Amors Glücksfall (German Edition)
zusammenbringt, muss er gar nicht extra sagen, weil Calopea es sich auch so zusammenreimt. Auch ist ihr klar, wie Lorenzo und Stella beste Freunde wurden. Dank Amor verliebten sie sich sofort ineinander und wurden bald unzertrennlich.
„Und w as hat Mark mit all dem zu tun?“, fragt Calopea nach einer Weile und begreift auf einmal selbst den fatalen Zusammenhang. „Es war das falsche Pärchen!“, stößt sie aus. „Wann ist es dir klar geworden?“
„ Erst am ersten Tag in der Arbeit“, antwortet der Junge. „Als ich Stella und Mark zusammen gesehen habe, hatte ich keinerlei Zweifel mehr, dass sie es waren, die ich zusammenbringen sollte und nicht Lorenzo und Stella“, gibt er zu. „Am Anfang habe gedacht, dass es gar kein Problem ist, weil Lorenzo doch eh nicht auf Frauen steht.“ Er überlegt. „Keine Ahnung, warum mir das nicht gleich aufgefallen ist“, redet er weiter. „Aber dann habe ich gesehen, wie Mark mit Stella umgesprungen ist und wie sehr er sie ständig verletzt hat ...“ Langsam verstummt er. „Da konnte ich doch nicht ...“ Calopeas Gesicht verfinstert sich. Das Boot beginnt auf dem Wasser herumzutänzeln und rüttelt die beiden durch. Calopea hält sich am Holz fest und starrt ihren Freund an. Nun versteht sie, was er ihr sagen will. Gleichzeitig aber entzieht sich der Sinn seiner Handlungen immer mehr ihrem Verständnis.
„ Du willst mir doch jetzt nicht sagen, dass du warten wolltest, bis Mark Verstand annimmt und netter wird? Ach kommt schon! So funktioniert das doch nicht!“ Sie streckt sich, hängt sich ein wenig aus dem Boot heraus, steckt ihre Hand ins Wasser und legt sich die nasse Handfläche anschließend auf die Stirn: „Du spinnst doch ein bisschen!“ Der Liebesengel versucht sie nicht anzusehen. Nach ein paar Minuten befreit Calopea das Holzruder aus der Halterung, stößt es mit der Unterseite in den See hinein und bedeutet Amor, sich aufzusetzen. „Komm schon. Zu Strafe paddelst du jetzt erst einmal zurück“, sagt sie streng und setzt sich wartend auf die kleine Bank vor ihn. „Ich fasse einfach nicht, dass ich dir helfe!“
8 Die Sache mit den Regeln
Zwei Tage spät er fällt auch dem Letzten im Büro auf, dass der Chef unentschuldigt fehlt. Was dafür nicht einem einzigen Kollegen ins Auge sticht, ist mein neues Aussehen. Lorenzos Aussehen, meine ich. Er ist seit heute früh ein völlig anderer Mensch und niemand sagt auch nur ein Wort dazu. Dabei meine ich nicht einmal seine inneren Werte, sondern seine Klamotten, die ja zu sehen sind. Aber offensichtlich fallen solche Äußerlichkeiten nur mir auf. Die anderen sind eher damit beschäftigt, über Lorenzos innere Werte nachzusinnen. Womit in diesem Fall ich selbst gemeint bin. Mark Hübner, der Chef dieses Ladens hier. Ein ziemlich verhasster Chef, wie sich nun herausstellt.
„Vielleicht hat ihn ja endlich jemand abgemurkst“, sagt Mia ruhig und offenbar völlig ernst. Endlich? Mein Blick gleitet zu ihr. Ich starre sie eine Weile wortlos an. Ihr wanderndes Muttermal sitzt seit drei Tagen über der Oberlippe rechts. Spiegelverkehrt zu Karims Zitternarbe. Ich bin mir noch immer sicher, dass es aufgemalt ist. „Stopp! ‚Endlich abgemurkst‘: Hat sie das echt gesagt?“, ich wusste gar nicht, dass sie mich nicht mag. Meine Mitarbeiter reden durcheinander und lachen. „Was für Schleimer“, denke ich und lache zur Tarnung mit. Wieder sehe ich zu Mia. Die Schlange sieht im Lachen noch hübscher aus als sonst. Ihre Haare sind frisch geschnitten. Deshalb kam sie am Montag auch erst später ins Büro. Frisörtermin. Ein bisschen sieht sie mit ihrem Pagenschnitt wie eine französische Schauspielerin aus. Ich rufe mich zur Ruhe. Diese Frau bringt mich mit ihrem Charme dazu, zu vergessen, dass ich sauer auf sie sein sollte. Für einen Moment bin ich froh, dass niemand von meinem Unfall weiß. Auch wenn es bedeutet, dass niemand eine Ahnung hat, wann ich wieder auftauchen werde. So muss ich zusehen, wie meine Mitarbeiter ihre Witze auf meine Kosten reißen und langsam anfangen die Arbeit weniger ernst zu nehmen. Wenn es so weitergeht, dauert es nicht lange, bis der Erste ganz wegbleibt. Ich bin ja nicht da, um es zu kontrollieren. „Jemand muss ihnen die Meinung sagen!“, denke ich wütend. Leider weiß ich aber auch, dass ich es nicht kann. Ich hasse mich. Also Lorenzo hasst mich. Lorenzo Acht hasst seinen Chef. Davon bin ich überzeugt. „Er würde mir bestimmt einen Unfall an den Hals
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