Amore siciliano
half ich Paula, ihre Sachen in das Einzelzimmer hinüberzutragen. Die Tür zu Jakobs Zimmer stand einen Spaltbreit offen. Im Vorbeigehen hörte ich meinen Namen und hielt inne. Das war doch Maltes Stimme!
Interessiert trat ich näher an die Tür und lauschte. Was hatte er denn mit Jakob über mich zu bereden?
»Na klar, die kommt wieder angekrochen, spätestens in Berlin, wirst sehen! Die kann doch gar nicht ohne mich!«
Sprach er wirklich von mir? Ich traute meinen Ohren kaum. Jetzt spinnt er total, dachte ich, und horchte gespannt weiter.
»An Selbstbewusstsein mangelt es dir jedenfalls nicht«, meinte Jakob. »Kratzt es dich denn gar nicht, dass sie dich vor uns allen abgeschossen hat? Also, wenn eine Frau so mit mir Schluss machen würde – ich hätte die Nase voll von der und würde ihr keine Träne nachweinen. So toll sieht sie nun auch wieder nicht aus mit dem Rote-Zora-Look.«
Sehr nett, jetzt zeigte also Jakob auch mal sein wahresGesicht! Ich war kurz davor, das Zimmer zu stürmen und Jakob meine Rote-Zora-Meinung zu geigen. Doch meine Neugier, wie diese Schmierenkomödie weiterginge, war zu groß. Ich entschied mich fürs Weiterlauschen, was sehr aufschlussreich war.
»Ich wette mit dir«, hörte ich Malte sagen. »Keine drei Wochen, dann kommt sie wieder an. Aber dann werd ich sie schön schmoren lassen, bis ich mich ihrer erbarme.«
»Wenn du dich da mal nicht täuschst«, brummte der andere. »Im Moment sieht es nämlich eher danach aus, dass da ein ganz anderer Typ bei unserer Lexi angesagt ist.«
»Du meinst den Bauern von nebenan? Das hab ich geklärt. Hast du nicht ihr Gesicht gesehen, als ich behauptet habe, der wäre mit Simona zusammen? Damit ist er außer Konkurrenz, denn Lexi würde nie versuchen, einer anderen den Kerl auszuspannen, dafür ist sie viel zu korrekt.«
»Im Gegensatz zu dir«, meinte Jakob. »Und, wie ist nun dein Plan zur Wiedereroberung? Oh, Moment, ich schließ mal lieber die Tür.«
Ich konnte gerade noch weghuschen, bevor Jakob die Tür schloss. Nun konnte ich dem Gespräch nicht mehr folgen, aber was ich gehört hatte, reichte mir vollkommen. Wie hatte ich Malte nur so falsch einschätzen können! Was war er nur für ein Schuft. Der schöne Schein hatte seit unserer Ankunft auf Sizilien stetig an Glanz verloren, aber nun blieb wirklich gar nichts mehr übrig von dem, was ich an meinem Exfreund gemocht hatte. Fehlte nur, dass er in Wahrheit gar kein Vegetarier und Umweltschützer war.
Aber immerhin, wenigstens war jetzt die Wahrheitüber Paolos Beziehungsstatus raus: Er war alles andere als vergeben. Und ich hatte morgen eine Verabredung mit ihm. Dieser Lauschangriff hatte sich gelohnt.
Ich beschloss, mir später zu überlegen, was ich mit meinen Informationen anfangen würde, und lud Paulas restliche Garderobe in ihrem neuen Zimmer ab, dann holte ich rasch Charly ab, und wir machten uns auf zu Nonna Margherita.
»Ricotta infornata alla de Vivo!«, schwärmte Nonna und stellte uns die Basiskäsemolke vor die eifrigen Hände. Dann begann die Rührarbeit. Charly und ich bissen die Zähne zusammen und rührten, was das Zeug hielt, bis Nonna erhitzte Milch hinzugab und die Masse zu gerinnen begann.
Die Ricottaflocken, die sich hierbei bildeten, wurden anschließend abgeschöpft, um die Flüssigkeit auszulassen, und mit Salz gewürzt. »Quasi pronta. Nun noch in geeignete Gefäße füllen und abkühlen lassen«, erklärte Nonna.
»Und dann ist er fertig?«, fragte Charly.
»Nicht ganz! Ordentlich gewürzt, kommt die Käsemasse erst noch einmal in kleinen Gefäßen in den Ofen, um auszureifen. Am Ende sollte er dann so schmecken«, sagte unsere Zauberköchin, und schon bekam jede von uns einen Löffel Ricotta in den Mund. »Man kann auch Büffelmilch verwenden«, erklärte sie, »dann schmeckt er so« – wieder wurden die Löffel in unsere neugierigen Münder geschoben – »oder die Hitze bei der Herstellung oder die zugefügten Gewürze variieren. Jeder Käse schmeckt anders, wenn man ihn selbst macht.«
Ich war begeistert. Charly nutzte derweil die Gelegenheit, Nonna Margherita in unbeholfenem Englisch nach dem örtlichen
Who♥ Who
auszufragen. Ich lauschte gespannt, ob sie auch etwas über die Familiengeheimnisse der de Vivos preisgeben würde. Doch der Verbleib der Mamma Lucia blieb ein Geheimnis – mehr als das, was ich schon wusste, nämlich dass sie Michele wegen eines anderen verlassen hatte, bekam auch Charly nicht aus der Großmutter heraus. Dafür
Weitere Kostenlose Bücher