Amors Glücksfall (German Edition)
Argument scheint sie tatsächlich zu überzeugen.
„Zehn Paare“, murmelt sie. Diesmal sage ich nichts mehr. In ihren Augen liegt Traurig keit, die ich nicht deuten kann. Ich traue mich nicht darauf einzugehen, also schweige ich lieber und trinke den grünen Tee, der mich auch nach weiteren zwei Tassen nicht runterbringt.
„Hilfst du mir?“, frage ich irgendwann. Und als sie nickt, könnte ich platzen vor Glück.
41 Professionalität par excellence
„Ich tue es nicht für dich!“, stellt sie noch einmal klar. Ich nicke, während wir auf die Straße treten. Paul Fischer hat nicht zu viel versprochen. Sein befreundeter Notar hat noch mitten in der Nacht Zeit für uns. Außerdem stellt er nicht eine Frage, die mich in Verlegenheit bringt und will auch nicht meinen Ausweis sehen. Stellas Daten notiert er hingegen sogar noch zusätzlich zu den Kopien ihrer Papiere.
„Gut, dann ist ja alles kl ar“, sagt er und nickt ständig. „Die beiden müssen wirklich befreundet sein“, denke ich und sehe zu Paul. Oder sie teilen ein kleines Geheimnis, der solche Transaktionen rechtfertigt. Der Vertrag wird um drei Wochen zurückdatiert.
„ Das macht sich besser, wenn Frau Pfeiffer sich vorstellt“, sagt Paul leise und sieht zu Stella. Ich kann noch immer nicht fassen, dass sie überhaupt mitgekommen ist, geschweige denn, dass sie ihre Unterschrift unter das Dokument setzt. Aber das tut sie tatsächlich.
Es dauert genau zehn Minuten und ich bin meine Firma los. Einundfünfzig Prozent. Unter anderen Umständen müsste ich an meinem Verstand zweifeln. So aber bin ich ein bisschen erleichtert. Und ja, an meinem Verstand zweifle ich ausserdem.
„Ich bin jetzt also nicht nur p ro forma Geschäftsführerin?“, fragt Stella und mustert mich. Ich schweige, schüttle den Kopf und wechsle die Straßenseite. Sie hält noch immer die Mappe mit den Anmeldeunterlagen und den von Paul eingereichten Zahlen in der Hand, während sie mir folgt. Er hat sie gebeten, sich alles genau anzusehen. „Jetzt hängt es von Ihnen ab“, hat er gesagt.
„Jetzt warte halt!“
Ich bleibe stehen.
„Was ist?“
„Und wie soll ich dich jetzt nennen?“
„ Als ob das nicht egal ist“, denke ich und weiß sofort wieder, wie sie erstarrt, als ich meine Unterschrift unter den Gesellschaftervertrag setze. Eigentlich ist es nichts Neues für sie. Ein paar Stunden vorher habe ich sie ja aufgeklärt. Dennoch sehe ich, wie gebannt ihre Augen bei jedem Buchstaben, den ich schreibe, meiner Hand folgen. Sie kennt meine Unterschrift zu genau. Es ist klar, dass es wie bei Paul sein muss, als er sie gesehen hatte. Nur dass Stella mir auch schon vorher etwas mehr glaubte. Das Wissen, weder mit Lorenzo noch mit mir geschlafen zu haben, erleichtert sie offenbar außerdem. Das sehe ich ihr an. Die Tatsache, dass ich es aber versucht habe, beschäftigt sie allerdings weiterhin. Auch das sehe ich. Mit dem gleichen Gesichtsausdruck wie zuvor in Lorenzos Wohnung sieht sie auch jetzt zu mir hoch. Da ist es. Abscheu. Sie hasst mich.
„Ich bin dir wirklich dankbar, dass du es machst“, versuche ich erneut mit ihr ins Gespräch zu kommen. Sie ist wie immer, wenn ich sie verärgert habe, sie allerdings trotzdem professionell sein will.
„Wie ich schon sagte. Ich mache es ausschließlich für die Firma“, sie überlegt einen Moment. „Wie sagtest du noch: Sie ist auch mein Baby“, flüstert sie. Ihr Blick wird unruhig. Sie hält mir die Mappe entgegen, so als wollte sie mir die in die Hand drücken.
„Was hast du vor, Stella?“ Ich hoffe, dass sie jetzt nicht doch noch einen Rückzieher macht. Jetzt, wo sie unterschrieben hat, wäre das das größte anzunehmende Desaster für mich.
„Du sagst, dass ich jetzt eine vollwertige Geschäftsführerin bin, nicht wahr?“
Ich nicke. „Hoffentlich übertreibt sie jetzt nicht“, denke ich, spreche es aber nicht aus. Nur vorsichtshalber, um sie nicht auf falsche Ideen zu bringen.
„Also muss ich mich darauf vorbereiten.“ Sie lächelt ein wenig sicherer. „Ich habe morgen Nachmittag ein Date mit diesem Frank Tanner! Wie ist der eigentlich?“
42 Stella, die Chefin
Die nächsten zwei Tage sind die Hölle. Ich schwanke zwischen allen Empfindungen, die ich mir nur vorstellen kann.
Im Büro spiele ich den Vorsichtigen. Ich will ja Karim nicht völlig verschrecken. Immerhin baue ich weiterhin darauf, dass Lorenzo irgendwann wieder ganz in seinen Körper
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