Amore siciliano
natürlich sofort eifersüchtig geworden. Das hatte mir gerade noch gefehlt, wo er ohnehin schon so schlecht drauf ist!
So, ich muss los. Heute ist unser erster Drehtag.
Allerliebste Grüße aus dem sonnigen Süden,
A.
Es war Montag. Eine hochmotivierte Truppe steuerte zwei Busse über die sizilianischen Straßen – einen voller Leute, den anderen voller Technik: Berge von Kabeln,zwei Kameras, Scheinwerfer, Monitore, Mikrofone, Skripte, Drehpläne und so weiter, kurzum: alles, was man für einen langen Drehtag brauchte.
Paula und Ole gingen während der Fahrt noch einmal die Bestandsliste durch, Malte und Dieter diskutierten über Pro und Contra von Navigationsgeräten, und ich schaute immer wieder besorgt aus dem Heckfenster, um mich zu vergewissern, dass Jakob mit dem zweiten Bus Maltes rasantem Fahrstil folgen konnte.
Vor uns lag der Drehtag bei der Frantoio d’Arboscelli, der Ölmühle der Familie Arboscelli bei Taormina. Frisch und munter hatten wir uns gleich nach dem Frühstück auf den Weg gemacht. Wir brauchten gute zwei Stunden für den Aufbau in der pressa per olio. Es war gar nicht so einfach, den Herstellungsweg des Olivenöls genau ins Bild zu bekommen, und die Lichtverhältnisse im Inneren waren nicht unproblematisch. Während ich Scheinwerfer ausrichtete und Ole beim Aufbau der Kamerastative half und Paula die Verkabelung für den Ton vorbereitete, blätterte Malte nervös in seinen Notizen. Dieter unterhielt sich derweil schon mal mit dem mugnaio, dem Müller, wie ich ihn nannte, also dem Besitzer der Ölmühle.
»Come si produce l’olio. Es gibt zwei Varianten der Ölherstellung«, erklärte dieser. »Traditionell werden die Oliven auf dem Boden verteilt und mit Walzen zu Brei gemahlen. Das geht recht schnell. Das Mus aus Oliven wird dann in sogenannte Ölpresskörbe gepackt, in denen die Pressung stattfindet. Dafür braucht es einen sehr starken Druck. Anschließend muss die herausgepresste Flüssigkeit ruhen, bis sich das Öl auf dem Wasser abgelagerthat und abgeschöpft werden kann. Es gibt nur noch wenige Ölmühlen, in denen so traditionell gearbeitet wird. Die meisten Öle werden durch ein moderneres Verfahren gewonnen, bei dem die Oliven gewaschen, geputzt, zerkleinert werden. Anschließend wird der Olivenbrei ausgepresst und das Öl mittels einer Zentrifuge vom Wasser getrennt. Eine Zugabe von Wasser beschleunigt die Trennung. Wir unterscheiden hier zwischen der Zugabe von warmem und kaltem Wasser, also kalt gepresstem und warm gepresstem Olivenöl.«
»Wo ist der Unterschied?«, fragte Ole, und Malte bedachte ihn mit einem strengen Blick und schüttelte den Kopf.
»Also wirklich, Ole, das weiß doch jeder, dass kalt gepresstes Olivenöl hochwertiger ist!«
»Ja, aber warum?«, hakte Ole nach.
»Ist doch egal, uns geht es hier nicht um warm und kalt, sondern um die Handarbeit, die hier noch in der Landwirtschaft steckt«, meinte Dieter.
Der Müller nickte, als habe er verstanden, und erklärte weiter: »Allora: Um kalt gepresstes Olivenöl herzustellen, ist es wichtig, dass während des gesamten Pressvorganges die Temperatur von achtundzwanzig Grad nicht überschritten wird.«
»Das stelle ich mir aber schwer vor, manchmal haben die hier doch schon im April so hohe Außentemperaturen«, meinte Paula.
»Außer in diesem Jahr, da haben die Sizilianer Monsunzeit«, brummte Malte.
»E quindi, bei der Zugabe von warmem Wasser wirdmehr Olivenöl gewonnen als bei Zugabe von kaltem Wasser, das Öl ist also ein wenig verwässert, könnte man sagen«, führte der Müller weiter aus. »Anschließend muss das Öl noch einige Wochen lagern, bis sich alle Schwebstoffe abgesetzt haben. Das Besondere an unserem Betrieb ist, dass es uns mit unseren Presstechniken gelingt, den Eigengeschmack der Oliven besonders gut zu erhalten.«
Das glaubte sicher jeder Olivenölproduzent von seinem Produkt. Aber wir hatten keine Vergleichsmöglichkeit, denn die Zeit reichte weder für eine Verkostung noch für einen Vergleich mit anderen Ölmühlen. Also glaubten und filmten wir. Den Filter, durch den das Olivenöl von Schwebstoffen befreit wurde, mussten wir uns dabei vorstellen, ein Blick in die Tonnen war aus hygienischen Gründen untersagt.
»Den Filtervorgang könnten wir zur Not auch noch mit Drei-D-Darstellungen veranschaulichen«, sagte Dieter. »Aber eigentlich geht es bei unserem Film ja weniger um die wissenschaftlichen oder technischen als um die moralischen Aspekte der
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