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Amors Glücksfall (German Edition)

Amors Glücksfall (German Edition)

Titel: Amors Glücksfall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Wasser
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ich bereits bemerkt habe, überpenibel sauber. Lorenzo muss einen Putzfummel haben, was ich ihm so nie angesehen habe. Ich habe mir nie besonders viel aus ihm gemacht. Erfolgreiche Mitarbeiter lasse ich größtenteils ihr Ding machen. Lorenzo kommt einmal im Monat in mein Büro und wir besprechen die vergangenen vier Wochen. Dann vereinbaren wir Ziele. Solche Dinge wie Reduzierung der Kundenkündigungsquote oder Erhöhung der
    E mpfehlungskundenanzahl. Lorenzo ist einer meiner fleißigsten Bienen. Ich glaube, er hat viel Spaß an seinem Job. Und er ist einer der wenigen, die mich noch nie nach einer Gehaltserhöhung gefragt haben. „Hätte er besser getan“, überlege ich jetzt. Ich bin an seinem Kühlschrank angekommen. Er ist nicht besonders voll, die Lebensmittel sind vom Meiers, wenn ich das richtig kombiniere. Zwei, drei einzelne Meiers-Tüten liegen gefaltet auf der Küchenarbeitsplatte daneben. Und an der Wand mit den Postkarten finde ich ganz viele bunte Klebeherzen, wie es sie nur bei Meiers gibt. Man kriegt sie dort geradezu aufgezwungen. Ich glaube, es handelt sich um eine Treueaktion für die gelangweilten Hausfrauen. Und für Lorenzo, wie mir scheint.
    Ich schließe die Kühlschranktür und gehe ins Schlafzimmer zurück. Vielleicht sollte ich mich hinlegen? Wenn ich später wieder wach bin, ist dieser Albtraum womöglich schon verflogen. Aber ich werde Lorenzo nie wieder mit den gleichen Augen betrachten. Das ist sicher. Vielleicht gebe ich ihm einfach ohne Nachfragen etwas mehr Geld, damit er einen volleren Kühlschrank hat. Jedenfalls lasse ich das mit den kleinen Gehässigkeiten in seine Richtung ab sofort. Bunte Klamotten hin oder her.
    Als ich die Bettdecke zurückschlage, sehe ich das blinkende
    Telefon. Eine große „4“ starrt mir in kleinen roten Punkten entgegen. Ich drücke auf „Okay“ und dann mehrfach auf „weiter“. Es ist immer Stella und sie klingt jedes Mal besorgter. Die letzte Nachricht kenne ich. Als ich sie höre, will ich mich am liebsten noch einmal kneifen. Ich drücke wie ferngesteuert auf „Wählen“ und gebe die Nummer der Vermittlung in die Tastatur ein. „Universitätsklinikum Großhadern, bitte“, sage ich so ruhig es geht. Gleich wird sich alles aufklären, da bin ich mir sicher. Ich werde drei Mal quer durch das Krankenhaus verbunden und bin am Ende schockierter als zuvor. Was im Moment schon eine große Kunst ist.
    „Mark Hübner, sagen Sie? Ja, er ist hier. Sind Sie sein Bruder?“, fragt mich eine strenge männliche Stimme.
    „Nein“, sage ich wahrheitsgemäß und schon waren die zehn Minuten beinahe umsonst gewesen.
    „In diesem Fall möchte ich Sie bitten, sich an die Familie von Herrn Hübner zu wenden“, sagt der Mann sehr bestimmt und doch so freundlich, dass ich es nicht schaffe, ihn anzupampen. Er blättert offensichtlich in einem Buch. Ich höre die Seiten rascheln. „Können Sie mir vielleicht die Telefonnummer eines seiner Angehörigen geben?“
    „ Oh Mann!“, schließt es mir durch den Kopf: „Mutter ist noch nicht benachrichtigt worden.“ Kurz danach denke ich: „Es muss etwas Ernstes sein.“ Eine seltsame Vorstellung ist es, sich nach dem eigenen Zustand zu erkundigen. Noch seltsamer ist es, wenn man dazu nicht einmal eine Auskunft bekommt.
    „Ja, hier ist die Nummer seiner Mutter“, sage ich und lasse den Mann mitschreiben. Als ich fertig bin, höre ich mir noch einmal die besorgte Stimme von Stella auf Lorenzos Anrufbeantworter an. Für ein paar Minuten bilde ich mir ein, dass sie mich meint. „Der Körper, in dem ich stecke, berechtigt mich zu diesem Selbstbetrug“, denke ich und wähle nun selbst Mutters Nummer. Doch dann drücke ich sie weg, gehe an die Tür, nehme den Schlüsselbund, den Stella zurückgelassen hat und fahre in die Klinik. Ich weiß, dass der Mann von der Inneren war. „Also werde ich mich schon irgendwie wiederfinden“, beschließe ich.
    „Grüß Gott, allgemeine Fahrscheinkontrolle!“, erklingt es etwa eine Minute, nachdem ich mir einen Platz ausgesucht habe, direkt hinter mir. „Scheiße“, denke ich, „Scheiße, Scheiße, Scheiße!“ So haben wir nicht gewettet! Als der Mann sich mir nähert, versuche ich zu lächeln. Ein sehr hilfloses Lächeln vermutlich, denn der Fahrscheinkontrolleur weiß es sofort zu deuten. Ich komme mir vor wie eine Maus, die von einer Katze angestarrt wird, bevor diese zu dem finalen Sprung ansetzt. Gut, ich bin eine übergroße Maus und der Mann hier ist eher eine

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