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Amors Glücksfall (German Edition)

Amors Glücksfall (German Edition)

Titel: Amors Glücksfall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Wasser
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Vornamen unter anderem Germanotta?“, liest er vor. „Madonna, Miley Cyrus, Gene Simons oder Lady Gaga. Hmm“ Karim überlegt eine Weile. „Germanotta?“
    Ich werde ein bisschen ungeduldig.
    „Duuu, Karim, hast du schon gesehen, dass ...?“
    Natürlich bemerkt er auch nicht, dass er bereits seit ein paar Minuten allein im Schlaumeier-Chat ist. Oder genau genommen ist er ja gar nicht im Chat, was ihm eben zum Verhängnis geworden ist. Sogar eine virtuelle Testperson will Aufmerksamkeit. Ich setze mich wieder hin und lehne mich in den Stuhl zurück.
    „Madonna ist es auf keinen Fall , sie heißt Louise Ciccone, aber die anderen ..., keine Ahnung!“ Er wundert sich erst nach einer Weile darüber, dass Runys Reaktion auf sich warten lässt. Er beugt sich vor und klickt auf dem Monitor herum. „Sie war doch vorhin so schnell“, murmelt er. „Wo ist die hin?“
    „Geh mal runter.“ Ich zeige mit dem Finger auf das kleine Fenster, das noch immer vor sich hin blinkt.
    „Hätte ich auch verwechselt “, steht als letzter Satz in dem Dialogfeld. Darüber finden sich Sätze wie „Du hast ein interessantes Profil“ und: „Wieso hast du keine Bilder?“
    „Du hast gar nic ht gesagt ...“, beginnt der Junge, sofort aber unterbricht er sich selbst. „Mist, hast du doch. Ähm, also ist sie jetzt einfach abgehauen?“
    Ich schweige . Karim sucht seine Seite nach Symbolen ab, die sich öffnen lassen.
    „Was ist das?“ Endlich findet er die Schatzkiste, die ich ihm zuvor nicht vorgestellt habe. Er klickt drauf und sieht sich das kleine Männchen mit einem großen Kopf an, das auf einer leeren Kiste Bi er hockt. Die Schatzkiste ist sonst leer. „Was soll das sein?“, fragt er unsicher.
    „Klick mal auf die linke Maustaste und gehe auf Details“, schlage ich vor. „Sie hat dich bewertet“, füge ich hinzu, während er die Erklärung en zu der Graphik überfliegt.
    „Sie würde nicht einmal ein Bier mit mir trinken gehen!“, stellt er fest. „Habe ich mich wirklich so oo blöd angestellt?“
    Fast lege ich ihm meine Hand auf den Unterarm, um ihn zu beruhigen. Im letzten Moment überlege ich es mir allerdings anders.
    „Ich wollte, dass du es mal von beiden Seiten siehst“, sage ich. „Die wenigsten Kunden bewerten wirklich so offen, dass das Gegenüber sofort sehen kann, dass etwas schief gegangen ist. Aus dieser Schatzkiste hier setzt sich übrigens das Bewegungsprofil zusammen“, erkläre ich. „Du musst dir das so vorstellen: Mal spielst du hier mit Runy, mal mit jemand anders. Dann gehst du in den Märchenwald oder datest sogar live ...“
    Er nickt. Die Auflösung der Aufgabe leuchtet auf, während Karim seinen Blick statt auf den Bildschirm auf mich richtet. Ich greife zur Tastatur und melde ihn ab, mache die Fenster nacheinander zu und schalte den Drucker ein. „Es ist übrigens Lady Gaga, falls es dich interessiert“, sage ich. „Hier, das hier musst du jetzt lesen und unterschreiben!“ Ich ziehe das Blatt mit der Verschwiegenheitsklausel aus dem Drucker, lasse den Computer herunterfahren und staune über mich selbst. Ich habe in den letzten zwei Stunden nicht eine Sekunde lang darüber nachgedacht, wer ich bin. Wäre hier jemand hereingekommen, hätte er sich gewundert, was ich am Computer „unseres“ Chefs so treibe. Karim gibt mir das Blatt zurück, ich unterschreibe mit meinem eigenen Namen und schiebe das Blatt in die unterste Schublade des Schreibtischs.
    „Lady Gaga“, nuschelt er. „Okay“
    „Morgen bist du um neun Uhr hier. Alles klar?“
    Karims Gesicht erhellt sich, als hätte er nicht ein Spiel verloren und ein vernichtendes Urteil von einer Computerfrau bekommen, sondern als hätte ich ihn gelobt und nicht eben erst abblitzen lassen. Er grinst so breit übers ganze Gesicht, dass seine Oberlippennarbe plötzlich nicht mehr zu sehen ist. Währenddessen beginnt er seine Sachen in die Tasche zu stopfen und spaziert anschließend fröhlich aus dem Büro heraus. Ich hingegen bleibe sitzen und sehe ihm nach, lasse die letzten Stunden noch einmal in meinem Kopf ablaufen. Und schleppe mich erst an Lorenzos Platz zurück, als mir nichts mehr einfällt.
     
    Nach dem zweiten erfolglosen Versuch, mich anzumelden, bemerke ich, dass Lorenzos Nachbarin Mia noch immer nicht da ist. Schade eigentlich. „Vielleicht wüsste sie ja sein Passwort“, überlege ich. Überhaupt würde mir ein wenig Gesellschaft guttun. „Weibliche Gesellschaft“, meine ich. „Weibliche Gesellschaft mit

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