Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amors Glücksfall (German Edition)

Amors Glücksfall (German Edition)

Titel: Amors Glücksfall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Wasser
Vom Netzwerk:
schnaufe theatralisch. Karim mustert mich, als wollte er herausfinden, ob ich gerade scherze. „Die Welt ist nun mal ein oberflächliches Miststück“, ich unterbreche mich und beobachte seine Reaktion. „Na toll“, sagen mir seine Augen. „Gib mal Runy ein“, schlage ich vor, nachdem er eine Weile herumklickt, ohne dass ihn jemand einlädt. „Darf ich vorstellen? Das ist deine neue Freundin!“ Er öffnet Runys Profil, das ebenso wie seines der Oberflächlichkeit der Munichlive -Welt zum Opfer gefallen ist. Auch sie hat kein Foto eingestellt und streunert wie Latinlover durch die Niederungen der Spielwelt, ohne einen Spielpartner zu finden. Karim zuckt zusammen, als innerhalb weniger Minuten, nachdem er sie angeklickt hat, eine Einladung bei ihm eingeht. 
    „Woher wusstest du das?“, stammelt er. Ich nicke ihm zu, zeige auf den Button, mit dem er die Einladung annehmen kann und warte, bis er Runy bis in das Schlaumeier-Forum und in den privaten Chatraum gefolgt ist.
    „Runy ist ebenso ein Testprofil“, kläre ich ihn auf, nachdem er die Spielanimation gestartet hat und darauf wartet, dass der Moderator ihn und seine Gegnerin begrüßt hat und nebenbei das Spielregelwerk vorstellt. „Wer drei Mal hier war, bei dem ist diese Funktion ausgestellt“, bemerke ich nebenbei.
    „Testprofil?“, fragt er ungläubig.
    „Hörst du mir überhaupt zu?“
    „Hmm .“
    „Wählen Sie bitte die Schwerpunkte ihrer Fragen aus“, fordert ihn der Computer auf. Karim sieht zu mir.
    „Ist wichtig, wenn du glänzen willst“, sage ich. „Je nachdem, wie oft du schon gespielt hast, kannst du es dir nämlich nicht mehr aussuchen. Das macht dann der Gegner.“
    „Ganz wie im richtigen Leben, was?“ , seine Augen glänzen wieder. Er klickt auf Politik und Geschichte. „Es wäre ja zu schön, wäre das Leben immer nur wie das erste Date.“ „Aha, ein kleiner Poet bist du also auch?“, denke ich, lasse seine Worte allerdings unkommentiert. Politik und Geschichte? Gut.
    „Im Übrigen ist der Sinn des Spiel s nicht nur der, möglichst schnell seine Spielpunkte zu sammeln“, sage ich. Währenddessen wird seine erste Frage eingespielt. Ich vermute, dass er mir gar nicht zuhört.
    „Weiß ich!“ , ruft er. „Wie denn das?“, überlege ich. Mein Blick gleitet zum PC-Monitor, erst dann wird mir alles klar. Er meint die Antwort auf die Spielfrage.
    „Ja, dann klick ‘ an.“ Es ist ja auch nicht so schwer, den zweiten amerikanischen Präsidenten zu erraten. Ich nehme an, er hätte John Adams auch ohne die vorgegebenen vier Namen gewusst. Trotzdem freut sich Karim sichtlich, als seine Antwort als einzige stehen bleibt. Jetzt ist Runy dran. Sie bekommt eine Frage aus der jüngeren Geschichte ausgewählt und liegt bei einem Filmtitel richtig, den sowohl ich, als auch Karim nicht kennen. Wir einigen uns darauf, dass es sich bei „Before Sunset“ um einen Frauenfilm handeln muss. Wieder ist Karim dran. Wieder ist seine Frage nicht wirklich schwer.
    „Hast du mir eigentlich vorhin zugehört?“
    Karim sucht seine Antwort aus. Diesmal ist der Dreißigjährige Krieg das Thema.
    „Was hast du gemeint?“, er wählt das Datum 1648 aus und sieht dann zu mir.
    „Du solltes t aber zwischendurch schon auch versuchen, dein Gegenüber kennenzulernen“
    „Wofür?“ 1648 verschwindet. Stehen bleiben nur noch 1618 und 1789.
    „Du weiß schon, was der Sinn dieses Forums ist?“, ich stehe auf und gehe zur Tür.
    „1789 war die Französische Revolution, da bin ich mir sicher“, murmelt Karim und bemerkt offensichtlich erst jetzt, dass ich nicht mehr neben ihm sitze. „Lorenzo?“
    Ich komme zurück und sehe ihm über die Schulter. Karim hat das Ende des Dreißigjährigen Krieges mit seinem Anfang verwechselt. „Wahrscheinlich wäre es mir auch passiert“, denke ich. Es folgt die nächste Frage an Runy. Sie ist eine Computerfigur, die natürlich wieder mal richtig liegt. Nun hat sie Karim überholt. Drei Fragen weiter liegt sie weiterhin eine richtige Antwort vor Karim, obwohl er sich nun keinen einzigen Patzer mehr leistet. Allerdings hat er Runys Profil immer noch nicht angeschaut, obwohl ich ihm dazu geraten habe. Auch reagiert er nicht, als sie in einem kleinen Chatfenster am untersten Rand des Menüs mehrfach eine Frage stellt.
    „So, jetzt aber!“, lacht er stattdessen. „Nächste Frage. Sie kann doch nicht alles wissen!“ Er hofft darauf, aufzuholen.
    „Welche berühmte Person heißt mit ihrem bürgerlichen

Weitere Kostenlose Bücher