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Amore siciliano

Amore siciliano

Titel: Amore siciliano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luzie Bronder
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bestätigte sie uns in dem Verdacht, dass Simona und Paolo einst ein Paar gewesen waren.
    »È storia vecchia. Das liegt nun schon viele Jahre zurück«, erklärte Nonna. »Keiner weiß so recht, weshalb sie sich dann getrennt haben. Aber Simona ist ein gutes Mädchen, sie wird eines Tages einen Mann finden und mir reichlich Enkel schenken.«
    Ich war zufrieden mit dieser Auskunft. Offenbar belegte hier niemand den attraktiven Nachbarn mit gültigen Besitzansprüchen.
    »Ci piacerebbe vedere il film. Wenn eure Dreharbeiten abgeschlossen sind, würden wir uns freuen, uns das Ergebnis auch einmal ansehen zu können«, sagte Nonna Margherita. »Man will ja schließlich wissen, wie einen die Zuschauer im Ausland zu sehen bekommen.«
    »Nur positiv!«, versicherte ich. »Wir berichten über die harte Arbeit bei der Olivenernte auf den verschiedenen Höfen, die Verarbeitung des Öls in der Ölmühle, die Wege der Obst- und Gemüsesorten durch eine Lebensmittelfabrik und zum Händler. Und wir zeigen auch die Kreativität einzelner Biobauern, wenn es darum geht, ihreHöfe trotz wechselnder Lebensumstände wirtschaftlich zu betreiben, so wie es zum Beispiel Signora Forchielli auf ihrem Hof gelungen ist.«
    Puh, was für ein Satz – jede zweite Vokabel musste ich während des Sprechens in meinem Hilfe-für-unterwegs-Dizionario nachschlagen, und vielleicht hatte ich doch etwas vertauscht, denn Nonna Margheritas Blick verdüsterte sich merklich.
    »Ist etwas nicht in Ordnung?«, fragte Charly, während ich noch einen Löffel Ricotta verdrückte.
    »Sagtest du Signora Forchielli?«, fragte Nonna.
    »Ja, kennst du sie? Sie ist eine reizende Frau, so positiv, lässt sich nicht unterkriegen, obwohl ihr Mann sie wegen einer anderen mit Hof und Kindern sitzengelassen hat.«
    »Der Mann führt ein negozio di alimentari in Palermo?«, fragte Nonna weiter.
    Ich war verblüfft. Wie klein die Welt doch war, Nonna schien Signor Forchielli zu kennen.
    »Genau! Sie verkauft ihm sogar noch ihre Ware. Ich könnte das nicht, ich wäre viel zu verletzt.«
    »Der hat sie mit sechs Kindern sitzengelassen?«, fragte Charly. »So ein Schuft! Und wie mies von der anderen Frau, einer anderen nicht nur den Ehemann, sondern einen Familienvater auszuspannen. Als ob es nicht genug Männer gäbe, die noch zu haben sind. Wie selbstsüchtig!«
    »Ti presento mia nuora. Diese andere Frau, die ihr den Mann weggenommen hat«, sagte Nonna Margherita, »ist meine Schwiegertochter Lucia.«
     
    Nun war es also doch noch herausgekommen, das große Rätsel um die de Vivos. Wer hätte auch geahnt, dass meine tapfere Entenbäuerin aus Taormina das Pendant zum verlassenen Michele war. Der Abend endete mit zwei Flaschen Vino an der Bar, es war das erste Mal, dass ich die Großmutter dort erlebte. »Il bar è per gli uomini«, erklärte sie. »Wir Frauen sitzen abends lieber in der Küche zusammen, um unter uns etwas zu trinken.«
    An diesem Abend aber brauchte sie ganz offensichtlich einen echten Tresen, an dem sie sich festhalten konnte, denn nun wollte sie alles über Signora Forchielli und ihre zahlreichen Bambini wissen. Die Vorstellung, dass es der Familie des Mannes, der ihr die Schwiegertochter genommen hatte, noch schlechter ging als ihrer eigenen, schien Nonna Margherita zu versöhnen. Sie fragte mich nach der Adresse von Signora Forchielli und sagte, sie würde ihr und den Kindern einen Besuch abstatten – wie alt die Kinder denn seien und was man ihnen für Geschenke mitbringen könnte. Ich war nicht sicher, ob die Entenmama sich über solch einen Besuch freuen würde, doch bis dahin waren wir ja längst wieder in Deutschland und aus der Schusslinie.
    Charly war am Ende des Tages restlos begeistert. »Das war die beste Idee seit langem, dich hier zu besuchen!«, erklärte sie, als wir noch einen Abendspaziergang durch den Olivenhain machten, damit ich meine Nikotinsucht befriedigen konnte. »Diese Menschen sind so lebendig, egal ob es um Freude oder Leid geht, sie sind immer leidenschaftlich. Ich bin schon mächtig gespannt auf diesen Paolo, wann stellst du ihn mir vor?«
    »Ich weiß nicht«, meinte ich. »Morgen bin ich erst mal allein mit ihm verabredet, er will mir ein typisch sizilianisches Gericht kochen.«
    »Dann will er was von dir«, behauptete Charly. »Ganz klar. Wenn sich ein Mann so ins Zeug legt, hat er Pläne.«
    »Die Sizilianer sind so stolz auf ihre Küche, vielleicht hat das gar nichts zu bedeuten. Denn warum sollte er seine Meinung

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