Amors Glücksfall (German Edition)
plötzlich an den Tag legt, ist nicht zu fassen. Und so kenne ich sie auch nicht.
„Natürlich“, fasle ich. „Klar will ich das ...“ Ich kann nicht aussprechen , was Stella hören will, bleibe einfach sitzen und starre ihr nach, während sie aus dem Büro verschwindet. Ich stelle mir vor, wie sie sich in ihr schwarzes Kleid zwängt und zum Essen aufbricht. In Gedanken wünsche ich ihr Glück, weil ich weiß, dass wir es beide gut brauchen können. Ich hoffe, sie kann den mürrischen Herrn Tanner um den Finger wickeln. Ich hoffe es wirklich, auch wenn ich ein bisschen neidisch bin. Vor allem, weil Stella sich für den gesamten Abend rarmacht und mich auch später vor dem Telefon sitzen lässt.
Ich höre erst am nächsten Tag von ihr. Am späten Nachmittag des nächsten Tages genau genommen. Fast schon am Abend. Ich fahre gerade nach Hause, als sie mich anruft.
„Hey Stella!“ Ich steige vom Fahrrad ab. „Wieso meldest du dich jetzt erst?“ Ich beiße mir auf die Zunge. Ich klinge sicher ungeduldig. So ungeduldig, wie ich es bin.
„Haben wir was ausgemacht?“, sie tut so, als wäre nichts.
„Wie war der Abend?“ , ich versuche ruhig zu bleiben. Es ist kaum mehr eine Woche, bis es sich entscheidet, ob ich meine Firma nicht doch noch an nomoresingle verscherbeln muss.
„Gut .“
Ich bleibe stehen. Was heißt hier gut? Ich will nicht, dass sie denkt, ich will mich einmischen. Andererseits geht es um Munichlive .
„Wie gut?“, hake ich nach.
„Ja, keine Ahnung, gut halt. Wieso fragst du?“ Sie klingt gereizt. „Der Abend ist bestimmt alles andere als gut gelaufen“, denke ich. Sonst würde sie es mir sofort aufs Butterbrot schmieren. „Kommst du voran, konntest du ihn von deinen Qualitäten als Jungunternehmerin überzeugen?“, will ich sie fragen.
„Was ist mit Tanner?“, rutscht es mir stattdessen heraus.
„Was soll mit Frank sein?“
Ich bin m ir sicher, dass sie sich nur taub stellt. Sie hat genau verstanden, was ich wissen will. „Es geht dich nichts an“, will sie mir bestimmt antworten. Stattdessen schweigt sie aber.
„Stella?“
„Hör auf damit!“
„Womit?“ Ich verstehe nicht. „Ich wollte doch nur ...“, versuche ich weiter. „Immerhin geht es um meine Firma“
„Mark!“
Oh, hat sie gerade Mark zu mir gesagt?
„Ja?“ Es fühlt sich seltsam an. Seltsam, aber irgendwie auch gut.
„Ach vergiss es!“ Sie legt auf. Na toll. Jetzt weiß ich gar nicht, was gestern rausgekommen ist. Ich rufe sie zurück.
„Was ist denn noch?“
„Du hast mich angerufen .“ Guter Plan, Mark! Bleib einfach dran. Hartnäckigkeit hat sich schon immer ausgezahlt. Sie wird dir schon erzählen, was los ist.
„Habe ich nicht“, gibt sie zurück.
„Doch, vorhin.“
Sie antwortet nicht.
„Was wolltest du eigentlich?“, frage ich. „Danke“, höre ich sie etwas entfernter. Sie scheint nicht allein zu sein, weil ihre Worte jemandem anders gelten als mir.
„Entschuldige“, sagt sie jetzt an mich gerichtet. „Was meinst du?“
„Du hast mich angerufen“, wiederhole ich. „Wo bist du überhaupt?“
Sie lacht auf.
„I m Café Lottchen .“
Jet zt lege ich auf und steige aufs Fahrrad. Zehn Minuten später stehe ich an ihrem Tisch und glotze blöd. Zum Glück ist sie allein.
„Was ist denn mit dir los?“, fragt sie irritiert. „Was willst du überhaupt hier?“
Ich setze mich.
„Und, wo ist er?“, frage ich möglichst fröhlich. Immer schön offen fragen, dann wird sie schon verraten, mit wem sie da ist. Ich sehe um mich.
„Wer? Was willst du von mir?“, sie klingt fast schon verängstigt und ich komme mir für einen Moment wie ein verrückter Stalker vor. Am liebsten würde ich jetzt aufstehen und abhauen. Geht aber nicht mehr. Jetzt bin ich schon mal hier, also können wir auch reden. Vielleicht ist sie ja doch allein.
„Jetzt mache es doch nicht so spannend!“, grinse ich, um die Situation etwas aufzulockern. Die Kellnerin kommt an den Tisch, stellt eine Tasse mit Milchkaffee vor Stella und fragt mich, ob auch ich etwas trinken möchte.
„Nein“, übernimmt Stella für mich. „Er wollte gleich wieder gehen.“
Ein Verdacht breitet sich in mir aus. Sie will mich dafür bestrafen, dass ich sie für meine niederen Instinkte benutzen wollte. So geschwollen formuliert sie es gerade sicher in ihrem rot gelockten Kopf.
„Was starrst du mich so an?“, fragt sie zickig. Klar, sie fährt jetzt die Strafstrategie. Aber nicht mit
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