar anhand frisch zubereiteter Bruschetta. Die Müllerstochter brachte uns zwei riesige Bretter voll leckerer Häppchen. Ausgehungert stürzten wir uns darauf.
»Lecker!«, meinte Paula.
»Köstlich!«, schwärmte Ole.
»Und vegetarisch«, lobte Malte und reichte mir noch eine Bruschetta.
»Fehlt nur noch das Glas Wein dazu«, mampfte ich.
»Du Schnapsdrossel«, sagte Malte, grinste aber zum ersten Mal seit Tagen fröhlich vor
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