Amors Glücksfall (German Edition)
aus wie ein begossener Pudel. Stella mit ihren unzähligen Sommersprossen, Mia mit dem einzigen Muttermal auf dem sonst so weißen Gesicht. Sie sieht aus wie gemalt. „Der Rest ist schon da!“, sagt sie. „Kommt rein!“
„ Der Rest?“, denke ich panisch. Ist jemand anders als Wolfgang und sie da?
„Hier, für dich. Und danke für die Einladung“, murmle ich und drücke ihr die Rosen in die Hand. Mein Blick spricht offensichtlich Bände.
„Hat Stella dir nichts gesagt?“
Ich versuche den Fluchtreflex zurückzudrängen. Es hilft ja nichts. Ich weiß sofort, was los ist. Zu meiner Überraschung sehe ich als erstes Jü, der etwas finster dreinblickt. Seine Haare sind heute so strähnig wie die seines Bruders. Ich nehme an, dass man auch ihn bis eben über die anderen Gäste im Dunkeln gelassen hat. Weswegen er sich wohl keine Mühe mit der Körperpflege gemacht hat.
„Hi Alter“, begrüßt er mich, nicht einmal darum bemüht, erfreut zu wirken, mich zu sehen. Ich krame in meinem Gedächtnis.
„Hast du die falsche Pizza bekommen oder was ist?“
Im Gegensatz zu unserer letzten Begegnung in Lorenzos Wohnung ist er wie ausgewechselt.
„Pizza?“, fragt er ein bisschen weniger pampig. „Ach ja, die Pizza!“ Er erinnert sich. Ich sehe Wolfgang und erinnere mich, dass ich noch Schulden bei ihm habe. Ich greife in meine Tasche und suche das Geld heraus.
„Hallo Lorenzo!“ Er kommt auf mich zu und gibt mir die Hand. „Schön, dass du da bist!“
Entweder ich habe ein Augenproblem, oder er zwinkert mir zu. Erst denke ich, er macht mich an. Dann aber checke ich, dass er etwas anderes meint. Ein paar Meter weiter sehe ich den Grund dafür. Er wird gerade von Stella umarmt, was mich in eine Stimmung versetzt, die ich bisher so nicht kannte. Ich bin sauer. Auf ihn und auch auf sie. Nur den Grund dafür kriege ich auf die Schnelle nicht raus. Ich nicke zu Karim herüber und beschließe die Sache zu ignorieren.
„Was ist denn mit deinem Bruder los?“, frage ich stattdessen Wolfgang. Jü kommt näher.
„Frauen sind scheiße“, brummelt er.
„Liebeskummer“, sagt Wolfgang. Ich verstehe. „So sehen also Liebeskranke aus“, denke ich und sehe mir Jü noch mal genauer an.
„Kannst du da nicht was machen?“, fragt Wolfgang und starrt auf meine Hand, mit der ich ihm einen 10-Euro-Schein zustecke. „Wofür ist der?“ Er klingt irritiert. Wir wandern in den größeren Raum, der offensichtlich das Wohnzimmer ist. Der Tisch ist schon gedeckt. Jü starrt mich noch irritierter an als sein Bruder.
„Nicht was du denkst!“, sage ich. „Außerdem kriegst du heutzutage für zehn Euro nicht mal eine Umarmung.“
„Lorenzo!“ Mias Stimme klingt entsetzt : „Ich dachte, du bist für Liebe zuständig und nicht für Schweinereien.“ Sie stellt sich zu uns.
„Es sind meine Schulden für die Pizza letztens“, stelle ich klar. Mein ernster Ton verhindert nicht, dass ein Gelächter losbricht. Mia drängt sich zwischen mich und Wolfgang und sieht zu mir hoch.
„Hast du ihn begrüß t?“, fragt sie im Flüsterton. So eine Scheiße! Aus dieser Nummer komme ich wohl jetzt nicht mehr raus.
„Habe ich“, gebe ic h knapp zurück. „Sag mal, dieses Ding hier“ versuche ich sie abzulenken und starre auf das Muttermal neben ihrem Mund.
„Was ist damit?“, lächelt sie. Ich beuge mich ein Stück runter. Von so nah habe ich mir Mia noch nie angesehen.
„Na ja, es ist ja nicht immer an der gleichen Stelle .“ Ich sehe zu Stella und Karim. Mia lacht auf.
„Sag bloß, dass du das Glück hast, deine Pickel immer an der gleichen Stelle zu haben?“ , fragt sie. Ups. Pickel? Karim sieht sich um und lächelt mir zu. Wieder lacht Mia auf. Für die Meute steht eindeutig fest, was hier heute noch passieren soll. Mein Blick schnellt panisch zu Jü, der gelangweilt herumsteht und sich immer wieder durchs Haar fährt. Dann sehe ich rüber zu Stella, die sich weiterhin mit Karim unterhält. Mittlerweile haben sie es sich auf Mias Couch bequem gemacht und plaudern ausgelassen. Zu ausgelassen für meine Begriffe. Bevor ich mich allerdings weiter aufregen kann, kommt mir wieder Mia dazwischen. Ich starre auf ihren getarnten Pickel und grinse unentwegt. All die Monate habe ich darüber gerätselt und jetzt ist das Ganze so lächerlich einfach.
„Will Signore mein Essen vorkosten?“, fragt Mia. Lorenzo, der Koch, scheint einen Ruf zu haben, dem ich nur bedingt gerecht werden kann. Aber ich esse gerne, also folge
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