Amors Glücksfall (German Edition)
Kopf. Und auf seiner Stirn erscheinen tausende von winzigen Fältchen.
„Manchmal kommen genau die Menschen nicht zusammen, die zusammengehören“, sagt er traurig und überlegt. Noch immer fällt es ihm schwer, nicht daran zu denken, wie sehr er mit Stella und Mark gescheitert ist. Calopea Recht zu geben , ist weniger schwer, als wirklich zu verstehen, dass seine Arbeit nicht immer Erfolg haben kann. Die erste Niederlage! Auch die vielen Erfolge danach machen sie nicht wett. Nichts macht sie wett! Er hält sich eine Hand vors Gesicht und versucht seine Tränen zu unterdrücken. Ich will nicht, dass es so ist, pocht es in seinem Kopf. Ich will nicht, ich will nicht, ich will nicht! Calopea streckt ihre Hand aus und legt sie auf seine linke Wange.
„ Du glaubst doch nicht wirklich, dass es Lorenzo ist, der sich Stella so nahe fühlt und der sie partout nicht hergeben kann?“, will sie ihn fragen. Im gleichen Moment aber bemerkt sie, dass er weint, beißt sich auf die Unterlippe und beschließt zu schweigen. „Wer weiß schon, für was es gut ist, dass du die beiden nicht zusammen bringen konntest“, flüstert sie nach einer Weile, beugt sich zu ihm herunter und küsst ihn mitten auf die Stirn.
35 Der Koch in mir
„Na komm schon!“, rufe ich Stella zu und beobachte sie dabei, wie sie sich auf der halben Strecke zwischen dem U-Bahnhäuschen und Mias Haus unter einem Kastanienbaum herumdrückt. Ich warte bereits seit ein paar Minuten auf sie in der trockenen Sicherheit und grinse, dass ich sie ausgerechnet jetzt erblicke. Mich hat der Regen nur ein bisschen gestreift.
Jetzt fallen die Tropfen allerdings wie riesige Muskattrauben vom Himmel und platzen mit leisem Klatschen auf dem Boden. Dort, wo Stella steht, muss es furchtbar scheppern. Sie hält sich die Ohren mit flachen Handflächen zu und sieht nach oben. Der Regen erreicht sie auch unten. Ich kann ihr nasses Gesicht von meinem Platz aus sehen. „Komm Stella, mach‘ schon! Wir sind schon über der Zeit!“ Sie rennt los. Vor mir angekommen, sieht sie ein bisschen aus wie ein Straßenköter, der sich in eine Pfütze geworfen hat, um sich ein wenig abzukühlen. Die nassen Strähnen in ihrem Gesicht täuschen darüber hinweg, dass wir August haben. Es ist warm, es ist schön. Nur regnet es gerade, das ist alles.
„Du bist e in Schatz“, lächelt sie mit dem Blick zu den Blumen, die ich besorgt habe, stellt sich auf die Zehenspitzen und küsst mich auf die Wange, die ich ihr hinhalte. In ihrem Rucksack befindet sich eine Flasche Rotwein, wie wir es ausgemacht haben. Ich kann sie durch die nasse Lasche hindurch sehen und hoffe für Stella, dass sie nicht noch mehr Sachen in ihrem Rucksack verstaut hat. Schon gar nicht welche, die kein Wasser vertragen. Stella trägt nämlich einen kleinen See auf ihrem Rücken spazieren. Ich streiche ihr über die verklebten Locken und zupfe kleine Blätter aus ihrem Haar. „Frau Lippers?“, fragt sie, während sie versucht still zu stehen. Nach der Nummer im Supermarkt ist die Frage fast überflüssig. Ich nicke dennoch.
„Wirft s ie doch tatsächlich mit Blumen nach mir“, murmle ich, drücke die Haustür auf und lasse Stella vorgehen. Sosehr ich sonst für Innovationen bin und mich der Druck der noch fehlenden drei Paare langsam um den Verstand bringt, es ist mir eine Lehre, bei dem altbewährten Konzept von Amor zu bleiben. Auch wenn dieses Konzept gerade partout nicht funktionieren will.
„ Margeriten bitteschön, ja?“, lacht Stella. Im Treppenhaus hallt ihre Stimme ein bisschen. „Und was sagte der Mann daraufhin?“, fragt sie weiter, obwohl ich ihr die Geschichte schon zweimal am Telefon erzählt habe.
„Nichts. Er ist geflüchtet!“ Wir marschieren die Stufen hinauf. Ich sehe zu, wie das Regenwasser ihr aus dem Rucksack auf die Jeans tropft. Statt Stella zu warnen, starre ich wie gebannt auf die kleinen Flecken, die sich über ihren ganzen Hintern verteilen. „Du musst dir vorstellen, gerade flirtet sie noch und wumm: Wird sie zur Furie und schreit herum. Ich glaube, er war mir ganz dankbar.“
Ic h hoffe, Mia wohnt nicht so weit oben wie ich und Stella. Obwohl sie vorausgeht und ich mich darauf verlasse, dass sie weiß, wohin wir müssen, sehe ich mir zwischendurch die Namensschilder an. „Eine alte Gewohnheit“, denke ich und höre im gleichen Moment, wie eine der Türen aufgeht.
„Da seid ihr ja!“ Die schöne Mia hat sich zurechtgemacht. Gegen sie sieht Stella noch mehr
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