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Amors Glücksfall (German Edition)

Amors Glücksfall (German Edition)

Titel: Amors Glücksfall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Wasser
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ich, was ihm sonst noch einfällt. Lorenzo ist eindeutig ein Unsicherheitsfaktor. Und überhaupt: Wer soll mir glauben, dass ich ausgerechnet ihn meine Firma vertreten lasse? „Kannst du mich nicht vertreten?“, frage ich leise. „Jetzt nicht als ich, sondern in echt. Als Prokurist oder so“ Paul schüttelt seinen Kopf.
    „Nein. Ich bin dein Steuerberater, das wissen die schon .“
    Mist. Was mache ich denn jetzt?
    „Was habe ich für Möglichkeiten?“, frage ich vorsichtig. „Vielleicht habe ich diese Sache mit dem zurückgekehrten Glück ja doch überschätzt?“, überlege ich. „Bitte Paul, sag mir, dass nicht alles verloren ist“, flehe ich ihn in Gedanken an. Er sucht sich eine zweite Mappe aus einem Stapel Unterlagen heraus.
    „Also: D ie Wettbewerbsbedingungen sehen vor, dass es sich bei den Unternehmen um inhabergeführte Firmen handelt. Angestellte Geschäftsführer werden zwar grundsätzlich akzeptiert, allerdings weniger positiv bewertet“, liest er vor. Ich beginne mich zu erinnern. Diesen Passus kenne ich noch, obwohl mein erster Jungunternehmerpreis fast fünf Jahre zurückliegt. „Das heißt, wenn du gewinnen willst, musst du deine Firma jemandem überschreiben, dem du vertraust“, setzt er nach.
    „Überschreiben?“, frage ich entsetzt . Super! Und wem bitte?
    „Sinnvoll wäre es , wenn derjenige die Firma ähnlich gut kennt wie du selbst.“ Oh nein! „Wir müssten sehen, dass du so schnell wie möglich deine Anteile zu mindestens einundfünfzig Prozent überträgst. Kennst du jemanden?“
    Ich sitze wie erstarrt da und sage kein Wort. Einundfünfzig Prozent heißt, dass ich das Sagen in meiner Firma in fremde Hände gebe. Es heißt, dass ich nur noch der Minder heitsgesellschafter bin.
    „Und wie soll das vonstattengehen?“, frage ich unsicher.
    „Ich kenne einen Notar, bei dem ich jederzeit kurzfristig Termine bekomme. Außerdem kann ich vor ihm bestätigen, dass du tatsächlich Mark Hübner bist.“ Meinen Namen spricht Paul ganz leise aus.
    „Du bist dir sicher, dass man die Sache nicht anders regeln kann?“, vers uche ich noch einmal. Gleichzeitig wird mir klar, dass Pauls Vorschlag der einzig logische ist. Alles andere hieße, dass Munichlive nicht an dem Wettbewerb teilnehmen kann. Was wiederum hieße, dass ich das Preisgeld vergessen kann und dass das Finanzamt den Laden dichtmachen wird. Ich denke an meine letzte Fastinsolvenz. „Das darf nicht noch mal so weit kommen“, beschließe ich trotzig, mache meine Augen zu und beginne zu überlegen.
     
    Schon bald wird mir klar, dass es nur eine Person gibt, die mir dabei einfällt.
     
     

40   Zimmer 27
     
     
    Stella.
     
    Die ich erst vor ein paar Stunden verschreckt habe und die ich nun wie zur Strafe über Stunden hinweg zu erreichen versuche. Ich rufe sie mindestens zehnmal an. Nichts. Viermal drückt sie mich einfach weg. Dreimal lässt sie es durchklingeln. Schließlich macht sie das Handy ganz aus und ich lande nur noch auf ihrer Mobilbox.
    „St ella, es ist wichtig. Bitte ruf‘ mich zurück, ja?“, spreche ich irgendwann drauf. Sie reagiert nicht. Natürlich reagiert sie nicht. Aber was soll ich auch sonst sagen? „Stella, ich will dich heiraten, komm bitte zu mir zurück“? Das würde ich wahrscheinlich sogar wirklich sagen. Vor lauter Verzweiflung. Aber das wird sie mir eh nicht glauben. Ich schreibe ihr eine SMS und fahre ins Krankenhaus. Ich hoffe, dass Stella, anders als ich bei Karim, meine Nachricht liest, statt sie zu löschen.  
    „Klinikum Großhadern, Zimmer 27 auf der Inneren. Ich warte auf dich“, schreibe ich. „Bitte Stella, bitte komm!“, denke ich hoffnungsvoll, während ich den Aufzug nach oben betrete. Natürlich kommt sie nicht. Lediglich meiner Mutter begegne ich später. Ihr und der blonden Krankenschwester, die mich für schwul hält und die ich aus unerfindlichen Gründen auf einmal nicht mehr heiß finde.
     
    „Die Ärzte sagen, dass es keinen Grund gibt, dass er nicht aus dem Koma aufwacht“, höre ich neben mir. Ich stehe am Krankenbett und starre meinen Körper an. „Der Grund steht neben dir, Mutter!“, denke ich und sehe zu, wie sie meine reglose Hand tätschelt.
    „Dann wird er auch sicher bald zu sich kommen“, versuche ich sie zu trösten. Ich sehe zur Tür und dann zurück zum Bett. Noch immer keine Stella. Dabei sehe ich mittlerweile nicht mehr so furchtbar aus wie in den ersten Tagen. Die Augen sind zwar geschlossen, allerdings hebt und senkt sich der

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